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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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GenMod-Trainer. Viel Abwechslung, die sie in Atem hielt, ihr keine Zeit ließ, innezuhalten und nachzudenken. Viel Aufregung. Aber etwas fehlte: der Kick des Verbotenen, das Gefühl, Grenzen zu überschreiten. Und das brauchte Ekin von Zeit zu Zeit. Jeder Mensch - so lautete Ekins Überzeugung, die in ihr nicht zuletzt dank Trixie herangereift war - hatte mehr Seelen in der Brust, als es Kostüme gab.
    Ekin rückte ihres zurecht und betrat die Kneipe. Es war nicht viel los. Montagabend. Ein paar Stammgäste saßen über den Raum verteilt, glotzten auf die Datenwand. Und an der Bar … ah, Super-Mausi. Nicht ganz taufrisch, aber stramm und blondiert. Perlenkette und züchtiger Businessrock. Sie saß auf der Kante ihres Hockers, als habe sie sich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause verlaufen und traue sich jetzt nicht mehr, auch nur einen weiteren Schritt zu tun. Mausi hielt sich an einem Mineralwasser fest. Ekin bestellte zwei Bier und ging zu ihr.
    »Bier?«, fragte Ekin, hielt ihr eine Flasche hin und leckte sich über die Lippenstiftlippen.
    »Danke, ich …«, machte Mausi.
    »Hier, nimm schon!« Ekin schob es ihr hin. »Wie heißt du?«
    »Maria. U-und du?«
    Ekin trank einen Schluck und sagte: »Mein Name tut nichts zur Sache. Vielleicht sage ich ihn dir später. Wenn du brav bist.«
    Ekin klackte ihre Flasche gegen Marias. Maria nippte an ihr, als vermute sie in ihr Gift.
    »Was treibst du in einem Loch wie diesem hier, Maria?«
    »Es regnet. Ich habe meinen Schirm im Büro liegen lassen. Und da dachte ich, ich könnte …«
    »Keine Angst, der Regen kann dir nichts mehr anhaben«, sagte Ekin und strich mit der freien Hand über ihr Knie. Mausi zitterte. »Bei mir bist du sicher …«
    Das erste Bier brauchte noch etwas Nachhilfe, um durch
Maria-Mausis Kehle zu verschwinden, die nächsten rannen beinahe von alleine herunter. Irgendwann, als sie vom Barhocker zu rutschen drohte, ließ Ekin großzügig ein Taxi kommen, schaffte ihr Wild in ein Hotelzimmer und machte sich darüber her. Mausi ließ sie gewähren, was genau das war, was Ekin brauchte. Als Ekin fertig war, verzog sie sich ins Bad. Die herrische Ekin, die für diese Nacht ihren Teil getan hatte, abbrausen. Bevor sie die Tür hinter sich zu machte, streckte sie noch einmal den Kopf durch den Schlitz und beschied Mausi: »Stell keinen Mist an, solange ich weg bin, klar?«
    Mausi nickte eifrig.
    Als Ekin eine halbe Stunde später erleichtert, sauber geschrubbt und entspannt wie seit Wochen nicht mehr aus dem Bad kam, leuchtete die Datenwand. Der tägliche Statusreport lief. 113 Alien-Verdächtige in Zentraleuropa in Gewahrsam gekommen. 19 erschossen oder auf andere Weise zu Tode gekommen, als sie Widerstand leisteten. 0 entkommen, zumindest nicht offiziell. Ein Artefakt über dem Pazifik beim Eintritt in die Atmosphäre verglüht. Ein Alien-Pogrom in einer baskischen Kleinstadt. Proteste gegen Flüchtlingszuweisungen in Unterfranken, der Eifel und ein paar anderen Regionen. Eine erfolgreiche Razzia in München: 245 Menschen mit ungültigen Papieren verhaftet. Das Übliche.
    Ekin blieb auf halbem Weg zum Bett stehen. »Muss das sein? Wir hatten eine Abmachung.«
    Mausi, das sich ein Kissen zwischen Rücken und Wand geschoben hatte, schaltete zu einer Tierdoku. Große Tiere, mit drei Rüsseln, stapften über eine staubige Ebene. Elefanten? Indische, die hatten drei Rüssel, nicht? Oder vielleicht ausgewilderte GenMods. Früher, als Ekin sich als Kind eine Tierdoku nach der anderen angesehen hatte, war es noch einfacher gewesen, den Überblick zu behalten.
    »Bitte!«, hakte Ekin nach.
    »Sorry, Berufskrankheit.« Mausi schaltete die Datenwand ab. »So besser?«
    Ekin nickte.

    »Komm her, Ekin.« Mausi klopfte mit der flachen Hand auf die Bettkante. »Süße.«
    Ekin setzte sich. Vertraute Arme legten sich um sie. Freundschaftlich. Tröstend. »Du hattest keinen guten Tag, was?«
    Ekin schüttelte den Kopf. »Nein. Eher beschissen. Völlig total beschissen.«
    »Das hat man dir angesehen.«
    »Ja?«
    »Aus hundert Metern. Du hast sehr wütend ausgesehen. Und rattenscharf. Unwiderstehlich, um es auf den Punkt zu bringen.«
    Ekin kuschelte sich enger an sie. »Danke, Trixie, dass du für mich da bist.«
    »Keine Ursache. Nächste Woche bist du dran, mich aufzubauen, okay?«
    Nächste Woche, ja. Und wenn nicht nächste, dann bestimmt die übernächste. Oder die danach. Und Trixie würde sich nicht Maria nennen, sondern Lara oder Felicity oder Bettina, oder

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