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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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sich gegenüber der Tribüne befand. In der Mitte war die Reaktorkammer im Aufriss
zu sehen. Es war eine Schemadarstellung, ein Kamerabild wäre nutzlos gewesen. Es gab im Reaktor nichts zu sehen, keine beweglichen Teile, keine für menschliche Augen wahrnehmbare Aktivität. Der Sonnenblitz der Fusion, 100 Millionen Grad heiß, würde unsichtbar bleiben. Sicher eingeschlossen in der Kammer, von Magnetfeldern gehalten, würde der Reaktor das Sonnenfeuer bändigen und daraus Energie gewinnen, kontrolliert und unerschöpflich.
    Wenn kein Fehler in der Konstruktion steckte.
    Um das Bild der Kammer zeigten Diagramme und Zahlen den Zustand des Reaktors an. Ihre grüne Färbung bedeutete, dass sie sich innerhalb der Toleranzen bewegten. Oben rechts leuchteten Ziffern in Gelb. Es war der Countdown. Er zeigte 14 Minuten und 32 Sekunden an. In einer Viertelstunde würde Reaktor IX verglüht sein, dank der Fehlinformationen, die Rainer auf Ekins Geheiß eingearbeitet hatte.
    Geh!, meldete sich Ekin. Du musst weg!
    Wieso? Der Reaktor ist beinahe zwei Kilometer entfernt. Mir kann nichts passieren.
    Der Leitstand wird zerstört werden. Du musst weg.
    Rainer sah die Tribüne hinab. Renoir ging im Graben vor der Datenwand aufgeregt auf und ab. Was ist mit den Technikern und Wissenschaftlern?
    Sie werden sterben. Es geht nicht anders. Wenn sie leben, werden sie in kürzester Zeit einen neuen Reaktor bauen. Das darf nicht sein.
    Wohin soll ich gehen?
    Du musst mehr Abstand zwischen dich und den Reaktor bringen. Es gibt Tiefbunker an der Peripherie. Dort bist du sicher.
    Und dann?
    Nach der missglückten Fusion wird große Verwirrung herrschen. Sie wird es dir erlauben zu fliehen. Ich führe dich. Vertrau mir!
    Rainer entgegnete nichts. Der Countdown zeigte 11 Minuten 29 Sekunden.

    Worauf wartest du noch? Sag den Wachen, dass du auf die Toilette musst. Oder dass die Aufregung zu viel für dich ist und du einen Moment frische Luft brauchst.
    Er rührte sich nicht. Unter ihm, auf der Tribüne, flüsterten die Techniker aufgeregt. Renoir hatte Halt an einem Geländer gefunden.
    Rainer konnte der Schmelze und der Explosion entkommen. Ekin würde ihn mit ihrer unfehlbaren, alles sehenden Sicherheit führen. Möglich, dass sie genügte, um ihm die Flucht aus Los Alamos zu erlauben. Möglich, dass es misslang. Es war ihm egal. Es machte keinen Unterschied. Es gab kein Entkommen, ganz gleich, wie schnell er rannte und wie geschickt er sich anstellte. Für Ekin war er ein Werkzeug. Entkam er, würde es nicht das letzte Mal sein, dass sie sich seiner bediente. Und selbst wenn sie es nicht tat: Den Rest seines Lebens würde er die Gewissheit nicht mehr los, dass sie jeden Augenblick auf ihn zugreifen konnte. Blieb er in Los Alamos, würde das Spiel von neuem losgehen. Ekin würde mit ihren Einflüsterungen dafür sorgen, dass er auch den nächsten Reaktor sabotierte. Er würde im Goldenen Käfig von Los Alamos bleiben, wo man ihn gut fütterte und benutzte.
    Der Countdown zeigte 5 Minuten 56 Sekunden.
    Das Bahnministerium, Fleischberg, Fischer, Wolf - alle hatten ihn benutzt. Auch Mahmut mit dem großen Herzen. Er war es, der ihn hierhergebracht hatte. Niemand …
    Rainer?
    Er ruckte hoch. Das war nicht Ekin gewesen.
    Rainer … Wieselflink, ich bin es. Blitz.
    Sie lebte. Sie sprach zu ihm. Endlich.
    Wieselflink, du musst rennen. Flitzen. Bitte.
    Es tat gut, ihre Stimme zu hören.
    Sag doch etwas! Hörst du mich?
    Ich höre dich, antwortete er. Ihre Stimme erinnerte ihn an den Zug des Großen Packs, an die langen Abende mit ihr in der Werkstatt.
    Du kannst es noch schaffen, Wieselflink. Flitz, bitte!

    Ihr Lachen. Wie sie die dünnen Arme in die Höhe geworfen hatte, wenn sie wieder einmal gewonnen hatte. Wie sie ganz im Augenblick aufgegangen war. Wie …
    Wieselflink!
    Wie sie gebrüllt hatte, als er sie einmal berührte. »Keiner kriegt Blitz!« Und keiner hatte sie gekriegt. Nicht einmal Fischer, der nur ihren Körper berührt hatte. Blitz selbst hatte er niemals erreichen können.
    Bitte! Tu es für mich!
    Ekin … diese Frau? Dieses Wesen? Sie besaß jetzt Blitz’ Körper, hatte sie gesagt. Und sie besaß noch mehr. Wie kam es, dass Blitz sich gerade in diesem Augenblick meldete? Es musste auf Ekins Befehl geschehen.
    Wieselflink, wieso sagst du nichts?
    Renoir konnte sich nicht mehr halten. Die Aufregung war zu viel für ihn. Der alte Mann glitt zu Boden. Rainer stand auf...
    Endlich!, kreischte Blitz. Flitz!
    … und wandte sich zur

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