Alien 4: Die Herren der Erde
störte
ihn die ständige Nähe ihrer fleischigen, plumpen
Körper, wohltrainiert und ausgeformt durch die vorgeschriebenen
Übungen in der Zentrifugalkammer des Schiffes zu Beginn und am
Ende jedes Arbeitstages. Sie würden nach ihrer Rückkehr von
dieser Mission jedenfalls keine Krüppel sein.
Singer blieb in der Station, in seinem eigenen Bereich, und nach
einer Weile gewöhnten die anderen sich an, ihn in Ruhe zu
lassen.
Bei seinem ersten Eindringen in die Station hatte Sarowitz sofort
den Steuerschlüssel aus der Leitung zu Singers Schürf-Robot
auf der Oberfläche gezogen und weigerte sich, ihn herauszugeben,
wie sehr Singer auch argumentierte, er müsse seine
Untersuchungen zu Ende bringen und er könne für McCullough
eine große Hilfe sein. Er beschwerte sich bei Rackham über
diesen neuerlichen ›Verrat‹, doch sie meinte nur: »So
stehen die Dinge nun mal, Lucian. Sie sollten endlich akzeptieren,
daß Sie zur Erde zurückkehren werden.«
»Sie behandeln mich wie einen Süchtigen, den man auf
direkten Entzug gesetzt hat.«
»Kooperieren Sie mit Sarowitz und Donneil. Die beiden haben
vor dem Rückflug noch jede Menge zu erledigen. Warum wollen Sie
ihnen nicht dabei helfen?«
»Ich helfe ihnen am besten dadurch, daß ich ihnen aus
dem Weg gehe. Und genau das tue ich.« Es dämmerte Singer,
daß man den Schlüssel abgezogen hatte, um zu verhindern,
daß er die Rückkehr verweigerte und Zuflucht in dem Robot
auf der Oberfläche suchte, bis die Mission abgereist war.
»Ich kann ohnehin keinerlei Stunts abziehen. Schließlich
bin ich kein Cyborg. Ich muß immer wieder zur Station
zurück, oder ich verliere bei der Rematerialisierung mein
Gedächtnis.«
»Tut mir leid, Lucian. Ich habe meine Anweisungen.«
Die hatten auch Sarowitz und Donnell. Kein sachliches
Argumentieren, kein Bitten und Flehen konnte sie von der
Notwendigkeit überzeugen, die Verbindung zu seinem Robot wieder
zu aktivieren. Nachdem die anfängliche Höflichkeit
geschwunden war, gab Sarowitz sich kaum mehr Mühe, seine
Verachtung über Singers ständige Beschwerden zu verbergen.
Zwar konnte er Singers Unmut verstehen – die meisten Astronauten
hegten und pflegten sorgsam ihre angestammte Abneigung gegen die
sogenannten Sessel-Flieger der Missionskontrollen – aber er
gehörte zur alten Schule von Piloten, die sich in der Navy nach
oben gedient hatten, und glaubte fest daran, daß jeder selbst
der Schmied seines Glücks sei. Abgesehen davon verachtete er
Singer dafür, daß er seinen Körper in solchem
Ausmaß vernachlässigt hatte.
Donnell war Singer sympathischer, aber der Mann hatte seine
eigenen Probleme.
»Sie spricht kaum mit mir, zieht es vor, ihre Micky
Mouse-Trips da unten allein zu unternehmen.«
»Jedenfalls scheint sie ihren Spaß dabei zu
haben.« Singer versuchte sich vorzustellen, wie es wäre,
wie der Geist aus der Flasche herausgelassen zu werden. Nach den
komplizierten chirurgischen Eingriffen waren von ihrem
verkrüppelten Körper nur noch das Gehirn, etwas
Rückenmark, einige wenige Drüsen, ihr Herz und ein
verkleinerter Blutkreislauf übriggeblieben. Alles andere, all
das, was einen Menschen sonst ausmachte, war weggeschnitten worden.
Ihr Blut war nun eine synthetische Verbindung, die über einen
Rieselfilter mit Sauerstoff versorgt wurde. Ein Dialysegerät
wusch die Schadstoffe aus ihrem Kreislauf und hielt ihren
Elektrolyse-Haushalt ausgeglichen. Ihre Nerven waren an
Paßschaltungen angeschlossen.
»Ständig beschäftigt sie sich mit den Kristallen
– anscheinend eine fixe Idee von ihr. Sie ist richtig besessen
davon. Trotzdem ist die Bodenkontrolle der Ansicht, daß sie
sich noch innerhalb der vorgegebenen Parameter bewegt, und sie
erledigt auch vorschriftsmäßig die gestellten Aufgaben.
Aber leider spricht sie kaum.«
»Dann haltet sie doch hier eine Weile fest, wenn sie das
nächste Mal heraufkommt. Mich haltet ihr ja auch hier
fest.«
»Zum Teufel, Mann, das ist es ja gerade. Sie braucht nicht
heraufzukommen.« Donneil zupfte an seinem wohlgestutzten
Spitzbart. »Genau dafür wurde sie ja in dieser Form
konzipiert.«
Singer beharrte auf einer näheren Erklärung, und Donnell
erzählte ihm, daß Dianne McCulloughs gewonnene
Erkenntnisse jeden Tag ausgewertet, an den Cyborg übermittelt
und in die chemische Zellbalance ihres ungenutzten Gehirns eingelesen
würden. »Das Problem ist nur, daß wir von unserer
Seite keinen Einfluß auf den Cyborg nehmen können. Sie
braucht nicht heraufzukommen, und ich
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