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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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über die eigenen, »schützen die Augen. Die Haare auf dem Kopf helfen, wenn es kalt ist, die Wärme im Körper zu behalten. Und wenn es warm ist, schützen sie den Kopf vor zu viel Wärme. Glaube ich. Ich habe niemals darüber nachgedacht. Ich bin ein Mensch, hineingeboren in meinen Körper. Ich habe mein ganzes Leben unter Menschen verbracht. Haare sind selbstverständlich.«
    Für Ghi war nichts Menschliches selbstverständlich. »Wieso habe ich nur an einigen Stellen Haare?«, fragte sie weiter. »Aber dir wachsen sie auch im Gesicht? Und überall sonst?«
    »Das ist einer der Unterschiede zwischen Männern und Frauen.«
    »Wozu dient dieser Unterschied?«

    »Ich weiß es nicht. Das Ganze ist ein Überbleibsel unserer evolutionären Entwicklung. Die Tiere, von denen wir abstammen, haben ein Fell besessen. Sie waren überall behaart. Auch im Gesicht.«
    Mehrere Aliens traten auf die Lichtung. Sie waren mit schweren Rucksäcken beladen. Marita hatte Atsatun einen Baum gezeigt, dessen Rinde einen besonders hohen Eiweißgehalt besaß, und die Aliens schickten seither jeden Tag eine Gruppe aus, die Rinde heranschaffte.
    Ghi sah zu ihnen herüber, grüßte aber nicht. Die Aliens grüßten einander nie. Zumindest nicht auf eine Weise, die Paul hätte wahrnehmen können. »Was ist dann mit Wolf?«, fragte sie. »Menschen haben ihn gemacht, nicht? Und er hat trotzdem ein Fell. Wieso das? Du hast eben gesagt, dass ein Fell ein Kennzeichen von Lebewesen ist, die niedriger stehen als die Menschen. Wenn das so ist, wieso verschwendet ihr dann eure Zeit darauf, Lebewesen zu erschaffen, die niedriger entwickelt sind als ihr?«
    »Ich denke …«, setzte Paul an und brach ab, als ihm aufging, was Ghi eben gesagt hatte. Mit jeder Frage, die sie uns stellen, erfahren wir mehr über sie. Wolf schien zu nichts nutze. Er lag einfach nur da, zu einem Fellknäuel zusammengerollt, regte sich stundenlang nicht. Dann schlurfte er auf allen vieren zu einem anderen Platz, um sich wieder zusammenzurollen. Manchmal verschwand er auch einfach. Die Aliens ließen es zu. Wieso? Er brachte ihnen keinen Nutzen - zumindest keinen, der Paul ersichtlich gewesen wäre -, und dennoch lebte Wolf. Und Ghi hatte ihm eben verraten, wieso. Er tat es, weil die Aliens ihn nicht einzuordnen wussten. Wolf war kein Mensch. Wolf war kein Tier. Er gehörte keiner Art an. Es gab keine Wolfsmenschen. Es gab nur den einsamen GenMod Wolf. Es gab keinen Ort, wohin er hätte fliehen können. Er konnte ihnen nichts anhaben. Aber vielleicht mochte er ihnen eines Tages nützlich sein? Es war nicht auszuschlie ßen, also ließen sie Wolf am Leben.
    »Das ist nicht so einfach …«, machte Paul einen zweiten
Anlauf, damit Ghi seine Gedanken nicht erriet. »GenMods sind …«
    »Ich zeige dir etwas«, unterbrach sie ihn. Ghi fragte mit der Ausdauer eines neugierigen Kindes. Aber kamen die Antworten nicht rasch genug, verlor sie ebenso rasch die Geduld.
    Sie stand auf und ging zur Mühle. Paul folgte ihr. Sie führte ihn in das große Zimmer im Erdgeschoss, in dem die meisten Aliens schliefen. Paul hatte es seit dem ersten Tag in der Mühle nicht mehr betreten. Es hatte sich nicht viel verändert. Die Aliens hatten die wenigen Möbel zur Seite geschoben und den Boden so gut es ging mit Teppichen, Decken und Stoff abgedeckt. Am Rand der Fläche lag ein Alien. Er schlief.
    »Das ist Iheme«, sagte Ghi und ging neben dem Mann in die Knie. Paul folgte ihrem Beispiel. Iheme sah nicht gut aus. Er steckte im Körper eines älteren Mannes. Der Mund stand ihm offen. Paul zählte eine Handvoll gelber Zähne. Der Körper hatte früher der Art von Mensch gehört, die nur in einem Zug Wolfs hatte überleben können. Zu nutzlos, um draußen geduldet zu werden, zu verbraucht und zu alt, um in der Anarchie eines gewöhnlichen Zugs zu bestehen. Jetzt war er krank. Kalter Schweiß stand ihm in Perlen auf der Stirn.
    Ghi strich über die Stirn, durch die Haare, die beinahe einen Fingerbreit lang waren. Ghi drückte ihre Finger gegeneinander, als seien sie Scherenklingen, und zog die Hand weg. Die Haare kamen mit. Auf dem Schädel zeichneten bleiche, haarlose Striche ihre Konturen nach.
    »Ist das normal?«, fragte Ghi.
    »Nein.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er ist krank.«
    »Kannst du ihm helfen?«
    Paul legte Iheme eine Hand auf die Stirn. Die Haut des Aliens war heiß und kalt zugleich. »Ich weiß es nicht. Er hat Fieber. Das ist ein gutes Zeichen, wenn es nicht zu hoch wird. Sein Körper

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