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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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aber im Gegensatz zu Wilbur nicht so sehr, dass sie an sie geknutscht schlafen mussten. Die drei hatten ihr Quartier in einer Hütte an der Rückseite des Hangars, die sie sich aus Reissäcken gebaut hatten. Luftiger als der Standardplastikcontainer der Company, behaupteten sie. Das mochte zutreffen, aber die Kühle hatte den Preis, dem Lärm der Tag und Nacht startenden und landenden Maschinen schutzlos ausgesetzt zu sein. Der Crew machte es nichts aus. Als Rudi einmal seinen Mut zusammengenommen und Diane darauf angesprochen hatte, hatte sie nur abschätzig mit den Achseln gezuckt. »Besser als Scheiß-Zugfahren, Junge«, hatte sie dann gesagt. Was sich Rudi hätte denken können, wie er sich eingestehen musste. Es war Dianes Standardantwort auf die Beschwerlichkeiten des Lebens.
    Rudi tastete sich durch die Kabine. Das wenige Licht, das hereinfiel, machte nicht mehr als grobe Umrisse erkennbar. Und Licht einzuschalten … Rudi konnte darauf verzichten, schlafende Bordingenieure von den Flügeln ihrer Träume zu scheuchen.
    Sein Ziel war der Platz Rodrigos. Diesen, genauer gesagt das Fach, das für die Schwimmweste bestimmt war, hatte Rudi als
den Ort bestimmt, an dem die Crew ihr Geheimnis versteckte. Zumindest sprach alles dafür. Rudi hatte ein halbes Dutzend ermüdender Missionen und den passenden Sonnenstand gebraucht, der die Cockpitscheibe im richtigen Augenblick in einen Spiegel verwandelt hatte, um einen ersten Hinweis auf ihn zu bekommen. Rodrigo hatte von seinen Displays aufgeblickt und ein Stück Stoff erfühlt, um es erschrocken unter dem Sitz zu verstecken, als Diane, die die Spiegelung ebenfalls wahrgenommen haben musste, sich in ihrem Sitz umgedreht hatte, beiläufig »Rodrigo, diese Radardaten - sei so gut und werte sie noch einmal aus? Sofort!« gesagt und ihm dabei einen giftigen Blick zugeschossen hatte.
    Schnell und besonnen reagiert, aber zu spät. Rudi hatte gesehen, was er sehen musste, um ihn davon zu überzeugen, dass ihm die Prise Neo-Bangkok den Verstand nicht komplett aus dem Schädel geblasen hatte.
    Ein Fetzen Stoff. Nur, was hatte der zu bedeuten? Funafuti lag so nahe am Äquator, dass Stoff das Letzte war, mit dem man in Berührung kommen wollte, mit Ausnahme der Uniformen, die kühlten und die UV-Strahlung abblockten. Und das Stück, das Rodrigo in der Hand gehalten hatte, war dicker Stoff gewesen. Er erinnerte Rudi an die warmen Pullover, die man ihnen im Ausbildungslager gestellt hatte. Sie hatten grobe Elchmuster gehabt. Rodrigos Stoff hatte ebenfalls Muster gehabt, weniger grob als jene der Pullover, aber Rudi hatte in dem kurzen Moment so etwas wie stilisierte Männchen zu erkennen geglaubt.
    Jetzt gelangte er an den Sitz des Lauschers. Es war heller hier, Rodrigos ausgeschaltete Displays gaben ein fluoreszierendes Leuchten von sich. Rudi bückte sich und fingerte nach dem Fach unter dem Sitz.
    Er war drangeblieben, hatte weiter während der Missionen den braven Jungen gegeben, der an seinem Platz vor sich hindämmerte. Es war ein Kunststück, das ihn alle seine Kräfte kostete und regelmäßig damit endete, dass er tatsächlich wegdämmerte. Aber Rudi war weiter drangeblieben, hatte versucht, sich
nichts anmerken zu lassen, wenn er aus dem Dämmerschlaf hochgeschreckt war, und schließlich hatte er die Belohnung für seine Mühen geerntet: Am Ende eines langen, monotonen Flugs hatte Diane die Bitch dem Bordcomputer überantwortet, ihren Wasserbecher in einem Zug geleert und war zu Rodrigo gegangen. Der Lauscher hatte ihr ein Stoffstück gegeben, anders, aber ebenso rätselhaft gemustert wie das erste, und sie hatte es genommen und es über den Kopf und um den Hals gezogen. Es hatte ausgesehen, als hätte man den Kragen eines Rollkragenpullovers ausgerollt und abgeschnitten. Diane hatte die Augen geschlossen und in sich hineingehorcht.
    »Und?«, hatte Rodrigo gefragt, »spürst du etwas?«
    Diane hatte lange nichts gesagt, dann hatte sie sich den Kragen wütend über den Kopf gezogen und ihn auf den Boden geworfen. »Scheiße - nein!« Und sie war zurück auf den Pilotensitz gegangen, das kaputte Bein nachziehend, als handele es sich um einen Stock, den man ihr an den Körper geschnallt hatte, während Rodrigo den Kragen aufgehoben hatte, so vorsichtig, als könne er bei der leisesten falschen Bewegung in seinen Händen zerbrechen. Diane hatte den Bordcomputer ausgeklinkt, die Bitch in einen Sturzflug gezwungen und so spät abgefangen, dass Rudi den erschreckten Fischen in

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