Alien Earth - Phase 2
stolperte beinahe über einen Ausgehanzug, den er am Bügel hielt, als er versuchte, dem Captain die Hand zu schütteln.
»Langsam, langsam - wir haben noch viele Wochen Zeit für den Austausch von Höflichkeiten.«
Rainers Hand verschwand beinahe in der Pranke des Captains. Blitz steckte das Kartenspiel, mit dem sie sich in einer Ecke der Kabine beschäftigt hatte, weg und folgte seinem Beispiel. Zögernd und - Rainer konnte sich des Eindrucks nicht erwehren - irgendwie lauernd. Als traue sie Blackwell nicht.
»Ah, junge Lady!« Blackwell verneigte sich, nahm Blitz’ Hand und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken. »Es kommt selten vor, dass wir das Vergnügen haben, eine Dame an Bord begrüßen zu dürfen. Leider bietet mein Schiff nur
bescheidenen Komfort. Ich hoffe, die Dinge sind dennoch zu Ihrer Zufriedenheit?«
Blitz nickte, lief rot an und zog ihre Hand mit einem Ruck zurück. Ihr neuer Status als Tochter eines gut situierten Wissenschaftlers, die an der Seite ihres Vaters das Abenteuer einer Seereise unternahm, war noch zu ungewohnt.
Blackwell ließ sich nichts anmerken. »Das freut mich zu hören!«, sagte er. »Sie müssen wissen, dass das Leben an Bord eines Schiffs hart und eintönig ist - wir Seemänner wissen Besuch immer zu schätzen. Leider ist es mir unmöglich, Ihnen schon jetzt meine Wertschätzung in dem Umfang zukommen zu lassen, den ich mir wünschte. Das Rote Meer ist kein einfaches Gewässer, es beansprucht bis auf Weiteres meine Aufmerksamkeit. Doch sobald wir den Indischen Ozean erreicht haben, wird es mir ein Vergnügen sein, Sie beide zusammen mit den übrigen Passagieren zum Abendessen mit mir und meinen Offizieren einzuladen.«
»Es wird uns ein Vergnügen sein«, antwortete Rainer.
»Das wird es, so wahr ich Captain Blackwell bin!« Er wandte sich zum Gehen. »Ich wünsche Ihnen eine gute Fahrt.« Im Türrahmen, der kaum für seine breiten Schultern ausreichte, blieb er stehen. »Übrigens, mein Schiff ist das Ihre. Die Handelsmarine gehört allen Steuerzahlern der USAA. Aber ich bitte Sie, vorsichtig zu sein. Ich weiß, wir leben im zivilisierten 21. Jahrhundert, aber ein Schiff ist nach wie vor ein gefährlicher Ort. Es wird immer einer sein, bis zum Jüngsten Tag.« Er sah zu Blitz, als gelte die Warnung insbesondere ihr. »Tun Sie mir deshalb den Gefallen und halten Sie sich von der Mannschaft fern.«
»Wieso das? Ist sie nicht …«
»Es sind gute Männer. Ich habe jeden von ihnen persönlich ausgesucht. Aber sie sind wie Kinder.« Er verneigte sich in Blitz’ Richtung. »Entschuldigen Sie, Lady. Ich wollte Sie nicht verletzen. Sie sind eine Dame. Aber meine Männer, sie brauchen Führung, eine feste Hand, die sie davor bewahrt, Dummheiten zu begehen. Sie würden niemals einer Fliege etwas zuleide
tun. Mit Absicht, wenigstens. Meiner Erfahrung nach ist es das Beste, wenn die Passagiere nicht mit ihnen verkehren. Sie gehören einer anderen Welt an. Und es ist besser für alle Beteiligten, wenn ihre Welt und die unsere einander so wenig wie möglich berühren, glauben Sie mir.« Blackwell nickte ernst. »Und jetzt will ich Sie nicht weiter belästigen. Ich sehe, Sie haben noch zu tun, bis Sie sich eingerichtet haben.«
Der Captain schloss leise die Tür hinter sich.
Rainer und Blitz hielten sich an den Rat des Captains. Während das Schiff das Rote Meer hinter sich ließ, blieben die beiden so gut es ging für sich. Ihr Ziel war Amerika, die Überfahrt nur ein lästiges Übel, das Ergebnis einer Abwägung. Ein Flug hätte sie in Stunden statt in Wochen an ihr Ziel gebracht, aber beide hatten sich darauf geeinigt, davon Abstand zu nehmen. Mahmut besaß genug Einfluss, Mittel und Großmut, ihnen Flugtickets zu verschaffen, aber es hätte über Gebühr Aufmerksamkeit auf sie gelenkt. Die Kapazitäten waren begrenzt, seit die Aliens auf den Plan getreten waren. Trotz des Siegs der USAA hatten die Luftschlachten des Zonenkriegs einen tiefen Einschnitt bedeutet; danach hatten die Sicherung und die Patrouillen an den Artefakt-Einschlagszonen Kapazitäten gebunden, und jetzt, nachdem die Artefaktschauer ausblieben, band die Überwachung der Alien-Insel den Löwenanteil der verfügbaren Fluggeräte. Ein Flug nach Amerika hätte viel zu viele Fragen bedeutet, auf die es keine Antworten gab, die Rainer und Blitz hätten aussprechen dürfen.
Sie blieben viel in der Kabine, die meiste Zeit eigentlich, aber weit weniger, als sie es sich vorgenommen hatten. Den Grund kannten
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