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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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durchsickern ließ. Zum Beispiel das
Gerücht, daß der FEIND seine Kinder verzehrt. Und das ist
wahr, bis auf einen Punkt.«
    »Ich brauche keine Biologiestunde«, erwiderte Suzy.
»Was ich brauche, ist, daß man mir genau sagt, in was ich
hineingerate.«
    Und dann wurde sie gepackt, gegen Bonadventures Seidenrobe
gepreßt und auf Armeslänge gehalten. Seine Augen starrten
in die ihren. Sie waren blau, mit kleinen gelben Flecken darin. Das
hatte sie vorher nicht bemerkt.
    »Was mir an dir gefällt, Suzy, ist, daß du nicht
wie andere Kurzlebige bist«, sagte Bonadventure. »Du kennst
meine Macht, bist aber nicht übermäßig
eingeschüchtert.«
    Suzy suchte sich aus seinem Griff zu befreien; aber er war stark,
kräftiger als ihre verstärkte Muskulatur. Ihn in die Hoden
treten? Na und?
    Bonadventure zeigte wieder seine Babyzähne, dann ließ
er sie frei. Zu beiden Seiten von ihm sahen der Sekretär, die
wunderbare Frau, die beiden Meditechniker und die anderen Lakaien
alle nicht ganz auf ihn und auf sie. Suzy wurde sich plötzlich
dessen bewußt. Als ob sie mit dem Goldenen in einer
Sicherheitsblase eingeschlossen wäre: Das war seine Macht. Die
Macht, inmitten einer Schar seiner eigenen Bediensteten unsichtbar zu
sein. Die Macht, diesen Gehorsam zu verunsichern. Sie sagte zu dem
projizierten Bild des fetten Mannes – überrascht, wie ruhig
ihre Stimme war: »Sie wollten mir gerade erzählen, woher
der FEIND gekommen ist.«
    »Der FEIND ist alt, wie Sie wissen. Sehr alt. Er kam vor
einer Million Jahren aus dem Zentrum der Galaxis. Er ist aber noch
viel älter. Zwei Millionen, zehn Millionen, eine Milliarde
Jahre. Überlegen Sie einmal, Suzy, was er in all dieser Zeit
entdeckt haben könnte. Sehen Sie, das ist der Preis. Man kann
nicht zulassen, daß die Wiedervereinten Nationen und
Großbrasilien das alles stehlen und für sich
behalten.«
    »Ich kenne über den FEIND zwei Dinge«, sagte Suzy.
»Er besitzt nicht den Phasenwandler, und er ist langsamer als
das Licht. Und wir haben ihn bei BD 20 zum Teufel gejagt. Wie
tüchtig kann er also sein?«
    »Nur eine kleine Kolonie«, sagte Bonadventure.
»Mädchen, wohin du gehst, wird es mächtig viel
haariger sein als der Kampf um BD 20. Dessen bin ich
sicher.«
    Die Frau mit den kalten Augen sagte: »In den falschen
Händen könnte eine vom FEIND gestohlene Technologie
äußerst destabilisierend sein. Das ist der
Punkt.«
    Der fette Mann, plötzlich aus irgendeinem Grund
ärgerlich, sagte: »Das muß man ihr nicht erst
sagen.«
    »Suzy, das sind gefährliche Zeiten«, versicherte
Bonadventure. »Darum verlassen wir uns auf dich.«
    Suzy sah, daß der Sekretär seinem Arbeitgeber ein
leichtes diskretes Zeichen machte, und verstand, daß ihre Zeit
abgelaufen war. Sie platzte mit einer letzten Frage heraus:
»Wohin soll ich also gehen?«
    Aber Bonadventure hatte sich schon abgewandt, und im gleichen
Augenblick verblaßten die projizierten Bilder der anderen
Goldenen. Der weißhaarige Sekretär sagte: »Seyoura
Falcon? Bitte, kommen Sie mit mir! Ich werde Ihnen zeigen, was Sie
wissen müssen.«

 
   5
     
     
    Auf dem Schiff gab es noch ein weiteres TALENT. Dorthy Yoshida war
sich dessen sicher, trotz des Nebels, den Biochemikalien ihres
Implantats ständig in ihren Blutstrom einsickern ließen.
Sie hatte nicht eine Tablette von einem Gegenmittel abgesetzt in all
der Zeit, da sie ein ›Gast‹ der Marine gewesen war, und
hatte sich an dumpfe Empathie geringen Grades gewöhnt anstelle
von scharfem Eindringen anderer Geister. Das war wie ein Leben mit
schlechtem Sehvermögen und ohne eingepflanzte Linse. Man
gewöhnte sich schließlich an verschwommenes Licht.
    Bis jetzt, da sie sich konzentrieren mußte und gewahr wurde,
wie sehr sie verkrüppelt war.
    Sie hatte es mit Zen-Meditation versucht, dem Trick, den sie immer
benutzt hatte, um sich zu beruhigen, um das Echo anderer Stimmen in
ihrem stillen Zentrum zu finden, als sie eine junge Arbeiterin
gewesen war. Aber das hatte ihr nur das seltsame, verdrehte
Gefühl gegeben, als ob jemand ihrer mehr gewahr wäre als
sie seiner, als ob sie sein undeutlicher Reflex wäre in einem
Spiegel am anderen Ende eines langen dunklen Korridors. Ein TALENT
irgendwo auf dem Schiff; aber warum? TALENTE waren selten und teuer
anzuheuern. Warum brauchte Talbeck Barlstilkin zwei? Vertraute er ihr
wirklich, trotz seinen Beteuerungen?
    Es gab niemanden, um ihre Fragen zu beantworten. Sie hatte Talbeck
Barlstilkin oder seine Dienerin seit dem

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