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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Saison lebend zu überstehen. Aber das machte ihnen nichts aus. Nur weil das Schlimmste möglich war, gingen sie nicht davon aus, dass es auch eintrat. Es war eine Möglichkeit unter vielen, und das Leben war voller Möglichkeiten.
    Echte Flyboys. Sie waren echte Flyboys.
    Und Rudi gehörte zu ihnen. Nachdem Rudi sich ausgetobt hatte, übernahm Mbelo wieder die Himmelsstürmer und steuerte sie im gemütlichen Tempo, knapp unter Schallgeschwindigkeit, zurück nach Funafuti. Einer nach dem anderen kamen Rudis Kameraden zu ihm und gratulierten ihm zu seinem gelungenen ersten Flug. Auch Beatrice kam, die Lockenhaare gebändigt von dem Kopfhörer, den sie als Zweite Lauscherin der Himmelsstürmer nie ablegte. Innerhalb einer Stunde erntete Rudi mehr anerkennendes Schulterklopfen als in seinem ganzen bisherigen Leben. Die Flyboys - die meisten von ihnen waren U-Boot-Leute, die Himmelsstürmer trug ein halbes Dutzend Boote - sagten ihm, wie sehr sie sich freuten, ihn für ihre Crew gewonnen zu haben, dass sie am liebsten, wenn es die Company-Charta erlaubt hätte, auf der Stelle mit ihm anstoßen oder ihm eine Zigarette anbieten würden, und dass
mit ihm an Bord nichts mehr schief gehen könne. Rudi hatte schon einmal bewiesen, dass er das Gespür für Artefakte hatte; es würde ihn - und die Himmelsstürmer und ihre Crew - wieder zu einem führen. Bestimmt.
    Rudi widersprach nicht. Es tat zu gut, mit offenen Armen empfangen und geschätzt zu werden. Rudi saß da, genoss den Flug und die Wärme, die ihn durchströmte.
    Schließlich kam Funafuti in Sicht.
    »Schade, dass es Linda erwischt hat«, sagte er zu Mbelo. Linda war Rudis Vorgängerin im Copilotensitz gewesen.
    »Ja, schade.«
    »Was für ein Pech, sich eine Hepatitis einzufangen. Man sollte denken, die Impfung wirkt zuverlässig.«
    »Hepatitis?«
    »Ja. Muss sie sich bei den Boat People geholt haben. Beatrice hat mir davon erzählt.«
    »Beatrice erzählt viel Mist, wenn der Tag lang ist.«
    Rudi sah zu dem Piloten. Dem Riesen haftete nichts mehr von der Gutmütigkeit an, die Rudi für unerschütterlich gehalten hatte.
    »Was? Aber ich bin mir sicher, dass ich mich nicht verhört habe.«
    »Linda hatte keine Hepatitis. Das ist die Geschichte, die wir der Company erzählt haben, damit sie aus Funafuti ausgeflogen wird.«
    »Was war dann mit ihr?«
    »Oh, wir haben sie aus der Crew geworfen.«
    »Ihr habt was?«
    Mbelo zuckte die Achseln. »Sie hatte nicht das Zeug, also musste sie weg. Wir können keine Leute brauchen, die nur 90 Prozent leisten. Wir brauchen 100 Prozent, mindestens.«
    Damit war das Thema für ihn erledigt. Der Pilot drückte die Nase der Himmelsstürmer hinunter, setzte sie in einer Punktlandung auf. Der Fanghaken erwischte das erste der sechs Seile, die über die Piste gespannt waren, und bremste die Maschine innerhalb von 200 Metern ab.

    Die Wartungsmannschaft - eine halbe Hundertschaft, wie es Rudi schien - empfing die Himmelsstürmer im Hangar und machte sich umgehend an die Arbeit. Die Pemburu war ein anspruchsvolles Flugzeug; auf jede Stunde, die sie die Himmel stürmte, kamen fünf weitere, in denen man sie für den nächsten Flug fit machen musste. Ein Mechaniker half Rudi aus dem Anti-G-Anzug. Er tat es mit einer merkwürdigen Unterwürfigkeit, die Rudi fremd war und die ihm nicht behagte. Er bedankte sich rasch und schlängelte sich durch das Gewirr der Mechaniker und Geräte zum Ausgang des Hangars. Die Uniform, die er unter dem Anti-G-Anzug getragen hatte, war derart mit Schweiß durchtränkt, dass sie ihm kaum leichter erschien.
    »Rudi, warte!«
    Es war Beatrice. Sie rannte schwerfällig hinter ihm her, der flüssigkeitsgefüllte Anti-G-Anzug schwabbelte an ihr.
    Sie blieb vor ihm stehen. »Und, was denkst du?« Die Hitze, die von draußen in den Hangar drang, drückte ihr Schweißperlen auf die Stirn.
    »Hm …« Rudi dachte an die Sterne, die er zum ersten Mal gesehen hatte, wie sie wirklich waren; an die Himmelsstürmer und daran, wie sie sich wie ein Teil von ihm selbst angefühlt hatte; an das Schulterklopfen der Crew. Und an Mbelo. 100 Prozent, mindestens.
    »Ja?«
    »… nicht übel.«
    Beatrice strahlte. »Ich wusste es. Schon immer. Du gehörst zu uns, Rudi.«
    Rudi nickte. »Ja, das tue ich.«
    Er hatte diese Worte schon einmal gesagt. Am Abend, bevor er aus Himmelsberg geflohen war.

    Hayim Perlmann, 1999-2063
    Gelehrter, Visionär, Menschenfreund
     
    Die Welt der Gen-Forschung hat mit dem Tod von Professor Hayim

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