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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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holte sie tolpatschig und arglos ein.
    Er sagte außer Atem: »Nur ein Wort an ihre Fans,
Seyoura Falcon! Ich bin sicher, daß viele von ihnen
befürchten, Sie könnten daran denken, endgültig die
Turniere aufzugeben nach Ihrer kürzlichen nahen Begegnung mit
dem Tod. Ich frage…«
    Da trat Suzy ihn unter die linke Kniescheibe. Er klappte heulend
zu einem häßlichen Haufen zusammen. Sie trat auf seine
Hand, stieß mit dem Fuß die Kontrollplatte für die
Fernsonde über die Kante des Gehwegs, packte eine Handvoll
seines trockenen, silberfarbenen Haares und zerrte daran. Sein
Gesicht war weiß und rot gefleckt und seine Augen vor Angst
geweitet.
    Die vorspringenden Linsen der Sonde funkelten in Suzys
Augenwinkel, und sie schlug dagegen; aber das Ding sauste über
das Geländer fort. Irgendein homöostatisches
Schutzprogramm. Also lächelte sie dazu und verdrehte das Haar
des Reporters so, daß er noch lauter heulte. Laut sagte sie:
»Meine Fans werden sich wirklich freuen, daß meine Reflexe
so scharf sind wie eh und je.«
    Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging weiter, wo Xing auf
sie wartete. Er applaudierte ihr leise. Sein breites Lächeln
schloß die Augen zu Schlitzen. Er sagte: »Eine beachtliche
Show.«
    »Genau das, was der kleine Mistkerl haben wollte. Ich
hätte mich beherrschen sollen. Er wird mindestens eine Woche
daraus machen.«
    »Fühlst du dich jetzt wenigstens besser?« Xing nahm
ihren schnellen, wütenden Schritt auf, den Kopf gesenkt, so
daß die Tolle seiner schwarzen Haarkappe schräg stand.
    Suzy überprüfte ihre Gefühle: Wut! Abscheu vor sich
selbst, kaum beherrschtes Gelächter.
    Sie lachte. »Nun ja, ein bißchen.«
    »Ich werde für dich noch ein paar Reporter mehr finden.
Für dich ist das eine gute Therapie, und sie machen Profit. Dann
sind alle zufrieden.« Lächelnd rieb er Zeigefinger und
Daumen gegeneinander. »Auf Titan ist das immer Geld.«
    »Xing, was ich jetzt möchte, ist etwas zu essen. Aber
vorerst will ich etwas nachprüfen. Hast du schon einmal die
Quartiere der Flieger gesehen?«
     
    Xavier Delgado, der Chefmechaniker des Hangars, war ein plumper
fetter Mann, aufgebläht durch Appetit und zu viele Jahre unter
geringer Schwerkraft. Er hüpfte auf seinen Fußballen auf
und ab, wie ein angebundener Ballon, der in Latzhosen gezwängt
war, während er Suzy erklärte, es wäre wahrscheinlich
Materialermüdung in einem der Träger gewesen, wodurch
Shelley abgestürzt war.
    Suzy fühlte sich etwas erleichtert. »Also war es ein
Unfall.«
    »Vielleicht. Es gibt verschiedene Arten von
Ermüdung.« Delgado rüttelte mit einer flachen Hand an
den havarierten Flügeln Shelleys, die auf dem ölfleckigen
Zementboden der Kaverne des Hangars ausgebreitet waren. Zerbrochene
Sparren aus Polycarbon, die das einstmals so kühne Profil der
Auftrieb verleihenden Fläche abzeichneten. Die zerfetzten
Bänder und Kontrolldrähte des hingestreckten Schutzanzugs.
Fetzen aus farbigem Mylar, die durch die intensive Kälte des
Methanschnees vom Gletscher fleckig waren. Ein schreckliches,
trauriges Relikt.
    »Was möchtest du mir sagen, Xav? War es kein
Unfall?«
    Delgado lutschte laut an dem hohlen Stab, der frech aus seinen
fleischigen Lippen herausragte. Außer allem möglichen
andern war er auch übel nikotinsüchtig. »Alles, was
ich sage, ist, daß man nicht sicher sein kann, wenn man es
bloß anguckt. Die Spreizstangen der Vorflügel sind
dünn. Das weißt du. Und Polycarbon ist etwas wie Glas
– in einer Richtung stark, in der anderen zerbrechlich. Wenn
eine Spreizstange nicht genau ausgerichtet gewesen wäre,
hätte sie unter Streß gestanden. Wäre
schließlich gebrochen. Aber es gibt noch andere Arten von
Ermüdung, wie ich gesagt habe.« Er tat, als ob einen Draht
mit den Händen hin und her böge: »Wenn man das mit der
Stange macht, ehe man sie einbaut, gibt es das gleiche Ergebnis,
nicht wahr? Oder es gibt Möglichkeiten, sie chemisch
anzugreifen. Ich habe sogar gehört, daß es etwas wie ein
Virus gibt, das an Carbon-Carbon-Bindungen knabbert.« Delgado
zuckte die Achseln – eine Bewegung so monumental wie ein
Erdbeben. »Vielleicht gibt es noch ein weiteres halbes Dutzend
Wege zur Sabotage. Alles, was ich recht gut weiß, ist,
daß Shelley ein wilder Bursche war; aber er wußte, wie er
sein Gerät durchchecken mußte.«
    Suzy ballte die Fäuste und fühlte, wie sich die
Nägel in das Fleisch bohrten. Die dumpfe Gewißheit davon
biß in sie, kalt wie ein Zephyrwind von Titan.

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