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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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die Seefahrt nicht gewohnt.«
    »Tatsächlich? Mir schien, sie käme gut zurecht.«
    »Der Schein trügt. Blitz ist ein tapferes Mädchen, sie lässt es sich nicht anmerken, wenn es ihr nicht gut geht. Aber auch sie hat ihre Grenzen.«
    »Ah, genauso habe ich sie eingeschätzt!« Blackwell winkte ab, geleitete Rainer an seinen Platz und ersparte ihm, erläutern zu müssen, dass Blitz sich unter dem Bett verkrochen hatte, als er ihr vom Abendessen erzählt hatte. Und dort, dicht gegen die Schiffswand gedrängt, würde sie die Nacht über bleiben. Wenn Blitz etwas nicht wollte, wollte sie es nicht. Punkt.
    Und vielleicht, dachte Rainer, als Captain Blackwell ihn den Offizieren vorstellte, hatte ihr Instinkt sie gut beraten. Es war eine reine Männerrunde, die sich in der Lounge versammelt hatte. Da war natürlich Blackwell, der mit seiner lauten Stimme, für die Brüllen die gewöhnliche Tonlage darstellte, das Gespräch am Tisch dominierte. Er hatte keinen der Marines eingeladen, die für die Sicherheit an Bord sorgten, dafür aber vier seiner Offiziere. Es waren bärtige Männer wie er selbst, mit der furchigen und von der Sonne verbrannten Haut, die offenbar unweigerlich mit dem Leben auf den Arterie-Schiffen einherging. Auf Rainer wirkten sie wie jüngere Inkarnationen des Captains. Sollte Blackwell in diesem Moment etwas zustoßen, würde einer der Offiziere vortreten und seinen Posten übernehmen, als hätte er nie einen anderen ausgeübt. Über den Tisch verteilt fanden sich, Rainer selbst eingeschlossen, insgesamt sieben Passagiere. Die Übrigen mussten entweder zu sehr unter der Seekrankheit leiden, um ein ausgedehntes Essen zu überstehen, oder hatten es wie Blitz vorgezogen, sich unter einem Vorwand in ihren Kabinen zu verkriechen.
    Ihnen entging die beste Gelegenheit, sich haltlos zu betrinken, der Rainer sich entsinnen konnte. Captain Blackwell ging
mit gutem Beispiel voran, trank abwechselnd aus dem Weinglas und dem Bierkrug, die vor ihm standen. Es war eine Szene, die in Arabien undenkbar gewesen wäre. Alkohol war im arabischen Teil der USAA inzwischen fast überall geduldet, doch sich vor anderen zielstrebig zu betrinken …
    Auf Captain Blackwells Schiff störte sich niemand daran. Im Gegenteil. Während die Stewards - in schneeweiße Anzüge gesteckte Matrosen, deren Unbehagen bei jeder ungelenken Bewegung durchschien - Gang auf Gang fleisch- und fischlastige Teller servierten, betranken sich Gäste und Offiziere, angefeuert vom Captain, der keinen Anlass ausließ, das Glas zu erheben. Blackwell trank auf die Seelen der guten Seeleute, die der Sturm auf den Grund des Meeres gerissen hatte. Und darauf, dass sie den Alien-Teufeln, die sich dort unten breitgemacht hatten, kräftig einheizten. Auf die Handelsmarine, ohne deren unermüdlichen Einsatz die USAA nicht existieren könnten. Und - natürlich, wie hatte er es nur vergessen können? - auf die Air Force und die Navy und ihre Marines, die die Handelsmarine schützten.
    Rainer hielt sich zurück, nippte nur an seinem Glas, kämpfte mit den ungewohnt großen Portionen und bemühte sich um Unverfänglichkeit. Es ging ihm gut von der Hand. Der Anzug, den Mahmut ihm aufgedrängt hatte, saß wie angegossen, gab ihm ein sicheres Gefühl - und Mahmuts Rat, sich bei seinem Gegenüber stets nach dem Stand der Geschäfte zu erkundigen, tat ein Übriges. In den USAA liebten es die Leute, über das Geschäft zu reden. Jeder schien in irgendeiner Weise Handel zu treiben, und sei es neben seiner eigentlichen Arbeit. Allein über die Geschäfte zu reden, schien ein noch größeres Vergnügen darzustellen, als sie zu tätigen. Rainer hoffte, dass er den Abend überstehen würde, indem er sein Gegenüber ausreichend mit Stichwörtern versorgte, zuhörte und die Minuten zählte.
    Doch er hatte nicht mit Captain Blackwells Ausdauer gerechnet. Blackwell trank und trank, wurde lauter und lauter - bis Rainers Stichworte nicht mehr halfen.

    »Und was ist mit Ihnen? Was bringt Sie mit Ihrer Tochter dazu, den weiten Weg nach Amerika zurückzulegen?« Die Frage kam von dem Passagier, der Rainer gegenübersaß. Er hatte sich als Pierre Leclerc vorgestellt, Vertreter einer exklusiven Waffenschmiede, der sich auf dekorative Präzisionswaffen für wohlhabende Jäger spezialisierte, die es in allen Teilen der Union gab. Leclerc war ein kleiner Mann, unauffällig, wäre da nicht dieser forschende Blick gewesen, mit dem er die Welt musterte. Rainer kam es vor, als durchdringe

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