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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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abgewetzten Sitze; der begeisterte Aufschrei, mit dem die Hundertschaft Flyboys den ersten Blick auf den Ort quittierte, an dem sich ihre wildesten Träume erfüllen sollten; die demonstrativ leer gebliebenen Sitze rechts und links von ihm; die Abbauprodukte der Droge, die ihm der Zuhälter in Neo-Bangkok in der präparierten Bierflasche untergeschoben hatte; das Aufputschmittel, das ihm ein gnädiger Company-Arzt injiziert hatte, damit er den Flug nach Funafuti überhaupt hatte antreten können; das Bild seines Engels, das ihm nicht aus dem Kopf gehen wollte und von dem ihm der Arzt gesagt hatte, er solle sich keine Gedanken darüber machen, es habe nichts zu bedeuten, das Bild seines Engels, das halb transparent über allem schwebte, selbst wenn er die Augen schloss; jeder Schluck, jedes Anheben des Bechers an die Lippen, das dennoch nur das kleinere Übel war, denn sein Körper schrie nach Wasser.
    Schmerz überall. Aber auszuhalten. Rudi kannte Schmerz, es zählte zu den wenigen Dingen, die es in Himmelsberg im Überfluss gegeben hatte. Was er jetzt durchlitt, sagte er sich,
war im Grunde nicht anders als damals, als er sich eines Nachts hinausgeschlichen, sich eine Leiter genommen hatte und auf einen Apfelbaum geklettert war, um sich heimlich satt zu essen. Es war die Sache wert gewesen, auch wenn ihm beim Herunterklettern ein Ast unter den nackten Sohlen weggebrochen war und er sich mit einer gerissenen Sehne am Boden wiedergefunden hatte. Die Sehne war schließlich verheilt, der Schmerz der Verletzung vergangen, genauso wie derjenige von den Knüppelschlägen, die er als Strafe eingesteckt hatte.
    Am Ende war ein Gutes bei all dem herausgekommen: Rudi, gerade 14 geworden, war klar geworden, dass Himmelsberg nicht sein Leben sein konnte.
    Der Pilot setzte zur Landung an. Funafuti sprang Rudi entgegen. In den Betonbuchten, die in regelmäßigen Abständen aus der Piste herausragten, parkten Flugzeuge vor Hangars. An den ausgefransten Rändern der eigentlichen Insel hatten ein Tanker und ein Versorgungsschiff festgemacht, die Säulen ihrer Flettner-Rotoren waren auf viele Hunderte Kilometer die höchste Erhebung. Oder …? Einen Augenblick lang glaubte Rudi weit draußen, am Horizont, die Umrisse von Booten und Schiffen zu erkennen, eng beieinander, wie zusammengeschnürt. Er schloss die Augen, zählte bis drei und öffnete sie wieder. Die Umrisse waren verschwunden. Es musste eine Täuschung gewesen sein. Auf Funafuti und den anderen Inseln Tuvalus lebten nur noch Flyboys. Vermutlich waren es Reste des Atolls von Funafuti - vom steigenden Meeresspiegel überspülte, dunkle Schatten.
    Dann war die Piste unter ihnen. Der Pilot drückte die Maschine herunter, um ganz am Anfang der Piste aufzusetzen und soviel Beton mitzunehmen wie nur möglich.
    Aus der Reihe vor ihm hörte er die Stimme von Beatrice: »Keine Angst. Es geht schon gut.« Rudi schielte durch den Schlitz zwischen den Lehnen und sah, dass Beatrice beruhigend die Hand auf die ihres Nebenmanns gelegt hatte. »Die sieben sind für diese Saison schon durch.«

    Der Mann nickte nur. Er wusste ebenso gut wie Rudi, was sie mit sieben meinte. Pro Saison rasten im Schnitt sieben Maschinen über die Piste hinaus und klatschten in den Pazifik. Und Rudi und seine Kameraden wussten noch mehr: Dass 200 Meter zusätzliche Piste fünf von sieben Maschinen gerettet hätten - aber das Dreißigfache kosteten. Also gab es keine Verlängerung. Flugzeuge konnte man nachkaufen. Und Menschen, die alles darum geben würden, Flyboy zu werden, gab es mehr, als die Company je würde verschleißen können.
    Mit einem Schlag setzte die Maschine auf. Ihre Heckräder berührten die Piste innerhalb der ersten zwanzig Meter. Einen Moment lang raste die Maschine ungebremst über den Asphalt, dann erfasste ihr Fanghaken eines der über die Piste gespannten Seile, und Rudi und alle übrigen Insassen wurden nach vorne gerissen, als die Geschwindigkeit innerhalb weniger Meter auf null reduziert wurde. Gleichzeitig heulten die Triebwerke auf, als der Pilot Vollschub für den Fall gab, dass der Fanghaken sich vom Seil löste. In dem Fall würde die Maschine durchstarten, eine Runde über Funafuti drehen und eine zweite Landung versuchen.
    Der Fanghaken hielt.
    Die Maschine bremste ab, rollte anschließend rumpelnd auf ihre Parkposition. Der Beifall für den Piloten hallte schmerzhaft in Rudis Schädel wider. Die Türen wurden geöffnet, und neugierige Flyboys und -girls drängelten wie

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