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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Horizont war ein schattiger, verworrener Haufen
von Streben und Röhren.
    Sie waren unten auf der Oberfläche des Planetoiden, aus
hundert Kilometern in der Sekunde in einem Augenblick zum Stillstand
gekommen. Das große Gewirr war die Ruine des alten fremden
Raumschiffs. Robot brüllte etwas über Engel, und Abel
Gunasekra stotterte, als er eine Frage zu formulieren suchte; und
irgendwo anders in dem Schiff schrie Talbeck Barlstilkin aus Wut und
Angst auf.
    Dorthy fühlte alles dahinschwinden. Oder vielmehr zog sie
sich davon zurück und versank in ihr eigenes Gehirn,
während etwas anderes von dessen Grund aufstieg. Der Schock
hatte ausgereicht, die Membran ihrer Kontrolle zu zerbrechen.
    Sie stand da und torkelte auf Beinen, die zu kurz waren und sich
allenthalben in die falsche Richtung krümmten. Sie war die ganze
Zeit eine Beobachterin gewesen, und es war fremdartiger, als sie es
sich hätte vorstellen können, daß sie plötzlich
in jeden Teil dieses spindeldürren Körpers hinein
ausgedehnt wurde, bis hin zu den krallenlosen Fingerspitzen der
zerbrechlichen fünffingrigen Hände. Auf Zehenspitzen
gehend, die Knie nach außen gerichtet wie ein Sumo-Ringer, trat
sie zu der Dienerin und erdrosselte sich fast selbst, als sie ihr
einen Befehl zu geben versuchte. Menschliche Stimmbänder hatten
die falsche Form, um die flötenden, fast in den Ultraschall
gehenden Triller der Alea zu bilden.
    »Du wirst mich passieren lassen«, sagte das weibliche
Neutrum. »Ich kenne einen Weg, die Marodeure zu vernichten. Bis
das getan ist, werden die Engel dich nie zurückkehren
lassen.«

 
   13
     
     
    Dorthy konnte noch sehen und hören und fühlen; aber sie
konnte ebensowenig mit einem Finger zucken, wie die glatten
Drüsen an ihren Nieren willentlich dazu veranlassen, Adrenalin
auszuschütten. Ihre Sicht war körnig schwarzweiß und
eigenartig begrenzt, als ob sie die Welt aus dem entfernten Ende
eines Tunnels betrachten würde. Das Dröhnen der
Luftströme der Schleuse und verschiedene metallische
Geräusche, als das Gestell ihr einen Druckanzug anlegte, waren
vermischt mit dem dumpfen Klopfen ihres Pulses, dem Rascheln von Luft
in ihrer Kehle und dem Rumoren ihrer Verdauung.
    Alles wurde durch den Denkapparat des weiblichen Neutrums
gefiltert. Ihr Körper fühlte sich merkwürdig
verlängert an, ihre Glieder zu lang und zu dünn, die
Füße in verwirrender Weise von den Händen
verschieden: Ihr Kopf kam ihr geschoren und nackt vor; und sie hatte
eine seltsame gespenstische Empfindung zu beiden Seiten ihres
schwachen Brustkorbes, direkt unterhalb der Brüste… gerade
dort, wo das Paar zusätzlicher Arme sitzen würde, wenn sie
eine Alea wäre.
    Der Helm senkte sich auf ihren Kopf. Riegel schnappten ein. Das
Gestell gab sie frei. Unsicher auf Zehenspitzen gehend, trat sie an
die Kontrollen der Luftschleuse und startete die Frequenz der
Druckentspannung. Dabei benutzte sie Knöchel anstelle von
Fingerspitzen beim Schalten, das Kinn an den Helmkragen
gepreßt, als sie kurzsichtig durch das Visier peilte.
    Irgendwo in ihrem Hinterkopf versuchte Dorthy, sich in das
beruhigende Ritual von Sessan Amakuki zu sammeln, in sich
hineinzuschauen, wo sie vielleicht die Fäden würde sehen
können, die sie mit dem Denkapparat des weiblichen Neutrums
verbanden, und den Weg zurück in ihren eigenen Körper
aufzeichnen. Sie war noch am Probieren, als die Luftschleuse ihren
Zyklus beendet hatte. Die Luke ging hoch, und sie tauchte aus der
Umarmung der künstlichen Schwere des Schleppers auf und flog
über die dunkle, zerklüftete Oberfläche des
Planetoiden.
     
    Sie flog in Mikrogravitation und Vacuum benommen einen Bogen,
wobei sie Zehen- und Fingerspitzen benutzte, um dicht über die
Oberfläche zu gleiten wie ein Kieselstein über Wellen
– einmal, zweimal, dreimal. Dann drehte sie sich auf der
Höhe des dritten Bogens so sauber um wie ein Akrobat und landete
gewandt im tiefen Schatten eines Troges, griff mit gespreizten
Fingern zu und versuchte mit den Füßen, die nicht zupacken
konnten, Halt zu bekommen. Sie schlug fast einen Purzelbaum und
ließ sich dann mit heftigem und lautem Herzklopfen nieder.
Vorsichtig richtete sie sich auf und schaute sich um.
    All dies geschah, ehe Dorthy Zeit hatte zu reagieren.
    Es war dunkel dort auf der Oberfläche des Planetoiden, dunkel
wie in einem tiefen Bergwerksschacht. Einfarbig waren die
üppigen Wirbel der Gaswolken auf kalkige Fingerabdrücke
reduziert, die nichts als sich selbst

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