Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
beiden Wochen reisten sie in der Company-Sarayong umher. Dann, als die Wartungsintervalle der Maschine zu langwierig für Pasongs Zwecke wurden, flogen sie in verschiedenen Leasing-Maschinen. Überall, wohin sie kamen, wurden sie erwartet. Pasong selbst oder Helfer hatten ihn angekündigt, ihm den Boden bereitet.
    In Canberra wurde der Anführer der Aliens mit allen militärischen Ehren als Handelsminister der Volksrepublik Gabon empfangen, begleitet von seinem treuen Sekretär. Nach Gibraltar gelangten sie in einer mondlosen Nacht in einem U-Boot, nachdem Rudi ihre Maschine auf einer unbefestigten Wüstenpiste auf der afrikanischen Seite der Meerenge zu Boden gebracht hatte. In Neu-Grönland gaben sie sich als neureiche Touristen aus, Gewinner der Company-Lotterie, die ihre Flyboy-Plätze versteigert hatten und die das grüne Wunder der Insel vor Ort erleben wollten. Von Berlin sahen sie nur den Untergrund, als man sie, die Botschafter der offiziell geächteten Human Company, durch ein Netz von Tunneln heimlich in das Kanzleramt schaffte.

    Der Alien war stets perfekt vorbereitet. Seine Kleidung, seine Frisur und sein Händedruck saßen. Er wusste, wen er treffen wollte, warum er es wollte und was sich sein Gegenüber von der Begegnung mit ihm erwartete. Er wusste im richtigen Moment zu schweigen, war nie um die passende Geste verlegen, und wenn er sprach, traf er stets den richtigen Ton.
    »Wir träumen denselben Traum«, verkündete er in einer Höhle tief in den Bergen Kurdistans. »Wir träumen von einem Leben in Frieden und Harmonie und Sicherheit, für uns selbst und die Unseren. Wir träumen davon, wir selbst zu sein.« Ungewaschene, stinkende Männer und Frauen mit Stahlhelmen lauschten seinen Worten, gestützt auf ihre schrammigen TAR-21. Es waren ernste Menschen, schroff und direkt. Ihr Englisch war ausgezeichnet, aber durchtränkt von der Härte ihres Daseins und ihrer hebräischen Muttersprache. Im Abstand von Tagen zogen sie Lose. Sie bestimmten, wem von ihnen das Privileg zukam, sich in die von den USAA besetzten Gebiete durchzuschlagen, um sich dort in die Luft zu sprengen.
    »Wir träumen vom Leben«, sagte Pasong. »Wir zögern nicht, alles zu geben, um unseren Traum zu erfüllen.«
    Die Rebellen hörten ihn an.
    »Müssen unsere Träume unerfüllt bleiben?«, fragte Pasong in einer ehemaligen orthodoxen Kirche unweit von Moskau, und seine Stimme hallte weit. Er selbst gab die Antwort: »Ich glaube, nein.« Zweihundert Neo-Stalinisten hörten sie. Gewöhnliche Bürger, Beamte, Arbeiter, Bauern, die der Willkür, Bestechung und den Todesschwadronen in ihrem Land müde waren und sich nach einer harten Hand sehnten, die Gerechtigkeit brachte. »Das Universum ist ein großer Ort«, eröffnete ihnen der Alien. »Ein unendlicher. Das Universum bietet Raum für unendlich viele Träume, für unendlich viele Leben.«
    Rudi sah, wie ein Schimmer der Hoffnung in die abgestumpften Augen der Menschen trat.

    »Eure Erde ist ein großer Ort, sie hat Platz für viele Leben«, erklärte Pasong, und das Kabinett der Republik Kasachstans, das sich im Präsidentenpalast von Astana versammelt hatte, um den Besucher von einer anderen Welt zu empfangen, war entzückt. »Sie ist ein großartiger Ort. Ich habe im Lauf meines Lebens viele Welten erblickt, aber die Erde ist vielleicht die schönste unter ihnen, die lebenswerteste - und dennoch lebt ihr in Unfrieden.« Das Kabinett, zwei Dutzend Männer jenseits der sechzig, nickte. Der schmutzige Krieg mit den russischen Marionettenrepubliken im Norden und Westen zog sich bereits ins dritte Jahrzehnt.
    »Wie ist das möglich?«, fragte Pasong in Rio de Janeiro den Generalausschuss der Straßenhändler, ein 25-köpfiges Komitee, das eine zum Scheitern verurteilte Anstrengung darstellte, die tödlichen Verteilungskriege um die besten Standplätze beizulegen. »Weil euch eure Feinde nicht lassen!« Der Alien wusste die Antwort. Und die Fragen, die sich daraus ergaben. »Ist das eure Schuld? Habt ihr etwas getan, dass ihr dieses Schicksal verdient habt?«
    Die Männer und Frauen, so dunkelhäutig wie der Alien, schüttelten stumm die Köpfe.
    »Nein!«, rief Pasong in die Menge. Dreihundert Menschen hatten sich in einer alten Lagerhalle im Hamburger Hafen versammelt, um ihm zu lauschen, angeführt von einem Vortragsreisenden in Sachen Aliens, der vor Kurzem in den Untergrund gegangen war. »Denn das ist das Leben: Leben ist Kampf. Leben muss sich behaupten. Wir sind Leben, wir

Weitere Kostenlose Bücher