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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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abgestiegen - und zum Arzt aufgestiegen. Er flickte in der Sea Power 68 alles, was lebte: die Smarties, die Häftlinge und Bettie Reeve, die ihm ebenso ausgeliefert war wie alle Übrigen. Die Dekompression, die notwendig war, lebend oben anzukommen, dauerte Tage. Reeve war ein kleiner Gott, aber fühlte sie sich unwohl, war sie auf Pinedo angewiesen. Pinedo machte es sich zunutzen, indem er Reeve dazu benutzte, seine Tequilaversorgung sicherzustellen. Er feierte die Tatsache, dass der liebe Gott auf seine Weise doch noch an ihn dachte, indem er seine tägliche Ration von Gläsern auf Flaschen umgestellt hatte.
    »Das wird schon wieder«, sagte der Arzt. »Smarties sind zäh.« Mit einem Ruck stach Pinedo die Nadel ein letztes Mal durch die Haut und die Fettschicht des Smarties, dann straffte er die Fäden und verknotete sie. Der Bordarzt langte nach der Flasche und trat einen Schritt zurück.
    »Der Bursche wird es schaffen. Er ist jung. Noch keine drei Monate hier. Ein neues Modell, Revision D. Hier.« Er zeigte auf die Seriennummer an der Seite des wuchtigen Rumpfs: 46310-59b. Sie wirkte wie eingebrannt, aber der Schein trog. Die Designer gaben sie ihren Geschöpfen von Anfang an mit. Die Seriennummern waren ein Teil der Smarties, der ebenso zu den GenMods gehörte wie die acht Flossen oder die sechs Schürf- und Schaufelarme. »Burschen wie er können eine Menge mehr wegstecken, als man glaubt.«

    »Aber nicht so etwas«, wandte Melvin ein. »Der Smartie wäre gestorben, hätte ich ihn nicht zu dir gebracht.« Er saß an seinem üblichen Platz, einem Stuhl, der unter dem Gewicht des Panzertauchanzugs nicht in die Knie ging. Es hätte zu lange gedauert, ihn ab- und wieder anzulegen. Reeve hätte Verdacht geschöpft.
    »Möglich. Aber ebenso gut möglich, dass er durchgekommen wäre. Ich habe mir seine Logdatei angesehen. Nach deiner … der Bestrafung hat er sich wieder an die Schürfarbeit gemacht. Weißt du, dass er in den vier Stunden bis zum Schichtende sein Soll um das Fünffache übererfüllt hat? Du hast es ihm richtig gegeben - du hattest keine andere Wahl -, aber anschließend hat er sich beinahe zu Tode geschuftet.«
    »Nein, das habe ich nicht gewusst.« Melvin hatte es nicht über sich gebracht, den Smartie noch einmal anzusehen. Nicht nach dem, was er ihm angetan hatte. Er hatte ihn erst angesehen, als es unumgänglich gewesen war, beim Abzählen am Ende der Schicht. Der Smartie war brav an ihm vorbeigeschwommen, eine blutige Wolke hinter sich herziehend, und hatte noch in der Bewegung das Bewusstsein verloren.
    Eric Pinedo trank einen Schluck, wischte sich den Mund ab und sagte: »Stell dir vor, es wären keine Peitschenhiebe gewesen. Stell dir vor, ein verirrter Hai wäre auf die Idee gekommen, sich auf den Smartie zu stürzen. Der Hai hätte keine Chance gehabt - und die übrige Herde hätte sich um ihn gekümmert. Dafür gesorgt, dass er sich schont, ihm Nahrung gebracht. Er hätte es geschafft. Mit richtig bösen Narben - nicht mit so sauberen Linien, wie er sie jetzt bekommen wird -, aber was hätte das schon ausgemacht? Hier unten ist es dunkler als in einem Schwarzen Loch. Wen kümmert schon, wie du aussiehst?«
    Pinedo lachte heiser. Wie immer, wenn er zu viel getrunken hatte. Melvin hatte noch nie ein anderes Lachen von ihm gehört. Das Lachen ging in ein Husten über. Pinedo stoppte es, indem er die Flasche mit einem langen Zug leerte. Dann trat er wieder an den Operationstisch. »Hier liegt er …« Er legte
eine Hand auf den Smartie, strich über die glänzende Haut. »Sieht er nicht scheußlich aus? Da arbeiten ein paar Tausend Bio-Designer an der Entwicklung von Arbeitstieren für die Tiefsee, mit einem Budget, das nur von dem des Homeworld-Security-Ministeriums übertroffen wird - und dann kommt das dabei heraus?« Er ließ die Hand auf den Leib des Smarties klatschen. »Die Smarties sind so hässlich, als hätten Blinde sie geschaffen. Und so ist es ja auch. Ihre Designer sind blind für das Wunder, das sie selbst geschaffen haben. Sie sehen nur ihre Zeitpläne, ihre Termine, das Anforderungsprofil, den absoluten Zwang zur Funktionstüchtigkeit. Sie bemerken gar nicht, dass die Smarties Wunderwesen sind.«
    Der Arzt trat wieder zurück. »Sieh ihn dir an!«
    »Eric, ich … das Blut …«
    »Natürlich, du kannst kein Blut sehen.« Mit einem Wasserschlauch spritzte Pinedo den Leib des Smarties und den Operationsraum ab. Nach einer langen Minute sagte er: »Jetzt kannst du

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