Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
sich wieder aufs Bett. »Verstecken, vor den
Vigilanten? Schon möglich. Als Siedler in der Stadt
herumzulaufen wird allmählich gefährlich. Und was machst du
so? Gräben ausheben wie die meisten anderen Leute von der
Universität?«
    »Ja, ich habe davon gehört. Wenigstens haben meine
Freunde von der Landwirtschaft endlich ihre wahre Bestimmung
gefunden! Zum Glück konnte ich dem Stadtrat eine Idee von mir
schmackhaft machen. Obwohl ich ihren spekulativen Charakter nicht
verheimlichte, war ich doch überrascht, daß die
Ratsmitglieder zustimmten. Ich machte ihnen klar, daß wir
– die Stadt – diesen Krieg vielleicht nicht gewinnen
würden. Ob du es glaubst oder nicht – in diesem Fall sagt
Constat voraus, daß die Zivilisation den Krieg nicht
überdauern wird. Mit 95prozentiger Wahrscheinlichkeit.«
    »Wow!« bemerkte Rick nur.
    »Genau. Also beruhigte ich erst mal den Rat, das alles sei
natürlich rein hypothetisch und so weiter. Aber nur mal
angenommen, diese Hypothese würde Wirklichkeit. Was dann? Ich
schlug dem Rat vor, für diesen Fall unser technologisches Wissen
zu komprimieren und es zum Wohle der zukünftigen Generationen in
einer Zeitkammer aufzubewahren. Ich gebe zu, es ist nicht gerade eine
originelle Idee. Zeitkammern sind ein längst überholtes
Erbe aus dem Zeitalter der Verschwendung auf Erde; in der Praxis kann
man nicht einfach ein Loch graben, ohne auf irgendwelche vermoderten
Funde aus dem Bagatellbereich des 20. Jahrhunderts zu stoßen.
Wie auch immer – ich möchte unter anderem auch Details aus
dem Bereich der Kommunikationstechnologie mit in diese
Wissenskompression aufnehmen.«
    »Und hier käme ich dann ins Spiel.«
    »Du hast es erraten.«
    »Wer hilft dir sonst noch dabei?«
    »Viele meiner hochverehrten Kollegen an der Universität
begegnen mir plötzlich sehr freundlich. Ich bezweifle, daß
das in diesen Kriegszeiten auf irgendwelche Anwandlungen von
Menschenfreundlichkeit zurückzuführen ist. Wahrscheinlich
erhoffen sie sich davon eine gelegentliche Schonfrist von der
Plackerei in den Gräben mit dem Rest des Lehrkörpers. Ich
betone dabei das Wort ›gelegentlich‹. Der Rat hat das ganze
Projekt als minder wichtig eingestuft. Nützlich vielleicht, aber
eben untergeordneter Natur. Also, machst du mit?«
    »Warum nicht. Aber du verstehst hoffentlich, daß ich
das nicht für die Stadt tue. Ich bin hier ein Außenseiter
und werde es vermutlich immer bleiben. Weißt du, früher
einmal dachte ich, es könnte alles anders werden – ich
würde meine Bürgerschaft erhalten, eine Familie
gründen, sterben und in die Persönlichkeitsmatrices
eingespeichert werden. Aber die Dinge, die ich seit der
Schließung der Uni sah, beispielsweise die Internierungslager,
haben mir die Augen geöffnet. Ich habe meine Meinung
geändert. Andererseits möchte ich aber nicht meine Arbeit
aufgeben. Bisher war für mich alles ziemlich einfach. Aber
gerade jetzt, wo die Dinge schwieriger werden, mag ich nicht so
einfach aufgeben.«
    In Ricks Stimme schwang eine neue Härte und Bestimmtheit mit,
die de Ramaira überraschte. Aber wie sollte er jemals wissen,
was in den Köpfen dieser Kolonisten wirklich vorging? Sie
sprachen dieselbe Sprache, teilten sich in dasselbe Erbe, so
daß man annehmen durfte, man würde sie begreifen –
und dann waren sie einem plötzlich so fremd wie die Aborigines.
De Ramaira erinnerte sich an das Debakel seiner ersten Expedition.
Der Junge – wie war doch gleich sein Name? Und der arme
Lieutenant McAnders, inzwischen verstorben und nichts mehr als ein
Haufen Zahlen in den Matrices. De Ramaira hatte nach ihrem Tod oft
den Wunsch verspürt, mit ihr über die Expedition zu
sprechen, und darüber, weshalb sie den Jungen hatte ziehen
lassen, doch irgendeine seltsame Scheu hatte ihn davon abgehalten.
Besser, man ließ die Toten in Ruhe.
    »Denk ein paar Tage über die Sache nach und komm dann zu
mir. Einverstanden?«
    »Wir sehen uns«, nickte Rick.
    Und das, dachte de Ramaira, nachdem er sich verabschiedet
und die Tür hinter sich ins Schloß gezogen hatte, (die
Leuchtröhre am Ende des tristen Gangs flackerte noch immer, und
wieder von allen Seiten das Gemurmel aus den Trivia-Schirmen) das
konnte zweierlei bedeuten. Mit schweren Schritten stieg er nach
unten. Wir haben aneinander vorbeigeredet, dachte er. Wir
kommen… (aber das war einfach zu simpel, um alles zu
erklären)… wir kommen eben aus sehr unterschiedlichen
Welten.
    Der Geruch nach Politur und regenfeuchter Luft

Weitere Kostenlose Bücher