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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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beide, ohne dass sie ihn aussprechen mussten: Die enge Kabine erinnerte sie an ein Zugabteil, insbesondere, wenn die Winde aussetzten oder zu schwach waren und die Schiffsmotoren hochfuhren und den Rumpf zittern ließen. Und schlimmer noch: Im Zug hatten sie auf ein Ziel hingearbeitet, in der Kabine konnten sie nur sitzen und warten. Rainer glotzte viel in die Datenwand, während Blitz in sich selbst
versunken vor sich hin spielte. Rainer ließ Blitz in Ruhe. Sie hatte viel nachzuholen, und wenn sie wollte, dass er mitspielte, würde sie sich melden. Sie war mit ihren Karten - es musste eine Art Trading-Card-Spiel sein - zufrieden. Stundenlang saß sie im Schneidersitz da und betrachtete die Karten, besah sich die Gesichter der Charaktere, las ihre Eigenschaften ab. Ihr Mund flüsterte das Gelesene dabei lautlos.
    Einmal am Tag spazierten sie über das Schiff. Es war beinahe zweihundert Meter lang und praktisch überall begehbar. Die Container lagerten tief, um nicht die Rotoren zu beeinträchtigen, und waren mit Gitterplatten bedeckt. In ausgelasseneren Momenten sprinteten sie um die Wette. Blitz gewann unweigerlich. Sie war im Koma gewachsen; ihre Beine waren inzwischen beinahe so lang wie Rainers, aber sie wog immer noch weniger als die Hälfte. Hatten sie genug gekeucht, genossen sie - je nach Befinden und Tageszeit - die Sonne oder den Schatten, den Wind, die salzige Seeluft oder die Weite des Horizonts.
    Auf Deck ließ es sich nicht vermieden, den übrigen Passagieren zu begegnen. Männer ausschließlich, Geschäftsreisende, von oder auf dem Weg zu neuen Abschlüssen. Rainer bemühte sich um Freundlichkeit, vergaß nie zu grüßen - und blieb auf Distanz. Es stellte sich als einfacher heraus als erwartet. Doch die Begegnungen summierten sich unweigerlich über die Tage. Das Schiff war eine winzige Welt für sich, und auch wenn die wenigen Passagiere, die an Deck gingen, meist Datenbrillen trugen und in Gespräche mit Geschäftspartnern irgendwo in den USAA vertieft waren, blieb immer noch die Verpflichtung, Höflichkeiten auszutauschen: meist nur ein, zwei Sätze hier und da, aber es genügte. Niemand war so rüde, Rainer direkt die Frage zu stellen, aber mit jedem Tag, der verstrich, arbeiteten seine Gesprächspartner sich näher an sie heran: Was trieb er mit einem Kind auf einem Frachter?
    Einige Tage, nachdem die Stormbride die Küsten Arabiens hinter sich gelassen hatte, trat Blackwell neben ihn an die Reling. Schweigend blickte der Captain auf das Meer, auf die im grellen Mittagslicht blendenden Wellen, die Delfine, die das
Schiff fröhlich tanzend begleiteten, und weiter zum Horizont, wo sich die Silhouette eines Navy-Kreuzers abzeichnete, der den Nordrand der Arterie patrouillierte.
    Blackwell räusperte sich. »Schöne Tiere.«
    »Die Delfine?«
    Der Captain nickte. »Sie sind da, kaum hat man abgelegt. Und weichen einem nicht von der Seite. Als glaubten sie, dass das Schiff zu ihnen gehöre.«
    »Erstaunlich«, sagte Rainer unverbindlich. »Man sagt, in Delfinen steckt ein großes Potenzial.« Was bezweckte Blackwell? Es war das erste Mal seit der Begrüßung, dass er das Gespräch suchte.
    »Ich habe gehört, dass das Verteidigungsministerium ein GenMod-Programm aufgelegt hat«, sagte der Captain.
    »Ja?«
    »Das Ministerium will Delfine mit organischen Geschützen auf dem Rücken konstruieren lassen. Angeblich sollen sie wirkungsvoller gegen Piraten sein als die Navy.« Blackwell deutete auf den Umriss des Kriegsschiffs in der Ferne. »Sie sollen autonomer operieren und günstiger im Unterhalt sein.«
    Rainer schwieg. Was erwartete Blackwell? Patriotische Begeisterung? Empörung? Eine kühle Analyse?
    »Ach!« Blackwell machte schließlich eine wegwerfende Handbewegung. »Was rede ich? Verzeihen Sie, ich bin eigentlich gekommen, um Ihnen zu sagen, dass es so weit ist.«
    »Was?«
    »Wir sind auf offener See. Die Mannschaft spurt, das Schiff macht gute Fahrt. Es wird mir ein Vergnügen sein, Sie heute Abend zum Essen in der Offizierslounge begrüßen zu dürfen.« Blackwell streckte sich, rückte die Uniform zurecht. »Und bitte bringen Sie Ihre bezaubernde Tochter mit!«
     
    »Ah, Mr. Hegen …«
    Captain Blackwell erhob sich zur Begrüßung, ging auf Rainer zu. Zur Feier des Anlasses hatte er eine andere Uniform angelegt, frisch gebügelt und gestärkt.

    »Und Ihre reizende Tochter …?« Er sah sich fragend um, während er Rainers Hand fest schüttelte.
    »Blitz ist leider unpässlich. Sie ist

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