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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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zu sein.
    Touristen starrten das schwarze Lederzeug ihrer Fliegeruniform an;
aber niemand wagte näherzukommen, nicht einmal die enthusiasmos. Besonders die nicht, welche wußten,
daß sie die Anführerin des Teams war, das an diesem Morgen
eines seiner Mitglieder bei einem tödlichen Unfall verloren
hatte.
    Suzy ignorierte die aufdringlichen Blicke der Touristen nach
Kräften, wußte aber, daß sie keine sehr gute
Gesellschaft bot. Xing schien das nichts auszumachen. Er
erzählte in einem fort Anekdoten über seine
Schauspielertruppe und langte gelegentlich über den Tisch, um
ihr die Hand zu betapsen, etwas, das sie normalerweise geärgert
hätte, aber jetzt merkwürdig beruhigend fand.
    Suzy lächelte und nickte, während Xing weiterplapperte.
Das war irgendwie tröstend; aber ihr Kopf war voller riskanter
Flugbahnen, dem Zerren von Gravitationsgezeiten und orbitalen
Parametern. Als sie ihre Wange an das dicke, leicht grünliche
Glas preßte, das sie von Titans Atmosphäre nur um
Zentimeter trennte, konnte sie bis hinunter zum Anfängerhang
sehen, wo die Deltadrachen der Touristen, blattförmige Gebilde
in grellen Farben, in Spiralen die gleichmäßige Thermik
hinabglitten. Und da sah sie wieder den Anfang von Shelleys
Überziehungsmanöver, jenen klaren Augenblick, als sein
rechter Flügel zurückgedrückt wurde.
    Durch all den Nebel dessen, was sie getrunken hatte, begann sie
sich zu fragen, ob das überhaupt ein Unfall gewesen war, als
Xing ihr die Hand tätschelte und sie fragte, was nicht
stimmte.
    Irgendwie hatte sie die Mahlzeit geschafft, ohne es zu bemerken.
In einer dicken Porzellantasse vor ihr wurde Kaffee kalt. Sie
entschuldigte sich irgendwie für ihre Unaufmerksamkeit, aber der
Schauspieler wischte das beiseite.
    »Ich weiß, wieviel Unannehmlichkeiten Sie haben,
Seyoura Falcon. Ich hoffe nur, daß ich ein bißchen
helfe.«
    »Nicht nur ein bißchen«, erwiderte Suzy,
häufte Zimt und Schokoladeflocken auf ihren Kaffee, kippte ihn
mit einem Zug herunter und leckte sich den Schaumbart von der
Oberlippe. Sie ließ die Rechnung im Tisch aufleuchten, steckte
ihre Kreditscheibe ein und sah kühl zu, wie ihr eine
unglaubliche Menge von Luftstunden abgezogen wurden.
    »Ich glaube nicht, daß ich dabei viel helfen
kann«, sagte Xing, fasziniert durch die lange Zahlenreihe.
    »Bring mich zu einer Bar, die dir gefällt«, sagte
Suzy, »und kaufe mir einen Brandy! Am liebsten
Pflaumenschnaps.«
    So zogen sie von Bar zu Bar, wie sie sich entsann, als sie im dem
hellen Bad ihr Make-up in Ordnung brachte. Sie hatten einen
vertikalen Schnitt durch die City gemacht, von einer schmierigen
Matrosenkneipe, die sie mochte, weil ihr dort niemals jemand
Aufmerksamkeit schenkte, durch ein nettes Touristenlokal mit viel
fließendem Wasser und miserabler Holographie, wo sie
hinausgeworfen wurden, weil sie zu viel Lärm machten, und weiter
durch etliche andere Lokale zu einer Bar ganz oben auf einem spitzen
Turm der Stadt, dürftig und teuer, mit Blick über den
Raumhafen.
    Die zusammengefalteten Formen der Strömungssperren und
Ablenkplatten waren wie eine Schar grauer Segel. Die Nasen der
Schiffe, die dazwischen aufstiegen (auch ihr eigenes war da
draußen; der Gedanke war wie ein Krabbeln von Fliegen). Ein
Tramp-Laster, der in dem mattblauen Tunnel Fahrt aufnahm, angetrieben
durch gravitische Generatoren, und dann in dem neonrosa Himmel
entschwand.
    Suzy erinnerte sich nicht, wie sie in ihr Kapselhotel und ihr
spartanisches, fest gemietetes Zimmer gekommen war. Aber sie
erinnerte sich an langsame, angenehme Liebesspiele, die dann wild und
rasend geworden waren… Und danach hatte sie wahrscheinlich das
Bewußtsein verloren. Oder war eingeschlafen. Sie vermeinte,
Xing Zärtlichkeit schuldig zu sein; und die einzige Art und
Weise, wie sie ihm das in der kurzen Zeit, die sie noch hatte,
rückzahlen könnte, war durch ihren Kredit, an den sie nie
wieder herankommen würde, wenn sie erst Titan verlassen hatte.
Benutze es oder verlier es… na ja. Sie weckte ihn mit einem
Kuß auf, schlug vor auszugehen und sich einen schönen Tag
zu machen. Zu ihrer Überraschung stimmte er sofort zu.
     
    Gleich vor dem Hotel lag immer ein Nachrichtenmann auf der Lauer,
ein stattlicher Bursche in einem hochmodernen Anzug von
auffälliger Farbe. Er rannte Suzy und Xing nach, als sie zur
Stadtbahn gingen, sein Fernmikrophon schlingerte vor ihm durch die
Luft. Als er zum drittenmal ihren Namen rief, wandte Suzy sich um und
blieb stehen, und er

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