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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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trug er im Kopf oder war zu wertvoll, um es mit sich herumzutragen. Unnötiger Ballast, der einen langsam machte. Und womöglich interessant für andere.
    Er erreichte eines der Produktionsbänder. Der Geruch von Desinfektionsmitteln stieg ihm in die Nase, trieb ihm Tränen in die Augen. Der Preis für den schnellsten Weg. Das Band war seine Rennbahn nach draußen, zu seinem Versteck. Keine fünf Minuten …

    Etwas quietschte.
    Wieselflink machte einen Satz, drückte sich in eine Türfüllung und horchte.
    Nichts, kein Ton. Die anderen Nomaden schliefen, erschöpft von einem zu langen und zu harten Arbeitstag. Sie sammelten Kraft, hoffentlich genug, um am nächsten Tag schnell genug die nächsten toten Tiere zu verarbeiten, ihnen Gelatine, Hundefutter, Tiermehl und Strom zu entlocken, um die Norm zu erfüllen. Wem es nicht gelang, der wurde geschnitten, dem wurden Rationen vorenthalten, der lief schließlich, wenn er sich nicht zusammenriss und sich sputete, Gefahr, einem Unfall zum Opfer zu fallen. Es gab viele Messer in der Fabrik, niemanden von draußen, der nachgefragt hätte, und genug Überschussmenschen, die das Ministerium nachschieben konnte.
    Stille. Wieselflink wurde nervös. Kein Geräusch, kein Ton, kein einziger Nomade, der ruhelos durch die Fabrik geisterte, auf der Suche nach Schlaf, nach einer Dose Futter, nach lebendem Fleisch, an dem er sich reiben und für einige Augenblicke vergessen konnte, dass er überflüssig war. Kein einsamer Nomade am einzigen, gesetzlich vorgeschriebenen Terminal der Fabrik, der eine nutzlose Eingabe verfasste.
    Etwas war nicht in Ordnung. Aber was?
    Wieselflink horchte in die Stille, wartete auf eine Antwort, die nicht kam.
    Weiter.
    Er flitzte los, so schnell, dass seine Sorgen zurückbleiben mussten. Sie taten es nicht. Sie waren so hartnäckig wie der Nachgeschmack des Hundefutters.
    Dann passierte er eine breite Stahltür. Das Kühlhaus. Auch hier kein Ton. Nicht einmal das Brummen der Kühlaggregate. Ein Stromausfall? Nein, die Neonröhren leuchteten, wenn auch vereinzelt. Ein Wartungsintervall? Unwahrscheinlich. Niemand war zu sehen.
    Das Kühlhaus blieb hinter ihm zurück. Was kümmerte ihn ein Ausfall? Er war nicht zuständig für das Kühlhaus. Er hatte
keine Schläge zu befürchten. Außerdem war er beinahe am Ziel. Eine Lagerhalle noch, dann ein kurzer Sprint, und schon hatte er den Platz hinter dem Nebengebäude erreicht, wo die meisten Leute zum Pinkeln an die frische Luft gingen und wo niemals jemand auf die Idee käme, freiwillig in der Erde zu wühlen … Seine Stecker würden dort in Sicherheit sein, vorerst. So sicher, wie die Habseligkeiten eines Nomaden nur sein konnten. Wieselflink konnte das Versteck mehrmals täglich kontrollieren. Jeder musste pinkeln, und im Freien zu sein, war die Eigenart, die Wieselflink kultivierte. Die frische Luft tat ihm gut, und die Sonne setzte seinem Halsband zu. Hoffte er.
    Die Lagerhalle. Dunkel und verlassen. Am anderen Ende ein rechteckiger Umriss, durch den ein Streifen fahles Mondlicht fiel.
    Wieselflink flitzte los.
    Auf halbem Weg schlug etwas Hartes gegen sein Schienbein. Er stolperte und knallte hin. Licht flammte auf, blendete ihn.
    »He, Kamerad! Wohin so eilig mitten in der Nacht?«
    Wieselflink blinzelte aus zusammengekniffenen Augen in das Licht. Er erkannte eine Frau, ein Tuch um den Kopf gebunden, wie ein Pirat in einem alten Film. In einer Hand hielt sie eine Taschenlampe, in der anderen ein Ausbeinmesser.
    »Ich … ich war unterwegs …«
    Seine Augen gewöhnten sich etwas an das Licht. Die Frau war nicht allein. Drei Nomaden standen hinter ihr, Messer und Stangen in den Händen. Sie hatten die großen, schweren Rucksäcke mit ihren Habseligkeiten geschultert, die Halsbänder mit Schlachtresten abgedeckt. Hundedärme. Nach einigen Wochen in der Fabrik hatte man einen Blick für solche Dinge. Zum Ausgleich verlor man den Blick für alles andere, wenn man nicht aufpasste. Hundedärme, glaubten manche der Nomaden, schirmten die Halsbänder ab. Andere schworen auf Kuhdärme oder Schweinefett. Wieder andere, wie Fleischberg, setzten auf Stillsitzen.

    »Das haben wir bemerkt«, sagte die Frau. »Hast es ganz schön eilig gehabt. Wohin wolltest du?«
    »Ich … ich …«
    »Ja, wir hören.«
    Wieselflink überlegte. Die Wahrheit? Nein, dann würde er seinen neu gewonnenen Schatz gleich wieder loswerden. Und mehr noch, falls die vier in der Stimmung waren, einen Menschen zu schlachten. Die Schnittstellen

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