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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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kommt bestimmt, und ihr …«
    »Rudi.« Wilbur hatte seine Handgelenke gepackt. »Du hörst mir jetzt zu! Es gibt keine nächste Saison für die Bitch .«
    »Für die Bitch vielleicht nicht. Aber ihr habt Erfahrung, die Company gibt euch ein anderes Flugzeug und …«
    »Ich bezweifle es. Aber darum geht es nicht. Es geht um Diane. Für sie geht es zu Ende.«

    »Unsinn! Bring sie auf die Krankenstation. In ein paar Monaten …«
    »… ist sie tot.«
    »W-was?« Wilbur ließ Rudis Handgelenke los. Rudi schwankte. »Was hast du da gesagt?«
    »Diane hat Magenkrebs. Sie hat bestenfalls noch ein paar Wochen. Wenn sie nicht so ein sturer Dickkopf wäre, hätte es sie längst umgebracht.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Von der Krankenstation, von der du die ganze Zeit redest. Sie haben den Krebs gefunden, nachdem uns der Amerikaner beinahe heruntergeholt hätte. Diane ist damals abgehauen, bevor sie es ihr sagen konnten.«
    »Und sie weiß es immer noch nicht?«
    Wilbur schüttelte den Kopf. »Nein. Aber sie spürt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Sie will es nur nicht wahrhaben. Ihr Magen macht ihr schon seit Jahren Probleme. Deshalb kippt sie ständig Wasser. Wegen der Säure, um sie zu verdünnen. Sie hat auf der Krankenstation nach Tabletten für ihren Magen gefragt. Sie haben ihr welche gegeben, aber nicht die, die sie dachte. Diane schwimmt bis über die Ohrläppchen in Schmerzmitteln, sonst könnte sie längst nicht mehr stehen.«
    Rudi sah zu Diane, die weiter den Rumpf abklopfte und nach jedem Schlag ein Ohr gegen das Aluminium drückte und horchte.
    »Deshalb ist sie so …«
    »… bestenfalls nur noch halb auf dieser Welt? Ja. Und in ein paar Wochen wird Diane ganz weg sein.«
    Rudi stand da, mied Wilburs Blick. Er wollte die Hände vor die Augen schlagen, über die Ohren, weder hören noch sehen. Einfach davonrennen und alles hinter sich lassen. Er hatte es einmal geschafft. Himmelsberg war nicht untergegangen, nur weil er sich davongemacht hatte. Er würde es wieder …
    »Also was ist, Junge?« Wilbur hatte ihn am Oberarm gegriffen. »Fliegst du die Bitch ?«

    Rudi wollte Wilburs Hand abschütteln. Es ging nicht, der Griff war zu fest. »Habe ich eine Wahl? Wenn ich es nicht freiwillig tue, zwingst du mich eben.«
    »Du hast nicht gerade eine hohe Meinung von mir, was?« Wilbur ließ Rudi los, trat einen Schritt zurück und hob beide Arme. »Hier, jetzt hast du die Wahl. Geh zu deinen fliegenden Models! Ich mache dir keine Vorwürfe. Diane muss dich nicht kümmern. Sie hat dir weiß Gott genug eingeschenkt. Du schuldest ihr nichts.«
    »Wilbur!«, rief Diane von der Bitch herüber. »Komm endlich, wir müssen los! Was gibst du dich mit dem nichtsnutzigen Jungen ab?«
    Wilbur drehte sich zu Diane und brüllte: »Einen Augenblick noch!« Dann wandte er sich wieder zu Rudi: »Na los, worauf wartest du noch? Geh!«
    »Wilbur, komm!«, rief Diane.
    »Geh, Junge!«
    »Wilbur, hörst du?«
    »Geh schon, Junge!«
    »Wilbur!«
    »Hörst du nicht? Hau endlich ab, Junge!«
    Rudi hörte nicht.
     
    Die Bitch rollte an den Start.
    Wilbur hatte für seine alte Schlampe getan, was er konnte, aber es war nicht viel gewesen. Er hatte sich beim Schrotthaufen neben der Anlegestelle bedient, wo die Wracks notgelandeter Company-Flugzeuge darauf warteten, von Versorgungsschiffen mitgenommen zu werden, um ihre Metalle wiederzuverwerten. Eine Schwanzflosse hatte er auf diese Weise improvisiert, die zahllosen Löcher im Rumpf und der Druckkabine hatte er ebenfalls geflickt.
    Im Übrigen hatte Wilbur passen müssen. Die Hydraulik hatte ihm widerstanden. Er hatte geflickt, neue Leitungen verlegt, keinen Arbeitsdruck hinbekommen, wieder geflickt, neue Leitungen verlegt, keinen Arbeitsdruck hinbekommen, bis ihm
Geduld und Zeit ausgegangen waren. Der Bordcomputer hatte sich anfangs besser angelassen. In den Wracks auf dem Schrottplatz Funafutis gab es eine große Auswahl an Komponenten. Sie einzupassen, war eine Sache von einigen Stunden gewesen. Mechanisch zumindest. An der Softwareabstimmung waren er und Rodrigo gescheitert. Die Simulationsläufe liefen glatt, für Stunden oder sogar Tage, dann hing sich das System auf. Im Lauf der Wochen hatten sie es mit einem halben Dutzend neuer Komponenten ausprobiert, dann hatten Wilbur und Rodrigo entschieden, dass im vorigen Jahrhundert Flugzeuge auch ohne Computer hoch- und wieder heruntergekommen waren, und hatten es sein lassen. Hauptsache, Rodrigos Rechner lief, und das tat er.

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