Alien Earth - Phase 1
- unweigerlich -, an dem eure eigenen Träume über Kreuz laufen mit dem, wofür ihr steht. Wenn dieser Moment kommt, erinnert euch, was auf dem Spiel steht - und handelt entsprechend.«
Ernste Stille kehrte ein. Die Männer und Frauen vermieden es, einander anzusehen.
»Und jetzt genug! Wenn ich Predigten halten wollte, hätte ich mich den Alienisten anschließen sollen.« Schrever hob die Arme. »Es geht los, Flyboys - findet euch! Je sechs in einer Crew!«
Schrever trat ohne ein weiteres Wort ab.
Zurück blieb eine verunsicherte Hundertschaft. Finden …? Zu je sechs …? Rudi begann gerade erst zu verstehen, als alle Übrigen längst handelten. Flyboys riefen und brüllten, rannten hin und her, rempelten Rudi an, fielen einander in die Arme. Als Rudi endlich so weit war, fand er sich allein wieder, umringt von Sechserschaften. Meistens waren es Zimmergenossen, die sich gefunden hatten, andere mussten sich während des Flugs oder in Bangkok nähergekommen sein, während Rudi Engeln nachgejagt hatte. Rudi tappte ratlos zwischen den Gruppen umher. Zu schnell. Alles ging viel zu schnell für seinen dröhnenden Schädel. Zimmergenossen … das war es. Wo steckten seine? Er fand sie am anderen Ende des Hangars, als hätten sie sich vor ihm versteckt. Eine komplette Crew, eine Sechserschaft. Seinen Platz hatte eine Frau eingenommen, die er noch nie gesehen hatte, eine Asiatin, deren Gesicht entfernt an das von Rudis Engel erinnerte.
»He! Was soll das?«, rief Rudi. »Wir sind doch …«
Seine Kameraden sahen weg. Beatrice, die ihm schon im Camp zu verstehen gegeben hatte, dass sie etwas für ihn übrighatte, war die Einzige, die es nicht tat. »Tut mir leid, Rudi«, sagte sie und schüttelte den Lockenkopf. »Zu spät. Wir sind komplett.«
»Aber das geht doch nicht. Wir sind Kameraden! Wieso …«
»Du weißt genau, wieso.«
»Nein, das ist doch Quatsch!« Er sagte es wider besseres Wissen. Natürlich wusste er es. Das Pochen in seinem Schädel sagte es ihm. Wer wollte einen Flyboy in der Crew, der so blöd war, Nutten hinterherzujagen und sich dabei übers Ohr hauen zu lassen?
»Wir müssen los, Rudi«, sagte Beatrice, während Rudi zu begreifen versuchte, was vor sich ging. »Unser Flieger wartet …«
Rudi blieb im verlassenen Hangar zurück. Flyboy Rudi. Das hatte so unendlich gut geklungen, bis eben. Aber jetzt? Was war ein Flyboy, mit dem niemand fliegen wollte? Was würde aus …
»Na, prima!«, hörte er eine Stimme hinter sich. Rudi drehte sich um. Eine Frau in Fliegermontur stand vor ihm. Rudi sah einen kurzen Bürstenschnitt, zu viel Lippenstift in der falschen Farbe und eine Landschaft dünner Fältchen, auf der Schweißperlen herabrannen. »Der Kerl soll mit uns fliegen? Das einzige technische Gerät, das er je in den Fingern gehabt hat, ist ein Pferdepflug, so wie er aussieht. Nein danke.«
»Der oder keiner, Diane«, sagte der Mann neben ihr. Er hatte ebenfalls einen Bürstenschnitt und Falten, war deutlich jenseits der Vierzig und hatte sich passabel gehalten, mit Ausnahme des Bauchs, der aus seiner Montur hervorstand.
Die Frau drehte sich auf dem Absatz einmal um die eigene Achse, überblickte den mittlerweile verlassenen Hangar. Sie zog das linke Bein nach. »Sieht so aus.« Sie spuckte auf den Boden.
»Worauf wartest du dann? Klemmen wir uns den Kerl unter den Arm. Wir wollen los.«
»Ich weiß nicht so recht, Wilbur. Sieh ihn dir doch an! Der Kerl kann sich kaum auf den Beinen halten. Was wollen wir mit ihm? Der bringt uns nur Ärger.«
Der Mann zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hat er in Bangkok das eine oder andere Bier zu viel getrunken. So was kommt vor. Gib ihm wenigstens eine Chance.«
Sie reagierte nicht.
»Keine Flüge ohne vollständige Besatzung. Du weißt, dass die Company in der Sache keinen Spaß versteht. Ohne Copiloten lassen sie uns nicht abheben. Und das war die letzte Lieferung Flyboys für diese Saison. Sie sind vergeben. Keine Crew wird einen herausrücken. Einen Ersatz einzeln anzufordern kann Wochen dauern. Falls die Company uns überhaupt Ersatz genehmigt. Willst du den Rest der Saison herumsitzen und den anderen Crews zusehen, wie sie sich Artefakte krallen?«
Sie schüttelte den Kopf, spuckte wieder auf den Boden. »Lieber fahre ich Zug! Also gut, nehmen wir ihn eben …« Sie wandte sich an Rudi. »Okay, du bist dabei. Aber bild dir nichts darauf ein, klar? Halt die Klappe und lass deine dicken Finger in der Tasche! Die alte Schlampe kann Gefummel
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