Alien Earth - Phase 1
wichtigsten Nomaden? Wieselflink wusste nicht, wie er zu der Ehre kommen sollte. Er wollte Fischer danach fragen, besann sich dann aber eines Besseren. Die Frage konnte warten. Eine andere nicht.
»Wie willst du das anstellen?«
»Indem wir gehen.«
»Auf einen anderen Zug?«
»Kann sein.«
»Du weißt es nicht?«
»Die Zentrale wird es uns mitteilen, wenn es so weit ist.« Er hob den Arm und zog den Ärmel hoch. Das Display seines Unterarmcomps tauchte die Werkstatt in bleiches Licht. »Ich stehe in ständiger Verbindung. Man wird uns beizeiten sagen, wie es weitergeht.«
Er musste Wieselflinks zweifelnden Blick bemerkt haben. Fischer zog den Ärmel wieder herunter, seufzte und sagte:
»Wolf ist in unmittelbarer Nähe. Es ist möglich, dass wir auf seinen Zug evakuiert werden. Beruhigt dich das?«
Er wartete Wieselflinks Antwort nicht ab. »In zehn Minuten bin ich zurück«, zischte Fischer. »Dann geht es los - also steh endlich auf und pack!« Er zog die Schiebetür mit einem Ruck hinter sich zu.
Wieselflink blieb in der Dunkelheit zurück und versuchte zu verstehen, was hier vor sich ging. Eben hatte er noch geglaubt, die Freiheit in Griffweite gehabt zu haben. Jetzt … er musste weg von diesem Haufen von Wahnsinnigen.
Er drehte sich zum Regal und zog fahrig seinen Rucksack hinter den Ersatzteilen hervor, hinter denen er ihn versteckt hatte. Ja, weg vom Großen Pack. Am besten, er versteckte sich irgendwo im Zug. Wenn das Räumkommando anrückte, würde er den Bahnpolizisten entgegenrennen und sich mitnehmen lassen, in einen normalen Zug, ein normales Arbeitslager oder eine normale Fabrik. Wieselflink war es egal, solange er nur weg vom Großen Pack kam. Alles Weitere würde sich irgendwie finden.
Er öffnete den Rucksack. Was sollte er mitnehmen? Wasser auf jeden Fall. Wieselflink hatte sich eine zweite Flasche organisiert, sich einen Liter von seiner Ration abgespart.
Aber was, wenn Fischer oder seine Gardisten ihn in seinem Versteck fanden? Der Zug war vollgestopft mit Nomaden, die Anzahl der Verstecke war gering. Wenn Fischer zurückkehrte und ihn nicht in seiner Werkstatt vorfand, würde er ihn dann nicht suchen lassen? Und sie würden ihn finden, wenn ihnen nur genug Zeit blieb, und die Aussichten dafür waren nicht schlecht, es konnte noch Stunden bis zur Räumung dauern. Dann würde Fischer klar sein, dass er nicht loyal zum Großen Pack stand. Und dann … Wieselflink dachte an Fleischberg und Kitty und an den dumpfen Ton, mit dem sie auf dem Schotter aufgeschlagen waren, das Zischen, mit dem sich ihre Halsbänder entladen hatten.
Er wagte es, das Licht einzuschalten. Wasser, ja. Was noch? Auf dem Tisch lagen Stecker verstreut, dazwischen das Kabel
und der Speicherstift, den Blitz ihm gebracht hatte. Er raffte alles drei zusammen und stopfte es in den Rucksack. Es war widersinnig, sogar gefährlich, doch er konnte nicht anders. Die Gegenstände würden ihn verraten, wenn man ihn aufgriffe, egal ob es die Bahnpolizisten des Ministeriums oder die Sternengardisten waren. Aber Wieselflink hatte zu lange um sie gekämpft und gezittert, als dass er es über sich gebracht hätte, sie einfach zurückzulassen. Er kam zu einem Entschluss. Nein, er würde sich nicht im Zug verstecken. Er musste raus, so schnell er konnte, und Abstand gewinnen. Viel Abstand. Sein Halsband war abgeschaltet, es konnte ihn nicht hindern; die Gardisten dagegen würden ihm nicht folgen können.
Er verstaute die mikroverzahnte Schere im Rucksack. Draußen konnte er sich des Halsbands entledigen. Das Mal, das ihn als Überschussmenschen kenn… Wieselflink machte im Türrahmen halt und griff wahllos in die kleine Kiste, in der Blitz die Alienbänder für ihre Ratespiele aufbewahrte. Er brauchte etwas, um den großflächigen Bluterguss an seinem Hals zu kaschieren, und er wollte kein Halsband des Großen Packs tragen. Abgesehen davon, dass es sich anfühlen würde, als hätte Fischer ihn nach wie vor im Griff, konnte es ihn auf der Stelle verraten.
Als er das Alienband in die Hosentasche stopfte, dachte er an Blitz. Ohne ihre Hilfe hätte er keine Chance gehabt davonzuschlüpfen. Und er hatte versprochen, sie mitzunehmen, wenn er es tat. Er wusste, dass er im Begriff war, sein Versprechen zu brechen. Aber was blieb ihm anderes? Er musste schnell sein, jeden Augenblick konnte Fischer mit einer Abteilung Gardisten zurückkehren, und er hatte keine Ahnung, wo Blitz steckte. Und selbst wenn er sie gefunden hätte - Blitz war nur
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