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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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zu weit weg, um ihn zu hören, sagt sein Vater. Der Junge schließt sich in seinem Zimmer ein, verlässt es nur, um in die Schule zu gehen, wo andere als sein Vater ihn schlagen. Er sitzt jetzt öfters auf dem Fenstersims, beugt sich immer weiter vor, sammelt seinen Mut.
    Eines Tages findet er auf dem Schulweg eine Plastikschachtel. Jemand muss sie verloren haben. Sie erinnert an ein Brillen-Etui, nur dass sie viel kleiner ist. Sie passt in seine Hosentasche, als wäre sie dafür gemacht. Er steckt sie ein. In derselben Nacht erblickt er eine andere Welt.
     
    15 Clips, 15 Taschenwelten, die Ekin und Trixie gehortet hatten, ein Modellzug, der vor ihnen auf dem Boden stand - ein Zug, der sie direkt zu Paul führen würde. Wenn sie es nur verstanden, alles richtig zu kombinieren.
    Drei Wochen waren vergangen. Drei Wochen, jede Nacht in einem anderen Hotel, jeder Tag in mehreren Tauschbörsen, immer auf der Suche nach neuen Wagen für Pauls Zug. Eine Menge Spesen waren zusammengekommen, bezahlt vom Korps, dem Ekin eine Rechnung nach der anderen untergeschoben hatte. Es war ganz einfach gewesen: Man griff einfach in das Becken der Millionen Anzeigen, die im HunterNet kursierten, konstruierte den gewünschten Zusammenhang, meldete eine Dienstfahrt an - und es ging los. Man musste sich nur trauen.

    »So …« Ekin saß auf der Bettkante und steuerte die Datenwand über eine Virtuelltastatur, die über ihrem Schoß schwebte. »So kommt es hin, glaube ich.«
    »Dein Wort in alle Ohren, die uns helfen können!« Trixie ließ sich neben ihr auf das Bett fallen.
    Trixie war treu an Ekins Seite geblieben, allerdings zunehmend entnervt. »Ich bin es ja gewohnt, dass meine Kundschaft wirr daherredet«, hatte sie irgendwann gestöhnt. »Aber das da!«
    Eine verständliche Klage, aber unangebracht. Paul redete. Auf die einzige Art, die ihm möglich war.
     
    Die Aliens sind da. Ihr Schiff hängt über dem Südpazifik, es lastet auf den Menschen. Sie starren in ihre Datenwände oder zu Boden, in Erwartung des Schlags, der kommen muss. Der Junge - er ist jetzt ein Teenager - sieht nicht zu Boden. Er hat keine Furcht. Im Gegenteil. Er kennt sich aus. In den Taschenwelten hat er viele Schiffe gesehen, mehr als er zählen kann. Sein Vater wollte nichts davon hören. Fantastereien, an denen nichts dran ist. Fantastereien, die ihm seine Aussichten in der echten Welt zunichtemachen. Fantastereien, die der Junge mit handfesten Schlägen bezahlte.
    Jetzt steht das Schiff am Himmel. Alle können es sehen.
    Alles wird gut, er spürt es.
    Und es wird gut. Eines Tages kommt sein Vater vom Bierholen nicht zurück. Der Junge wartet ängstlich, er kann sein Glück nicht fassen. Aber es ist so echt wie das Schiff am Himmel. Der Vater kehrt nie wieder zurück.
     
    Paul hatte Taschenwelten aufgezeichnet, nein, er hatte sie als eine Art Papier benutzt, auf dem er seine Geschichte niedergeschrieben hatte. In Bruchstücken, die Taschenwelten unter die Abertausenden gemischt, mit denen er gehandelt hatte. Sie waren in der Masse untergegangen, bis Ekin sich auf die Suche nach ihnen gemacht hatte. Verständlich nur im Zusammenhang und nur für Ekin und zu öffnen nur mit der kleinen Lok
als Schlüssel, die er Ekin über die Magico-Maschine zugespielt hatte.
    Ein Käufer, der zufällig eine von Pauls Taschenwelten ausprobierte, würde sie rasch wieder zur Seite gelegt haben, ohne sich viel dabei zu denken. Es gab viel Schrott unter den Welten. Entwürfe, die so absurd waren, dass sie selbst bei direkter Maschinen-Gehirn-Verbindung unglaubwürdig blieben, abstoßend oder einfach nichts sagend. Bruchstücke, Splitter, die die Bezeichnung »Welt« nicht verdienten.
    Wie die Welten, aus denen Pauls Botschaft an Ekin bestand.
     
    Paul schlägt sich durch. Der ein oder andere Job findet sich immer, trotz der Überschussmenschen. (Zu denen jetzt sein Vater gehört?, fragt er sich, als er einen Zug vorbeifahren sieht und sich ihm Arme flehend durch die vergitterten Fenster entgegenstrecken.)
    Er bleibt auf der Schule, zu seiner eigenen Überraschung. Er trainiert mit Gewichten, die anderen Schüler trauen sich bald nicht mehr an ihn heran. Und jetzt, da sein Vater ihn nicht mehr zwingt, entdeckt er, dass er gern zur Schule geht. Die Schule ist ein Fenster, wie die Taschenwelten. Sie eröffnet Möglichkeiten. Keine unendlichen, aber immerhin. Paul ist strebsam. Das wenige Geld, das er übrig hat, steckt er in Taschenwelten, die kaum einer will und kaum etwas

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