Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch

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manifestiert! Beschützt sie, behütet sie! Sorgt euch nicht um das Fleisch, es ist sterblich, das Ewige Leben ist denjenigen sicher, die für den Heiligen Geist sterben!

    Fürchtet euch nicht, frohlocket!

    - Flugblatt, beobachtet durch Hunter-Korps, Beobachtungszeitraum
KW 12/2065
Popularitätsrang digital: 60 (Vorwoche 57)
Popularitätsrang Papier: 69 (Vorwoche 71)

KAPITEL 15
    Das Große Pack ließ ihn schlafen, beinahe 24 Stunden lang, dann stand Fischer in Wieselflinks Abteil, in der einen Hand ein in Plastikfolie gewickeltes belegtes Brot, in der anderen ein Blatt Papier, die Liste von Wieselflinks Arbeiten für den Tag.
    »Hier, deine Ration!«, sagte er. »Iss sie, und dann los - du bist eingeplant.«
    Wieselflink aß. Er packte mit einer Hand das Brot aus der Folie, kaute langsam das weiche, mit Käse belegte Weißbrot - er hatte keine solche Köstlichkeit bekommen, seit er unter die Nomaden gefallen war - und betastete mit der anderen das Blatt Papier, als stamme es nicht aus dieser Welt.
    Es war ein sauberer Ausdruck. Laserdrucker. DIN A4. Keine Knicke, keine Flecken, die Rückseite unbedruckt. Eigens für diesen Zweck erstellt. Selbst draußen keine Selbstverständlichkeit mehr. Drinnen … ein kleines Wunder.
    Es sollte nicht das Einzige bleiben. Jeden Morgen erhielt Wieselflink die Liste seiner Arbeiten. Manchmal brachte Fischer ihm das Blatt persönlich, manchmal stellte es ein Gardist zu, manchmal fand er es durch den Türschlitz geschoben auf dem Boden der Werkstatt vor.
    Die Liste sagte ihm, in welchen Wagen und in welches Abteil er zu gehen und welche Arbeit er dort zu verrichten hatte. Das war alles. Keine Zeiten waren vorgegeben, es gab keine Reihenfolge, in der er die Arbeiten zu verrichten, keine Vorschriften, auf welche Art und Weise er sie auszuführen hatte. Es gab keine Spalte, in der er seine Arbeit zu dokumentieren hatte. Niemand erwartete von ihm, dass er die Liste am Abend abgab oder Bericht erstattete.

    Wieselflink hatte alle Freiheiten - solange er die Liste bis zum Abend abarbeitete.
    Jeden Morgen legte er den Blaumann an, den er am ersten Tag in der Werkstatt vorgefunden hatte, nahm den Werkzeugkoffer in die eine Hand, die Liste in die andere und machte sich auf den Weg.
    Überall, wo er erschien, wurde er mit Begeisterung begrüßt. Wieselflink war der Mann, der das Licht brachte.
    Jeden Morgen erhielt jeder Weber, ähnlich wie Wieselflink, ein Blatt Papier. Darauf war das Muster abgedruckt, das er an diesem Tag in seine Alienbänder zu weben hatte, und eine Zahl. Die Zahl variierte mit den Mustern. War das Muster ohne großen Aufwand zu weben - der Regelfall -, war die Zahl höher, war das Muster komplizierter, sank die Zahl entsprechend.
    Die Zahl war das Soll. Wer es erfüllte, hatte sich einen weiteren Tag als wertvolles Mitglied des Großen Packs bewiesen, wer nicht, tat gut daran, seine Fehlleistung am nächsten Tag wieder wettzumachen. Nicht jedem gelang das, denn selbst die einfachen Motive waren zwingend bis ins Detail vorgeschrieben. Wer von ihnen abwich, lief Gefahr, seinen Platz zu verlieren, und beim nächsten Stopp, wenn Arbeiter gesucht wurden, vom Großen Pack ausgeliefert zu werden - in dem Wissen, dass das Pack die Lange Reise ohne ihn antreten würde.
    Aber gute Arbeit brauchte gutes Licht. Fehlerfrei weben konnte nur, wer sah, was er tat. Sonnenlicht schied aus, es war zu unzuverlässig, und außerdem hielten es die abgeklebten Scheiben bis auf winzige Lichtpunkte draußen. Die Weber punktierten die Folien und erschufen sich damit die Illusion, einen Sternenhimmel zu erblicken. Fischer ließ sie gewähren.
    Wieselflink brachte Abhilfe, wenn auch - in den ersten Tagen wenigstens - zitternd und fahrig.
    Wieselflink war kein Elektriker. Er wusste nicht mehr über Elektrik als jeder, der sich in seinem früheren Leben bei Defekten nicht augenblicklich einen Fachmann gerufen hatte. Er wusste den Plus- vom Minuspol zu unterscheiden, hatte schon einmal von Erdung und Kurzschluss gehört und davon, dass
Mäuse Kabel anknabberten, damit Kurzschlüsse verursachten und im Anschluss daran nichts mehr ging. Er wusste, dass es immer irgendwo einen Sicherungskasten gab und man dort die Schalter wieder umlegte, damit wieder etwas ging. Dass man die Schalter umlegte, bevor man ein Kabel oder ein Gerät anrührte. Und er wusste, wie man eine Birne auswechselte.
    Mit anderen Worten: Wieselflink wusste so gut wie nichts.
    Außer, dass er, wenn er nicht schnell genug