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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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mit Nadelfilz-Teppichen ausgelegt. Es
roch nach billigen Desinfektionsmitteln. Eine summende
Leuchtröhre warf de Ramairas Schatten, verzerrt durch die
Lichtreflexe auf dem glatten Cape, an die Wand. Beim Gehen wurde der
Schatten immer länger, bis de Ramaira am Ende des Korridors
durch ihn hindurchging. Die gedämpften Stimmen der
Trivia-Sprecher, die die Abendnachrichten verlasen, drangen aus allen
Zimmern – außer aus Raum 2 C. Eine unlackierte Tür
wie die anderen, das Holz rissig und stumpf. Kein Name in dem
Schildhalter unter der Zimmernummer aus Eisen.
    De Ramaira verzog angewidert das Gesicht. In diesen Zeiten in
einem solchen Loch leben zu müssen… Er hätte nicht
gedacht, daß Rick Florey überhaupt so melodramatisch sein
konnte. Er klopfte an. Leise Geräusche hinter der Tür, dann
wurde sie einen Spaltbreit geöffnet.
    »Hallo, Rick«, sagte de Ramaira. »Hat höllisch
lange gedauert, deine Spur zu finden, selbst über die
FVS.«
    »Besser, du kommst erst mal rein«, antwortete Rick,
dessen Körper von der Tür halb verdeckt wurde.
    Der rechteckige Raum war ziemlich düster. Ein durchgelegenes
Bett in einer Ecke, unter dem Fenster ein Tisch, eine Couch
gegenüber mehreren kleineren Schränken, die akkurate
Delta-Form eines Trivia-Schirms. Auch hier auf dem Boden Nadelfilz,
da und dort schon verschlissen oder zerrissen, so daß die roten
Dielen durchschimmerten.
    Eine muffige, kalte Behausung.
    »Möchtest du etwas trinken? Ich könnte Kaffee oder
Tee holen.«
    »Ich habe gerade gegessen.« De Ramaira setzte sich auf
die schäbige Couch. »Wie lange wohnst du schon
hier?«
    »Drei Tage. Die Häuser am Hügel wurden sofort nach
Schließung der Universität beschlagnahmt. Ich habe eine
Woche bei Max Rydell auf dem Boden geschlafen, bis ich das hier fand.
Jede halbwegs vernünftige Wohnung ist mit Leuten aus den
Vorstädten belegt. Es gehen Gerüchte um, daß die
Aufrührer die Außenbezirke mit ihren… wie nennst du
sie noch?«
    »Mörser.«
    »…mit ihren Mörsern beschießen wollen. Aber
vermutlich weißt du das alles besser als ich.«
    »Natürlich, ich habe immer noch meine Kontakte.
    Das Problem ist nur, die richtigen Signale aus der allgemeinen
Unruhe herauszuhören.«
    »Stimmt.« Rick hockte sich auf die Bettkante und nahm
das Cassettengerät in die Hand, das dort lag. Er schaltete es
vor und zurück, und an seinem Kinn reflektierte das Licht der
Kontrolleuchte. Mit gesenktem Blick sagte er: »Wie ich sehe,
haben sie auch dich geholt.«
    »Was?« Aber dann fiel de Ramaira wieder das Abzeichen am
Kragen des Umhangs ein. »Ich sollte das wirklich abnehmen. Ich
bin im Moment nicht mal im Dienst. Die Concierge glaubte schon, ich
wolle sie verhaften.«
    »Ich denke, sie hält mich für einen Spion.«
Rick lachte. »Vielleicht bin ich auch einer. Ich weiß
nicht mal, für wen ich überhaupt arbeite.«
    Der Regen trommelte gegen die dunkle Fensterscheibe. Die
anfängliche Ruhe des Herbstes schlug ganz plötzlich, wie es
in diesen Breiten üblich war, um in heftige Stürme, die
dann nach und nach abflauten und dem eisigen Winter wichen. In den
Wäldern um die Stadt falteten die Bäume ihre zarten Zweige
weg, und in die Gezeitenmündung fielen Tausende von
Paravögeln ein, um dort auf halbem Wege ihrer Wanderung nach
Norden zu rasten. In den Salzmarschen lagen trächtige Amphibien
starr in ihrem Bau, die Embryos, die sie, noch ehe der Winter vorbei
war, aufgefressen haben würden, begannen sich gerade zu regen.
Der Wind pfiff in den Halmen der Mörserweiden. Regenschleier
peitschten über die Schlammbänke und kräuselten die
Wasseroberfläche in den trägen Prielen.
    Allmählicher Jahresausklang.
    Rick legte das Cassettengerät beiseite und erhob sich, um das
Licht einzuschalten. Schatten verkrochen sich wie Schaben unter den
Möbeln (aber de Ramaira erinnerte sich sofort wieder, daß
es auf Elysium ja keine Schaben gab). Im harten Licht der nackten
Leuchtröhre wirkte das Zimmer noch schäbiger.
    »Sie versuchten, mich ins Gefängnis zu stecken«,
erzählte Rick. »Zumindest sollte es wohl so aussehen.
Wahrscheinlich trauen sie mir nicht. Ich weiß es nicht. Ich
habe immer wieder versucht, irgendwo unterzukommen, aber nichts.
Schließlich traf ich zufällig Professor Collins. Er will
ein Wort bei der Musterungskommission für mich einlegen. Er will
sich in ein paar Tagen bei mir melden.«
    »Schön zu hören. Ich dachte schon, du wolltest dich
hier verstecken, um deine Wunden zu lecken.«
    Rick setzte

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