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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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purpurfarben
leuchtete, die warmen braunen Augen einer Frau, die neugierig durch
den Schlitz in dem schwarzen Kopfschleier spähten, sah einen
Jungen, aus dessen Nase der Rotz lief und an dessen Ohr zwischen
lockigen schwarzen Haaren ein Ohrring aufblitzte.
    Stefan legte die Hand auf die Schulter des Freundes. »Ist
schon okay«, meinte er. »Wir gehen mit. Was haben wir denn
schon zu verlieren?«
     
    Ahmed Ryzkows Haus hatte einen rechteckigen Innenhof, in dem,
geschützt durch UV-Kunststoff-Filter, auf weißem Sand
zwischen roten Felsen Kakteen von der Erde wuchsen. Ihre stachligen
Blätter standen wie Paddel von den steifen, nadelbewehrten Armen
ab. Ryzkow bat die Freespacer, dort ein paar Minuten zu warten, und
kehrte dann mit einem breiten Lächeln im Gesicht zurück. Er
hatte sich umgezogen und trug jetzt einen hellblauen Seidenrock unter
dem Obergewand in dunklerem Blau, das vorne offenstand. »Man hat
Ihren Freund freigelassen«, sagte er. »Sie sehen, es gab
keine Probleme, nur ein kleines Mißverständnis. Sie
dürfen nicht glauben, daß wir uns nicht um unsere
Gastarbeiter kümmern.«
    Ryzkow war, wie sich herausstellte, einer der Direktoren bei einer
Regierungsagentur, die die Hilfsplattformen im Orbit wartete, und
gehörte zu dem Teil der Nomenklatura, die die Revolution
unterstützt hatte. Zwei seiner Brüder waren Geistliche, und
sein Onkel hatte als Sekretär eines der Imame im inneren Zirkel
der Revolutionsregierung großen Einfluß.
    Ryzkow hatte an diesem Morgen die Demonstration am Flugfeld
überwacht und dafür gesorgt, daß die
zurückkehrenden Freespacer nicht angegriffen wurden. Er
erzählte uns all diese Einzelheiten, während er uns seine
Sammlung außerplanetarischer Artefakte zeigte: den
Kakteen-Garten, Totemmasken einiger ausgerotteter Indiostämme
aus Groß-Brasilien, einen reich verzierten Flakon mit Erde aus
Mekka, Sensorwürfel, die in rascher Folge Bilder vom Outback auf
Elysium, dem Weltengletscher auf Titan und vom Kristallmeer auf Ruby
zeigten. Und eben einen dieser Kristalle aus diesem Meer, der in den
über Kreuz angeordneten Scheinwerfern erstrahlte und fast eine
gesamte Vitrine ausfüllte, ein Edelstein mit einem Dutzend
Facetten von ungefähr einem Meter Kantenlänge.
    Auf Ryzkows endlosen Wortschwall reagierten die Freespacer
weitgehend mit Schweigen. Sepuldeva war in Gedanken ganz woanders, in
Stefan erweckte der Mann eine vage Feindseligkeit, und Mia lauschte
gleichgültig seinen Worten. Sepuldeva glaubte zu bemerken,
daß Ryzkow Mia übermäßig viel Aufmerksamkeit
schenkte, aber vielleicht lag das nur an seiner allmählich
einsetzenden Ernüchterung.
    Nach dem Rundgang durch das Haus begaben sie sich auf das
Flachdach, auf dem ein großer Teppich ausgerollt worden war,
und nahmen dort auf dicken, gestickten Kissen Platz. Ryzkows Frau
servierte ihnen starken, bitteren Kaffee in kleinen Bechern aus
gehämmertem Kupfer und sehr süße Kuchen. Inzwischen
war es Abend geworden. Am blauschwarzen Himmel funkelten die ersten
Sterne. Die Lautsprecherstimmen der Muezzins durchdrangen die Stille
über den flachen Dächern der Stadt. Die Minarette der
Heiligen Moschee mit Halbmond und Stern auf ihren Spitzen erhoben
sich dunkel gegen das große Rund von Ahd, gegen die wirbelnden
Lichtbänder in Rosa, Gelb und Weiß, die sich in komplexen
Formen aus der Materie des Gestirns abspalteten.
    Sepuldeva nahm all diese Eindrücke begierig in sich auf und
erlebte dabei eine exquisite Epiphanie. Eine andere, eine fremde
Welt!
    Ryzkows Gattin war eine ruhige, dicke Frau. Sie ging
unverschleiert und hatte die Augenbrauen wegrasiert. Ihr Gesicht
wirkte dadurch auffallend nackt. Nachdem sie ihre Gäste bedient
hatte, verbeugte sie sich vor ihrem Mann und zog sich
zurück.
    »Was hat sie denn?« fragte Mia. »Mag sie uns
nicht?«
    Ryzkow lächelte breit. »Unsere Frauen beschäftigen
sich kaum mit den weltlichen Problemen, kleine Seyoura.«
    »Sie können sich diesen ›kleine
Seyoura‹-Spruch ruhig sparen«, wies Mia ihn zurecht.
    »Selbstverständlich, wenn Sie es wünschen. Ich
entschuldige mich dafür. Es ist wirklich erfrischend, sich mit
jemanden zu unterhalten, der so… offenherzig und freizügig
ist wie Sie. Mein Weib ist mir eine gute Ehefrau und ein guter
Kamerad, unseren Söhnen und Töchtern eine gute Mutter. Aber
sie ist in manchen Dingen eben einfältiger als Sie alle hier.
Denn Sie haben schon andere Welten gesehen. Ich kann Ihnen nicht
sagen, wie wunderbar mir das

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