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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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»Elektriker!« gebrüllt hätte, tot auf dem Bahndamm zurückgeblieben wäre.
    Beides zusammen genügte.
    Seine Befürchtung, sich um die Webmaschinen kümmern zu müssen, erfüllte sich nicht. Sie waren nicht elektrisch, und ging eine Webmaschine kaputt, sammelte sie Fischer auf einer seiner Runden ein, brachte sie in seinen Wagen und kam mit einer neuen zurück. Die meisten Defekte, um die sich Wieselflink zu kümmern hatte, waren kaputte Birnen. Er tauschte sie aus, solange sein Vorrat reichte. Ging er zur Neige, bat er Fischer um neue. Zu seiner niemals nachlassenden Verblüffung erhielt er sie stets in der gewünschten Menge zur gewünschten Zeit, als kaufe er in einem gut sortierten Geschäft ein. War nicht die Birne einer Lampe kaputt, musste Wieselflink sich bücken. In den Zügen wimmelte es vor Mäusen, die mit Vorliebe an den Kabeln knabberten, als gäbe es nichts anderes zu fressen.
    Fischer konnte die Mäuse nicht ausstehen. Immer, wenn Wieselflink Stunden damit verbrachte, ihre Bisse an einem Kabel zu finden, berechnete er auf seinem Unterarmcomp den Verlust, den sie dem Großen Pack zufügten. Dann fluchte er und schwor, dass sie dafür büßen sollten. Ungeziefer wie sie würde nicht an der Langen Reise teilnehmen. Wolf hatte es bereits befohlen, behauptete er.
    Doch noch befanden sie sich nicht auf der Langen Reise, und Wieselflink verbrachte den Großteil seiner Zeit auf der Suche nach verkohlten Mäusen. Und mit Zuhören.
    Tagaus, tagein hockten die Weber auf ihren Plätzen und webten ihre Alienbänder. Ihre Möglichkeiten zu Ausflüchten
waren gering. Sicher, man konnte immer zur Toilette. Aber wer zu oft ging, lief Gefahr, sein Soll nicht zu erfüllen. In einem gewöhnlichen Zug, in dem es nichts zu tun gab, außer sich mit Selbstzweifeln zu quälen und mit dem eigenen Schicksal zu hadern, sahen die Nomaden zu den vergitterten Fenstern hinaus. Dort war draußen. Das Paradies, aus dem man sie vertrieben hatte. Der Ort, an dem Leute zur Arbeit fuhren, sich in ihren Gärten ausruhten oder abmühten, je nach Neigung, oder einfach nur beieinander standen, schwatzten und über Politiker, die Aliens oder die Versorgungslage schimpften. Der Ort, an den die Nomaden nie wieder zurückkehren würden, auch wenn keiner von ihnen es je zugegeben hätte, nicht vor anderen, geschweige denn vor sich selbst. Es war der Ort, von dem die Nomaden weder Augen noch Gedanken abwenden konnten.
    Gewöhnliche Nomaden zumindest. Für die Angehörigen des Großen Packs hatte draußen zu existieren aufgehört. Was hinter der abgeklebten Scheibe ihres Abteils geschah, interessierte sie nicht länger. Es war eine Welt, mit der sie abgeschlossen, die sie für das Versprechen einer neuen hinter sich gelassen hatten.
    Ihre neue Welt hieß Sigma V. Und was für eine Welt Sigma V war! Während die Nomaden webten, malten sie sie einander aus. Sie war alles und nichts zugleich. Auf Sigma V gab es kein Ministerium, keine Züge, keine Bahnpolizisten. Niemand sagte einem anderen, was er zu tun oder zu lassen hatte, jeder konnte tun, was ihm einfiel, und trotzdem kam es nie vor, dass jemand einem anderen etwas antat. Sigma V war groß, viel größer als die Erde. Dabei war die Schwerkraft um ein Zehntel geringer, gerade genug, um einem Menschen ein Gefühl von Leichtigkeit zu vermitteln, das ihn niemals im Stich ließ. Ein Mensch konnte mehrere Leben damit verbringen, Sigma V zu erforschen, ohne je an sein Ende zu gelangen. Aber natürlich handelte es sich um keine sinnlose, bedrohliche Leere. Jeder fand dort den Ort, den er suchte. Er konnte für sich sein, tagelang über seinen Besitz reiten, ohne auch nur einen Menschen zu sehen, wenn er es wollte. Er konnte das Land
bestellen und zufrieden zusehen, wie die Frucht seiner Arbeit gedieh. Vielleicht zog er auch über das Land, wie es ihm einfiel, um sich vom Wild und aus den Wäldern zu ernähren und aus den klaren Bächen zu trinken, die es überall gab. Oder er ging in die pulsierenden Metropolen, die sie errichten würden, um die Gemeinschaft des Großen Packs zu spüren. Wer angenehme Wärme suchte, würde angenehme Wärme finden. Wer angenehme Kühle suchte, würde angenehme Kühle finden. Wer im Regen tanzen wollte, würde im Regen tanzen. Wer nie wieder einen bedrückenden Regentag erleben wollte, würde nie wieder nass werden.
    Sigma V war alles für alle. Zusammengewürfelte Wunschträume, die mit sich selbst und allen übrigen querlagen, ein durchsichtiges Versprechen, ohne

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