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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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mal hier bin, erschien es mir doch richtig. Ich hoffe, Sie
sehen das auch so. Es muß schon ein seltsames Gefühl sein,
nach so langer Zeit der Einsamkeit hier unten Gesellschaft zu
bekommen.«
    »Ja, seltsam ist der richtige Ausdruck.« Er fand ihren
Enthusiasmus höchst überflüssig und unpassend,
fürchtete sich aber auch ein wenig davor. Er hatte schon
früher mit ihr gesprochen, als die Rettungsmission noch
Millionen Kilometer von ihrem Ziel entfernt war, und hatte sie als
kalt; unnahbar und indifferent eingeschätzt. Eben als ein
Gehirn-in-einem-Kasten. Doch jetzt war sie nicht mehr weit
draußen im Raum gefangen. Sie war hier!
    »Ich halte das, was sie mit Ihnen vorhaben, für verdammt
schändlich. Ich würde nie von hier weggehen wollen. Es gibt
so vieles zu erforschen – eine ganze Welt! Während der
Reise habe ich immer wieder darüber nachdenken müssen. Doch
jetzt erst wird mir langsam klar, was das bedeutet.«
    »Der größte Teil des Planeten sind flache
Steinwüsten«, brummte Singer. »Diese Gegend hier ist
untypisch.«
    Sie hob den Drillbohrer hoch und schob den Erdkern mit einer
weichen, beinahe lasziven Bewegung in einen Schlitz ihres
schimmernden Körpers. »Mir kommt alles so fremdartig vor,
jeder einzelne dieser Felsbrocken. Ich müßte, wie es
aussieht, mein ganzes Leben opfern, um sie alle zu untersuchen.«
Ihr Lachen klang statisch aufgerastert. »Tut mir leid, meine
Begeisterung geht mit mir durch. Aber nach all dieser Zeit endlich
wieder frei zu sein… Nicht ständig vorgeschrieben zu
bekommen, was man zu tun hat, keine Monitor-Überwachung mehr.
Einsamkeit! Die wahre Wonne.«
    »Hören Sie, Dianne, entschuldigen Sie bitte meine
Offenheit. Aber ich kam her, um Sie um einen Gefallen zu bitten. Es
wäre nett, wenn Sie sich dem Gebiet fernhielten, in dem ich
arbeite.«
    »Warum untersuchen Sie immer noch diese Fossilien? Ich habe
einige Ihrer Berichte darüber gelesen. Sie scheinen von ihnen ja
richtig besessen zu sein.«
    »Tatsächlich? Sie halten sie also nicht für
bedeutsam? Zumindest sind sie der Beweis dafür, wie grausam das
Leben manchmal sein kann.«
    »Aber sie sind doch alle verschwunden, schon vor Milliarden
Jahren, als die Sonne einen Schlußpunkt hinter ihre Entwicklung
setzte, als der Treibhaus-Effekt sich verflüchtigte, die Ozeane
verdunsteten und alles Leben hier erstarb. Der Rest ist doch nur noch
Geschichte. Die Fossilien können nicht mehr wiederkehren. Sie
aber kümmern sich um sie mehr als um die Kristalle.«
    »Die Kristalle sind nicht lebendig.«
    »Einige Leute sagen das Gegenteil. Sie wachsen und
reproduzieren sich.«
    »Sie sind nur ein Produkt der besonderen Verhältnisse
hier auf diesem Planeten. Oder gibt es inzwischen Erkenntnisse, von
denen ich noch nichts weiß?«
    »Solche Spitzfindigkeiten verwirren mich nur. Auf mich wirken
sie jedenfalls sehr lebendig.«
    »Ich bitte Sie!« Er versuchte gar nicht erst, seine
Verstimmung zu verbergen.
    »Ich fühle das. In dem Krater östlich von hier
liegen sie zu Millionen. Man kann sie sogar singen
hören.«
    »Millionen? Als ich den Krater untersuchte, gab es dort nur
wenige.«
    »Ich werde sie Ihnen zeigen«, meinte sie und drehte sich
anmutig um ihre Achse. Singer folgte ihr. Seine Laufflächen
hinterließen Linien auf dem festgebackenen Boden, die parallel
zu Dianne McCulloughs Spuren verliefen. Während der Fahrt
unterhielten sie sich über belanglose Dinge, wobei Singer
ziemlich wortkarg blieb. In ihm regte sich der Verdacht, man wolle
ihn von der Mission abziehen. Wollte man ihn etwa durch diese
ungetestete, unerfahrene Frau ersetzen? Sie war nicht mal
Wissenschaftlerin. Vor ihrem Unfall, so hatte sie erklärt, sei
sie Tauchtechnikerin gewesen. Das mochte stimmen, denn ihren Robot
bediente sie ziemlich routiniert. Widerwillig mußte er zugeben,
daß sie darin mindestens ebenso geschickt war wie er – als
sei die schwerfällige Maschine ihr eigener Körper und nicht
ein Werkzeug. Einmal ließ sie den Robot, während Singer zu
ihr aufschloß, sogar ein kleines Tänzchen aufführen
und schwenkte dabei Sonden und Außenarmaturen
übermütig durch die Luft, während über ihnen am
trüben Himmel Blitze zuckten.
    »Ich kann sie schon hören«, sagte sie. »Sie
auch?«
    Er machte gute Miene zu diesem Spiel und fragte sie nach der
Frequenz, aber selbst bei bester Abstimmung empfing er nur ein
schwaches Knistern, das ebenso durch die statische Entladung eines
Sturms auf der anderen Seite des Planeten hervorgerufen

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