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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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jetzt?« Blitz hüpfte aufgeregt auf und ab.
    »Das … das ist großartig. Danke.« Es klang nicht echt, er wusste es, aber es war alles an Begeisterung, was er in diesem Augenblick vorzuspielen in der Lage war. Ein weiteres nutzloses Geschenk. Müll, den er zu dem Übrigen in die Kiste legen würde, sobald Blitz die Werkstatt verlassen hatte, zu der Ausbeute der vergangenen zwei Wochen. In die Kiste auf dem
obersten Regal, in der zweiten Reihe, dort, wo die kleine Blitz nicht hinlangte und sein Blick nicht aus Versehen hinwanderte. Es schmerzte einfach zu sehr. Wie hatte er sich nur gestatten können, sich Hoffnungen zu machen? Wie war er selbst auch nur für einen Moment auf den Gedanken verfallen, ein Kind, das nie etwas anderes als die Züge gekannt hatte, könnte ihm helfen, nach draußen zu kommen?
    Am ersten Abend hatte sie ihm eine Schere gebracht. Wieselflink hatte ihr erklärt, dass die Aramidfasern des Halsbands nicht mit einer gewöhnlichen Schere durchtrennt werden konnten. Sie musste mikroverzahnt sein.
    Drei Abende später war sie mit einer weiteren Schere erschienen - »Hier! Mikro-verdingst!« - und hatte sich gewundert, dass er das Halsband nicht auf der Stelle durchschnitten hatte. Wieselflink erklärte ihr, dass das nicht gehe - noch nicht. Der Steuerchip hätte ihm einen finalen Schlag versetzt.
    »Dann ist es aus mit mir!«, hatte er hinzugefügt. »Dann bin ich tot, verstehst du?«
    »Oh …«, hatte Blitz gehaucht. »Und wenn du ganz schnell machst? Dann merkt der Chip nicht, was los ist.« Wieselflink hatte sich zusammengenommen und ihr erklärt, dass der Chip sich auf diese Weise nicht überlisten ließ.
    Und so war es weitergegangen. Jeden Abend war Blitz mit einer neuen kindlichen Idee und dem passenden Werkzeug erschienen, jeden Abend hatte Wieselflink ihr geduldig erklärt, dass es auf diese Weise nicht gehe. Und mit jedem weiteren Abend, an dem Blitz ihm mit den besten Absichten vorführte, wie aussichtslos sein Unterfangen war, wuchs seine Verzweiflung. Er kam nicht weiter. Die korrekte Belegung des Steckers wollte ihm nicht gelingen, er hatte erst einen Bruchteil der möglichen Kombinationen erprobt. Es konnte noch Monate dauern, bis er die korrekte Kombination erriet. Er musste jede von Hand bestücken und dabei übervorsichtig arbeiten, damit die Adern nicht zerfaserten. Und das würde lediglich der erste Schritt sein; der nächste - der Versuch, über den Rechner auf den Steuerchip zuzugreifen - würde ungleich schwieriger sein.
    Wieselflink brauchte unverschämtes Glück - und Zeit, die er nicht hatte.
    Er spürte es. Die Stabilität, die Wolfs Lehre vom Paradies Sigma V dem Zug verlieh, war nicht von Dauer. Sie konnte es nicht sein. Wolf versprach dem Pack kein besseres Schicksal im nächsten Leben, er versprach es für das Hier und Jetzt. Der Zug war lediglich das Sprungbrett, eine Art Trainingslager, in dem sich die Nomaden auf die Lange Reise vorbereiteten. Immer wieder wurde der Alltag an Bord von Alarmübungen unterbrochen. Einzelne Wagen wurden geräumt. Niemand teilte je den Zweck dieser Übungen mit. Was nicht nötig war: Selbst der dümmste Nomade konnte sich ausrechnen, dass man die Evakuierung des Zugs für den Tag übte, an dem das Alienschiff kam.
    Es war diese Unmittelbarkeit, die die strenge Ordnung funktionieren ließ, die jeden von ihnen mit aller Kraft auf einen Punkt zuarbeiten ließ. Wolf musste sein Versprechen in nicht allzu weiter Zukunft einlösen, sollte seine Ordnung nicht in einem Ausbruch enttäuschter Hoffnungen zerbrechen.
    Fischer schien sich dessen bewusst. Der Zugführer, der bislang immer eine Minute übrig gehabt hatte, um eine Planübererfüllung oder eine neue Weisheit von Wolf mitzuteilen, war mit einem Mal kurz angebunden. Statt die Nomaden mit Beschwörungen des gemeinsamen Ziels und Lob anzufeuern, hörte Wieselflink ihn immer öfter brüllen. Seine Bewegungen waren fahrig, und wenn er etwas sagte, traten die Adern auf seiner Stirn hervor, als bedeute es eine übermäßige Anstrengung für ihn, sich auf die jeweilige Situation zu konzentrieren. Etwas beschäftigte ihn, nagte an ihm. Ging der Große Plan nicht nach Plan?
    »Willst du ihn nicht ausprobieren?«, holte ihn Blitz wieder in die Gegenwart zurück.
    »W-was? Oh, natürlich …« Er hielt den Kugelschreiber immer noch unschlüssig zwischen den Fingern. Ein Kugelschreiber - was erwartete Blitz von ihm? Er zog eine der alten Listen aus dem Stapel und kritzelte mit dem Kugelschreiber

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