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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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auf und flohen in
aufgelöster Formation.
    Die sechs oder sieben Boote der Abtrünnigen nahmen Kurs auf
den brennenden Luftwagen ihres ehemaligen Arbeitgebers, der
inzwischen verhältnismäßig sanft gelandet war. Wenig
später ließ der helle Blitz, mit dem der Antrieb in die
Luft flog, den Himmel verblassen.
    Jon Westerly, inzwischen schon fast einen Kilometer vom Absturzort
seines Luftwagens entfernt, sah kaum auf, während er eilig auf
dem schmalen Pfad voran humpelte und mit erhobenen Armen die hohen
Farnwedel aus dem Weg schob. Seine Tunika war naß von
Schweiß, das linke Hosenbein wies einen großen dunklen
Blutfleck auf. Bei jedem Schritt blieb der Stoff an seinem Schenkel
kleben.
    Im nächsten Moment stolperte Westerly und stürzte zu
Boden. Stöhnend richtete er sich auf, sah sich vorsichtig um und
lauschte auf die Geräusche eventueller Verfolger. Aber der
Himmel blieb leer, und er hörte nichts außer dem
eintönigen Summen der Insekten.
    Trotzdem humpelte er eilig auf dem Pfad weiter, der sich einen
bröckligen Felshang hinaufwand. Auf der Kuppe blieb er neben
einem verrosteten Metallträger stehen, der wie ein mahnender
Finger aufragte.
    Es dauerte eine Zeit, bis sich Westerlys Atem einigermaßen
beruhigt hatte. Er hockte sich hin und umklammerte die Knie –
ein hagerer Mann um die Sechzig mit einem kleinen Bauchansatz. Nicht
irgendeine Krankheit, sondern das jahrelange Leben in der
Schwerelosigkeit war schuld daran, daß er so mager war. Das
lange graue Haar hing ihm bis auf die Schulter herab und wurde von
einem Netz aus Goldfäden gebändigt.
    Westerly ruhte sich einige Sekunden lang aus und richtete sich
dann wieder auf. In der Ferne stiegen aus dem Farn, der die
zerstörte Stadt in großen Teilen überwuchert hatte,
zwei senkrechte Rauchsäulen in den Himmel. War er wirklich schon
so weit gelaufen? Weit hinter dem Landepunkt seines Luftwagens ragten
silbern die Antennen der Radioteleskope der ZEUGEN vor dem westlichen
Horizont auf. Eine Handvoll Flugwagen entschwand gerade in diese
Richtung. Westerly nickte erleichtert. Seine Vermutung hatte sich
bestätigt. Über der nahen Meerenge zu seiner Linken hing
eine breite Dunstwolke. Pelican Island, die Insel, in deren Nähe
er sein Schiff versteckt hatte, war darin nur ein dunkler
Schemen.
    Von den Verfolgern war nichts zu sehen, aber die abtrünnigen
Leibwächter würden, sobald sie das von Westerly im
Luftwagen gelegte Feuer gelöscht hatten, sehr schnell
feststellen, daß er ihnen entwischt war. Er konnte nur noch
hoffen, sein Schiff zu erreichen, ehe sie ihn fanden, und damit den
Krakenarmen der Erde zu entwischen.
    Wie sorgfältig und vorsichtig hatte er den Verkauf von
BIFROST geplant und vorbereitet!
    Andere Einmannschiff-Piloten hatten Westerly vor der Erde
allgemein und insbesondere vor den ZEUGEN gewarnt, doch in seiner
Überheblichkeit hatte er solche negativen Berichte einfach
ignoriert. Er würde sein Vorhaben durchziehen und es ihnen allen
beweisen, auch wenn dies bedeutete, daß er auf die von Anarchie
und Gewalt beherrschte Erde fliegen und persönlich mit den
für diese Zustände Verantwortlichen Kontakt aufnehmen
mußte. Er war heimlich gelandet, hatte eine kleine Armee von
Leibwächtern angeheuert und einen ganzen Monat Zeit und Arbeit
in die Vorbereitungen zu diesem Deal gesteckt. Er hatte enorme
Ausgaben gehabt, die aber nicht mal einen Bruchteil der Summe
ausmachten, die der Verkauf einer ganzen Welt einbrachte. Aber kaum
war das Geschäft unter Dach und Fach, und Westerly auf dem
Rückflug zu seinem Schiff, als der größere Teil der
Leibwächter ihn in eine Falle lockte. Sie hatten mit zwei
gezielten Laserschüssen die Düsen seines Luftwagens sauber
vom Rumpf getrennt und gleichzeitig das Feuer auf die loyalen
Kollegen eröffnet. Mit knapper Mühe hatte Westerly den
Luftwagen notlanden und entkommen können. Sie hatten es nicht
geschafft, ihn zu töten, und den Erlös aus seinem
Geschäft trug er immer noch bei sich.
    Glück gehabt, dachte Westerly grimmig und bückte sich,
um die Wunde am Oberschenkel zu untersuchen. Immer noch sickerte Blut
heraus, aber der Splitter hatte den Oberschenkelmuskel glatt
durchschlagen und den Knochen verfehlt. Glück gehabt! Verraten,
abgeschossen, verletzt… aber wirklich noch Glück im
Unglück gehabt! Er zählte sein Geld und
überprüfte auch den kleinen Transponder, mit dem er sein
Schiff aufrufen konnte, sobald er nahe genug heran war, und wurde
sich plötzlich der Stille ringsum bewußt.

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