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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Freespacer, an andere Welten, an die Falle, zu der Nowaja Semlja
für ihn und seine Kameraden geworden war, an seinen ersten Tag
hier unten, an dem er stundenlang auf dem Flachdach der Pension
gesessen und dem Aufgang von Ahds gedunsener Scheibe zugeschaut
hatte, dieses Gasgiganten, dessen Mond Nowaja Semlja war. Er hatte
einen Trip zum nördlichen Klippenrand unternommen und über
die tiefe Talfalte hinweggeschaut, die der einzige bewohnbare Teil
dieser Welt war. Er hatte sich einen Druckanzug gemietet und war eine
kurze Strecke über den grobkörnigen, gefrorenen Staub der
wirklichen Oberfläche gewandert.
    Die anderen Freespacer? Ihre Streifzüge beschränkten
sich darauf, die gängigen Bars zu entdecken, und die preiswerten
Gasthäuser. Sie waren zufrieden damit, über die Ereignisse
von gestern zu schwatzen, über die Zimmerpreise, die Bierpreise.
Rayne beispielsweise war auf acht der zehn Welten des Systems
gewesen, doch sein Aussehen und Gebaren war immer noch das eines
Langweilers, der aus dem Mikrokosmos einer Kleinstadt stammte.
Jedenfalls behauptete Stefan das. Die Welten: Ihre Verschiedenheit
hatte kaum auf Rayne oder die meisten anderen Freespacer
abgefärbt. Ihre Bewegungsfreiheit und Unabhängigkeit als
staatenlose Raumbewohner war ihnen wichtiger, und deshalb mußte
es jeden gestandenen Freespacer verdrießen, hier auf Nowaja
Semlja im Käfig des Embargos festzusitzen.
    Für Sepuldeva hingegen bedeutete es nur, daß die
Grenzen des Gettos, das es schon immer gegeben hatte, nun so real und
deutlich erkennbar geworden waren wie die Klippenränder in der
Ferne. Und er war schon immer so sehr von dem Wunsch beseelt gewesen,
allen Gettos im Universum zu entrinnen, daß er dafür sogar
das schwere Leben in den Orthidium-Minen in Kauf nahm, wo er einen
Asteroiden Meter für Meter mit einem ionisierten
Cäsium-Strahl ausschwemmte und dabei die Reaktion so
ausbalancieren mußte, daß gelöstes Spaltmaterial,
das Herz der Catalfissions-Batterien, übrigblieb –
spaltbares Material, das bei den sintflutartigen
Materieausbrüchen während der Ära in das Gestein
eingehämmert worden war, in der Procyons Begleiter sich in einen
weißen Zwerg verwandelten. Eine mörderische
Präzisionsarbeit, und nur auszuhalten, weil sie sehr gut bezahlt
wurde. Aber Sepuldeva war gut darin, und inzwischen vermißte er
sogar diese schwere Arbeit auf Schritt und Tritt.
    Unerwartet schob Stefan sein Gesicht in Sepuldevas Blickfeld.
»Laß uns gehen.« Sein drängender Tonfall
verwunderte Sepuldeva. »Trink aus, Junge. Nach der langen Zeit
im Schiff brauche ich dringend frische Luft.«
    Der letzte Schluck Grosha-Bier rann bitter durch Sepuldevas Kehle.
Er folgte Stefan und Mia durch die Menge hinaus in die Mittagsglut.
Am Kanal urinierte ein Bursche ungeniert auf sein Spiegelbild im
Wasser und drehte sich um, als sie vorübergingen. Es war
Rayne.
    Er schwankte zu Sepuldeva hinüber, drückte ihm einen
asymmetrischen silbernen Trinkbeutel in die Hand und behauptete, es
sei guter Stoff. Sepuldeva saugte kurz an dem Trinkhalm aus Metall.
Die Flüssigkeit schmeckte wie gezuckertes Aceton und brannte ihm
im Hals. Er mußte husten und spie dabei das meiste wieder aus.
»Jesus, Rayne! Wie kann man so etwas trinken?«
    »Ziemlich stark, was?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Stefan nahm den Trinkbeutel und saugte kräftig am Halm. Der
silberne Kunststoffbehälter zwischen seinen großen,
plumpen Fingern verformte sich nach innen.
    »Verdammt und zugenäht, der Stoff hat mich ’ne
ganze Stange gekostet!«
    Stefan fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund.
»Dachte schon, du hättest nirgends mehr Kredit.«
    »Zum Glück hatte ich noch ein paar Muntermacher zum
Tausch. He, Mann, das reicht aber jetzt…«
    Stefan nahm noch einen großen Schluck. »Sei still,
sonst trinke ich alles aus, ehe uns ein Cop damit erwischt. Täte
dir damit nur ’nen Gefallen. Was ist mit dir, Mia?«
    Mia nahm einen Schluck und gab Rayne mit katzenhafter
Geschmeidigkeit den Beutel zurück.
    Sie durchquerten die engen Straßen in der Nähe des
Zentrums, und Stefan grölte beim Passieren eines
Straßenmarktes lauthals einen Gassenhauer. Die Leute an den
halbleeren Ständen hoben den Kopf. Ein paar lächelten
sogar. Stefan kaufte eine Papiertüte voll gebackener Shrimps,
die sie beim Gehen verzehrten. Sie waren so heiß, daß sie
sich die Finger daran verbrannten.
    Die Gehsteige am Golden Strip waren ziemlich belebt. Die hellen
Lampen der Marktstände bleichten den

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