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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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gewesen,
selbstsicher bis zur Arroganz. Ihre ganze Zukunft war vorgezeichnet:
Ein oder zwei Jahre als freiberufliches TALENT und dann die
Fra-Mauro-Universität und eine Laufbahn in Astronomie, Flucht in
die freien Räume des tiefen Weltraums… Aber zuerst war sie
gegangen, ihre Familie zu besuchen, oder was davon nach dem Tode
ihrer Mutter übrig geblieben war. Sie geriet alsbald in einen
Alptraum.
    Ihr Vater hatte das Geld aus Dorthys Vertrag mit dem Institut
benutzt, um eine Viehfarm im australischen Busch zu kaufen; aber
Dürre und Schmarotzer hatten sein Kapital aufgezehrt. Dorthy
hatte Hiroko aus Onkel Mishios blutschänderischen Armen befreit
und für sie ein Apartment in Melbourne gefunden, einen laufenden
Kredit eingerichtet und ihre Laufbahn als freiberufliches TALENT
wieder aufgenommen. Drei Monate in Rio de Janeiro, danach war sie
zurückgekehrt und hatte festgestellt, daß Hiroko fort war,
zurückgekehrt zu der jämmerlichen Viehfarm. Sie hatte nur
eine rätselhafte Notiz der Erklärung hinterlassen: Ich
kann nicht unter Fremden leben.
    Dorthy hatte sie nie wiedergesehen. Sie war zu stolz oder zu feige
gewesen, ihrer Familie wieder entgegenzutreten. Sie hatte ihren
akademischen Abschluß erzielt und war von der Navy vershanghait
worden, an der Expedition teilzunehmen, die einen Planeten eines
unbedeutenden roten Zwergsterns erkundete, der, wie man dachte, durch
den FEIND planetoformt worden war.
    In der Kabine vom Beiboot des Shuttles dachte Dorthy, daß es
so einfach wäre, der Vergangenheit Zutritt zu gewähren. Die
lag immer auf der Lauer, um sie zu überfallen. Ihre eigene
Vergangenheit und die geheime Geschichte des FEINDES, der Alea. Die
arme Hiroko lebte wahrscheinlich noch, und Dorthy fiel nichts ein,
was sie für sie tun könnte, nachdem die Navy sich ihrer
bemächtigt hatte. Und jetzt Talbeck Barlstilkin und vielleicht
eine Chance zur Befreiung.
    In der Mikrogravitation waren in ihren Augen große
Tränen aufgekommen. »Verdammt!« sagte Dorthy und
wischte sie weg. Sie schwamm durch matt erleuchtete Luft in das
Flugdeck des Shuttles. Das war ausgeräumt worden und hing jetzt
voller Kabelstränge. In deren Mitte befand sich wie eine
glänzende schwarze lauernde Spinne das Polycarbongehäuse
eines überschnellen Computers. Illegal für jedermann
außer den WVN oder der Föderationsmarine in diesen Tagen
nach dem Interregnum. Die Verschwörung war also tiefer, als sie
gedacht hatte. Kameras drehten sich, um ihr zu folgen. Aber das
wollte oder konnte keine ihrer Fragen beantworten. So floh Dorthy aus
der gespenstischen Kammer mit ihren realen und eingebildeten
Geistern.
     
    Soweit sie feststellen konnte, war die plumpe zusammengefügte
Struktur noch immer im Zustand der Beschleunigung. Im Kiel zog das
Gespenst der Schwerkraft sie von Saturn weg. Offenbar würde das
von Talbeck Barlstilkin angekündigte Rendezvous zwar im Orbit,
aber bei einem Swingby-Manöver stattfinden.
    Dorthy revidierte ihre Schätzung, wie lange sie sich im
Tiefkühlschlaf befunden hatte. Schiffe wie dieses waren so
klapprig, daß sie nicht mit viel mehr als einem zwanzigstel Ge
beschleunigen konnten… Bei konstanter Beschleunigung ohne
Wendemanöver wären mindestens vier Tage von der
gewöhnlichen Fahrzeit abgeknapst worden. Barlstilkin hatte es
eilig, und das mit gutem Grund. Ein Schiff der WVN-Polizei saß
ihm im Nacken, und wer wußte, welcher Empfang ihm beim Saturn
erwartete.
    Als Dorthy das Schiff untersuchte, hatte sie immer das
Gefühl, ein anderes TALENT beobachtete sie aus ihrer eigenen
Haut heraus. Einmal, als sie in dem Planetarium saß und die
simulierten Sternwindungen der Galaxis betrachtete, glaubte sie, ein
leichtes Zischen zu hören. Sie lief durch das Gewächshaus
über die Brücke, die sich über den Teich des
Wasserfalls spannte, und jagte dem Ton nach über den Korridor,
der sich in die leeren Räume des Schiffs absenkte, dann
schwächer wurde und verschwand. Nur ihr Atem, das Summen der
Ventilatoren und das ständige kribbelnde Rumpeln des
Rückstoßmotors des Schiffes.
    Dorthy hatte keine Lust, Geistern hinterherzujagen, und ging
wieder ins Planetarium. Sie hatte dort ein halbes Dutzend Stunden
verbracht und Szenarien für die Beschleunigung des
überschnellen Sterns ablaufen lassen. Immer wieder änderte
sie die Parameter für die Begegnung des weißen
Zwergdoppelsterns mit dem Schwarzen Loch und versuchte zu sehen, ob
die Marodeure Planeten auf die gleiche Weise hätten
beschleunigen können.

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