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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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werden
konnte, übertönt von den Entladungen der Blitze im
näheren Umfeld. Vor sich konnte er den Rand der Kaldera
erkennen. Obwohl erst kürzlich erloschen, waren ihre Lava-Grate
schon zu einem Damm mit flacher Krone erodiert, der sich links und
rechts nach oben wölbte.
    »Seien Sie bitte etwas vorsichtig«, mahnte Dianne
McCullough. »Sie fahren genau mitten durch die Kristalle
hindurch.«
    Zuerst waren es nicht viele: ohne Schleifflächen, nicht
richtig kristallin, eher wie zusammengeschmolzene Quarzklumpen. Als
sie aber die Dammkrone erreichten, sah er, daß die Hänge
der Kaldera mit Kristallen übersät waren. Erst
kürzlich entstandene Einzelkristalle glitzerten überall
zwischen kieseligen Zuwächsen älterer Formationen, niedrige
Spitzen und gewundene Türmchen reihten sich bis weit in die
trübe Ferne aneinander.
    »Hier bin ich seit zwei Jahren nicht mehr gewesen«,
sagte Singer. »Inzwischen muß ein Wechsel der
Windströmungen stattgefunden haben, die die Niederschläge
der aktiven Vulkane hierher verweht haben.« Er deutete mit
mehreren ›Gliedmaßen‹ nach Süden, wo am Rande
des Sichtkreises, durch die Lichtbrechung seitwärts gekippt, aus
den breiten Lavafeldern niedrige gezackte Kegel aufragten.
    »Jedesmal, wenn ich eine Pause einlegte, bildeten sie sich um
mich herum«, erzählte Dianne. »Kleine Kristalle, kaum
größer als einer meiner Daumennägel – wenn ich
noch Daumennägel hätte.«
    »Sie entstehen in der Schutzschicht der Robots. Sie keimen
darin wie Pantoffeltierchen in einer Nährlösung.«
    »Ich glaube, sie singen ein unglaublich kompliziertes Lied.
Haben Sie jemals die Wale singen hören? Das gleiche Lied, die
gleiche Geschichte. Sie dauert stundenlang.«
    Aber das Zwitschern blieb schwach wie zuvor. Ringsum brodelte die
Hölle.
    »Ich möchte nie mehr hier fort«, meinte sie.
    »Der Robot hält aber nicht länger als zehn,
zwölf Jahre.«
    »Beim nächsten Startfenster, das sich öffnet, will
man mir einen neuen schicken. Und zusätzlich noch eine
fernsteuerbare Forschungssonde, die die obere Atmosphäre
untersuchen soll. Hier gibt es noch so vieles zu entdecken.«
    »Sie werden hierbleiben? Die Expedition soll
hierbleiben?«
    »Sie werden alles, was von mir übrig ist, für mich
im Orbit deponieren. Aber ich will nicht mehr in meinen
Restkörper zurück. Sie haben den ersten Schritt getan. Ich
werde noch weiter gehen.«
    »Zur Hölle mit Rackham!« Wütend unterbrach
Singer die Verbindung, obwohl Dianne McCullough gerade wieder zum
Sprechen ansetzte. Ihre Stimme verklang, und er schwamm durch einen
Moment der Schwärze zu seinem reglosen Körper auf der
Couch, der bei seinem Eindringen erbebte.
    Als er die Augen aufschlug, bemerkte Singer einen Schatten vor der
Kontrolltafel mit den Überlebensarmaturen, einen Mann, der ihn
unverwandt anstarrte.
    »Bleib ganz ruhig, Singer«, brummte der Eindringling. Es
war Bobby Sarowitz, der Kommandant der Rettungsmission. »Bleib
ganz ruhig, Mann. Wie hast du es nur geschafft, so schlimm
auszusehen?«
    Die nächsten Stunden verstrichen in unangenehmer
Geschäftigkeit, verwirrten und ermüdeten Singer. Er
fühlte sich von seinen Rettern bedrängt und war innerlich
vor ihnen auf der Flucht, während sie zwei Stunden lang seine
verfilzten Haare schnitten und wuschen, den Bart trimmten und ihn
für seinen Fernsehauftritt vorbereiteten, der über alle
Nachrichtenkanäle gehen sollte, für das
Händeschütteln im Tunnel, der Singers Station mit dem
Schiff verband, für das Lächeln und Schulterklopfen, das
Singer bitter aufstieß und schlagartig aufhörte, kaum
daß die Kameras abgeschaltet waren und die Bodenkontrolle
einhellig die Meinung geäußert hatte, es sei eine
Riesenshow gewesen. Ab diesem Zeitpunkt legten die beiden
Eindringlinge Singer gegenüber eine reservierte Höflichkeit
an den Tag. Offenbar waren die beiden Retter sich nicht
schlüssig, was sie nun mit ihm anfangen sollten. Bobby Sarowitz
schüttelte den Kopf über die technischen Spielereien, mit
deren Hilfe Singer seine Station funktionsfähig hielt,
während sein wissenschaftlicher Berater, ein Mann namens
Lawrence Donneil, dessen Haut um einige Schattierungen dunkler war
als die von Singer, fast so etwas wie Ehrfurcht zeigte – als ob
Singer ein Relikt aus der grauen Vorzeit sei, eine Kombination aus
John Glenn, Chuck Yeager und Neil Armstrong. Beides –
Sarowitz’ professioneller Zynismus und Donneils respektvolle
Seitenblicke – ärgerte Singer. Doch am meisten

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