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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Biosphäre zerreißen, würde aber nicht
alles zerstören. Nun ja. Sie würde das gern tun. Ameisen
unter einem Brennglas.
    Suzy nahm einen kräftigen Schluck Pflaumenschnaps. Die
Flasche war fast leer, obwohl sie sich nicht richtig betrunken
fühlte. Nur… gelöst.
    Hohe Klippen fielen zurück, als der Flugwagen in einer langen
Kurve auf die hochliegende Gerade einbog. Bis zum nahen Horizont
erstreckte sich netzartig ein Eisfeld, wo Cirruswölkchen wie
Federn am rosafarbenen Himmel standen. Voraus lag der schroffe
Berggipfel, auf dem das Haus von Duke Bonadventure thronte.
    Suzy war einmal auf einer Party gewesen mit jemandem, den sie in
der Stadt kennengelernt hatte, einem Astronomen von der
Fra-Mauro-Universität mit einer Leidenschaft für Filmdramen
des zwanzigsten Jahrhunderts. Als vor ihm plötzlich
Bonadventures Haus auftauchte, hatte er tief Luft geholt und gerufen:
»Das Schloß von Graf Dracula!« Später hatte er
ihr zweidimensionale Schwarzweißbilder mit grobem Korn aus
seinen Beständen gezeigt, und Suzy hatte irgendwie verstanden,
was er gemeint hatte.
    Auf dem steil ansteigenden Fels sitzend, seine von hohen Zinnen
gekrönten Mauern aus massiven Steinblöcken gefügt und
Türme mit schmalen Fensterschlitzen in jeder Ecke, sah
Bonadventures Haus wirklich wie sein imaginäres Gegenstück
aus, bis hin zu dem riesigen Torbogen, durch den der Wagen tauchte
und Suzy in ihren Sitz drückte, als er langsam in einer weiten
Marmorhalle zum Stehen kam.
    Ihr gegenüber zwinkerte Adam X und zwang seinen Mund langsam
zu einem Lächeln.
     
    Es war weit zu gehen von dieser Marmorhalle, durch Korridore, die
so weit waren wie Autobahnen zur Zeit der Verschwendung über
weitgeschwungene Treppen, die zu noch mehr Korridoren führten
und durch große Räume, in denen es nur riesige dunkle
Gemälde an den Wänden gab, und plötzlich über
eine transparente Passage, die eine Tiefe von hundert Metern
überspannte, in der zerbrochene Felsen und Eis lagen,
kälter als flüssiger Sauerstoff. Adam X ging rasch, und
Suzy marschierte hinter ihm her. Sie wurde immer ärgerlicher und
bemerkte kaum die einzige Person, an der sie in all dieser Zeit
vorbeikamen, einen Mechaniker, der verschmitzt lächelte, als sie
hinter Adam X hereilte. Als sie schließlich das Zimmer
erreichten, wo Duke Bonadventure auf sie wartete, war alle Vorsicht
bei Suzy erloschen. Man möge ihr einen der FEINDE zeigen, und
sie würde ihm gern mit bloßen Händen den Kopf
abreißen – sofern er einen Kopf hätte.
    Der Raum war hoch und weit, so groß wie ein Promenadeplatz.
Vom Fußboden bis hoch zur Decke waren weiße Seidenbanner
über Wände aus nacktem Stein drapiert. Suzy stapfte durch
etwas, das wie einige Hektar tiefen weißen Teppichs aussah, zu
der Gruppe von Leuten an der eingetieften Feuerstätte am anderen
Ende, wo blaue Flammen über einem Haufen simulierter
Baumstämme brausten. Auf Titan konnte nicht einmal Gabriel, Duke
Bonadventure II., es sich leisten, Holz zu verbrennen.
    Bonadventure stand mit dem Rücken zu den Flammen. Eine
üppig mit Gold bestickte Robe aus roter Seide war über
seiner Brust offen gehalten. Einige medizinische Techniker
bemühten sich um die Datenausgaben eines tragbaren Autodocs, den
sie auf einen schwarzen Eichentisch gestellt hatten, der über
tausend Jahre alt zu sein schien, mehr aus Stein als aus Holz.
Leitungen führten von ihm zu der diagnostischen Binde um
Bonadventures Arm.
    »Er wird sofort mit Ihnen sprechen«, sagte sein
Sekretär, ein höflicher weißhaariger Mann in einem
auf diskrete Art kostspieligen grauen Anzug, zu Suzy und fing sie gut
dreißig Meter vor dem Duke ab. Der Sekretär winkte einem
Lakai, der einen silbernen Pokal auf einem silbernen Tablett
brachte.
    Suzy schnupperte an dem Zeug darin, das klar war wie Wasser, und
nippte davon. Die Flüssigkeit schien auf ihrer Zunge zu
verdunsten und schmeckte nach kühler Meeresluft und nach Winter
in einem Tannenwald, wenn der erste Schnee gefallen ist. Seine
Schärfe war wie ein Moment von Feuer und verging dann in einer
nachklingenden Glut.
    Der Sekretär lächelte. »Das ist etwas
Polytrophisches, von Serenity.«
    »So.«
    »Das bedeutet nur, es ist alles, was man sich immer
vorstellen mag. Bitte entspannen Sie sich, Seyoura Falcon, und
gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen, was geschehen wird. Der Duke hat
heute zehn Minuten Zeit, Ihnen seine Aufmerksamkeit zu schenken. Er
wird Sie fragen, ob sie Pilotin bei einer besonderen Expedition sein
wollen.

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