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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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gehörst.« Sie hatte ihn festgehalten, als er geschwankt hatte. »Frag nicht, du wirst sehen. Nur so viel: Des einen Pech ist des anderen Glück. Alles weitere würde dir nur den großen Augenblick verderben.« Und sie hatte ihn mit sich gezogen.
    Eine halbe Stunde später fand sich Rudi in einem Anti-G-Anzug wieder, vom Gewicht der flüssigkeitsgefüllten Lamellen fast unwiderstehlich zu Boden gezogen. Eine weitere halbe Stunde später schüttelte er ein knappes Dutzend Hände, als Beatrice ihn seinen neuen Kameraden vorstellte, und sank in den Copilotensitz der Himmelsstürmer , seiner neuen Maschine. Einer Pemburu DX-11, noch keine Saison alt, gestrichen in einem dezenten Grau. Sie roch nach frischem Plastik und Perfektion, nicht nach kaltem Rauch und Schweiß. Und eine weitere halbe Stunde später lagen Funafuti, die zerschossene Bitch und ihre im Komaschlaf liegende Crew tausend Kilometer hinter ihm zurück. Mbelo, der Pilot, übergab ihm die Steuerung. Er kam aus Südafrika und war der größte Flyboy, den Rudi je gesehen hatte. Der Sidestick der Pemburu mutete in seinen riesigen Händen wie ein Kinderspielzeug an.
    »Kein schlechtes Gefühl, was?«, fragte Mbelo mit einem wissenden Augenzwinkern, nachdem Rudi die erste Ehrfurcht überwunden hatte und sich traute, den Sidestick zu bewegen.
    »Nicht übel«, bestätigte Rudi. Die zehn Flyboys und -girls wussten, dass sie privilegiert waren, die unumstrittene Elite der Company darstellten. Sie flogen ein Flugzeug, dessen Anschaffung die durchschnittliche Jahreseinnahme der chilenischen
Company-Lotterie verschlang. Vom Betrieb ganz zu schweigen.
    »Sie gehört dir«, sagte Mbelo.
    Rudi ließ es sich nicht zweimal sagen. Die Himmelsstürmer war zu einer Routinepatrouille aufgebrochen. Keine Artefakte kamen herunter. Der erhoffte Schwarm, der dem Artefakt folgen sollte, das sich die Bitch um ein Haar unter den Nagel gerissen hatte, war ausgeblieben. Die Himmelsstürmer war frei. Rudi gab Vollschub, drehte erst unmittelbar vor der australischen 200-Meilen-Zone ab. Er tanzte. Es war ein wunderbar leichtfüßiger Tanz, trotz des Andrucks, mit dem ihn die Beschleunigung in den Sitz drückte. Die Anti-G-Anzüge federten das Schlimmste ab, der Rest war Rudi willkommen, bestätigte er ihm doch, dass er nicht nur im Simulator saß. Das hier, die Himmelsstürmer, war die Wirklichkeit.
    Rudi kurvte kreuz und quer über den Pazifik, probierte aus, wie hoch er kam - immerhin knapp 25.000 Meter, weit in die Stratosphäre, wie man es von einer Maschine erwarten konnte, die sich Himmelsstürmer nannte -, und genoss den Anblick der Sterne, die klar am Himmel standen. Keine Atmosphäre von nennenswerter Dichte trübte ihr Bild, veranlasste sie, trügerisch zu funkeln. Rudi sah die Sterne, wie sie die Aliens sahen.
    Er schnitt den Schub ab. Das Arbeitsgeräusch der Triebwerke, das sich in der dünnen Luft in erster Linie über Vibrationen verbreitet hatte, brach ab. Die Himmelsstürmer fiel zur Erde zurück, den Bug voraus. Kein Trudeln, kein Flattern - sie schnitt wie ein scharfes Messer durch die Luft. Auf zehntausend Metern fing Rudi sie wieder ab. Ein sachtes Ziehen am Sidestick genügte.
    Was immer Rudi mit der Himmelsstürmer anstellte, sie machte es mit. Mehr noch: Sie half mit. Die vernetzten Bordrechner schienen seine Absichten zu erahnen. Es fühlte sich an, als leite die Himmelsstürmer die Manöver ein, kurz bevor er den Sidestick bewegte. Kein Vergleich zu der Bitch . Die Bitch hatte sich gegen ihn gesträubt, jeden Ruderausschlag
hatte er ihr abringen müssen, selbst im simplen Geradeausflug hatte er das Steuerhorn keinen Augenblick loslassen dürfen. Zugegeben, das eine Mal, als er sie geflogen hatte, war sie angeschossen gewesen. Kaum anders als ihre Crew. Rudi dachte an die langen Missionen zurück, in denen er nichts hatte anrühren dürfen. Er dachte an Wilburs Kanone, die seltsame Party bei den Boat People, an das, was Wilbur ihm über Diane und Melvin erzählt hatte. Die Crew der Bitch bestand aus Krüppeln, denen das Leben böse mitgespielt hatte. Es hatte sie verrückt werden lassen, sie zu Freaks gemacht. Und er, Rudi, hatte sich in ihre verquere Welt ziehen lassen.
    Die Himmelsstürmer und ihre Crew rüttelten ihn wach. Hier fand er, was er gesucht hatte, als er Himmelsberg den Rücken gekehrt hatte: nüchterne Zuversicht, gepaart mit Eifer. Seine neue Crew bestand aus Realisten. Sie wussten, worauf sie sich eingelassen hatten, kannten ihre Chancen, die

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