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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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der Stelle. Sie sahen ihn nur aus ihren großen Augen an - flehend? - und warteten. Melvin senkte den Blick, fuchtelte mit der Peitsche - sie demonstrativ knallen zu lassen war in der Tiefsee ein unmögliches Kunststück - und brüllte: »Los jetzt, an die Arbeit! Energie und Wohlstand für die USAA! Freiheit! Macht schon!«
    Die Smarties stoben davon. Melvin schaltete den Scheinwerfer aus, und die Schwärze der Tiefsee senkte sich erneut über ihn. Er schloss die Augen, wartete auf den kalten Schweiß und die Übelkeit, darauf, dass der Anzug ihm eine kreislaufstützende Spritze injizierte, damit er seine Arbeit verrichten konnte, aber es war ein guter Tag. Sein Körper ließ ihn nicht im Stich.
    Das gab es. Genauso wie die schlechten Tage, an denen ihm war, als erdrücke ihn die See. Sie raubte ihm den Atem, die klaren Gedanken, und - das war das Schlimmste -, sie raubte ihm Diane. Dann schloss er die Augen und stellte sie sich vor und sah nur schwarz, schwarze Leere. In diesen Momenten begann seine Hand zu wandern. Gegen seinen Willen, seinem eigentlichen Willen entsprechend. Sie wanderte die Brust hinauf,
über die Schultern zum Nacken, wo die Schlauchverbindung zwischen Sauerstoffflaschen und Anzug saß. Sie war durch eine stählerne Blende geschützt. Die Blende ließ sich mit einem Ruck lösen, wenn man wusste, wie. Melvin wusste es. Alle Smartie-Hirten wussten es. Man hatte es ihnen bei der Einweisung gezeigt. Damit sie in der Lage waren, einen Defekt mit eigenen Händen zu beheben, hatte man gesagt. Niemand hatte gesagt, wie sie das anstellen sollten. Die Panzertauchanzüge gewährten eine verblüffende Beweglichkeit, aber zumindest Melvin war nicht in der Lage, den Arm weiter zu strecken, als dass er mit Daumen und Zeigefinger die Leitung zu packen bekam. Was konnte man mit einem Griff wie diesem schon anfangen?
    Melvin wusste es. Er spürte den Schlauch durch die behandschuhten Finger und dachte an Diane. Er versuchte es wenigstens. Aber er sah immer nur dieses merkwürdige Mädchen vor sich. »In die Tiefsee?«, hatte er sie in San Francisco gefragt, in den Minuten, bevor ein Häftlingstransport ihn an seinen neuen Haftort verlegt hatte. »Was soll ich dort? Finde ich dort Diane? Was ist da so wichtig?«
    »Beobachte«, hatte sie geantwortet. »Höre. Verstehe. Und dann handle.«
    Wie hatte er nur auf diesen Irrsinn eingehen können? Er hatte seinen Frieden gemacht. Einen erzwungenen, unruhigen Frieden, ja. Aber immerhin einen Frieden. Mehr, als er in all den Jahren zuvor gefunden hatte. Noch eine Handvoll Jahre mit den Plastiksammlern, mehr hatte ihm nicht gefehlt. Und danach eine einsame Hütte irgendwo in Kanada. Ein Ort, an dem er für sich war, unendlich weit weg von Homeworld Security, Menschen, Aliens und Diane. Und vielleicht hätte er dort Frieden gefunden. Echten Seelenfrieden.
    Es war der Frieden, der ihm für immer durch die Finger geglitten war. Am Hydrate Ridge gab es keinen.
    »Siukovich, träumst du schon wieder?«, bellte Reeve.
    »Sir?! Nein, Sir!«
    »Wieso passt du dann nicht auf deine Herde auf?«

    »Das tue ich, Sir!« Er rief die aktuellen Schürfzahlen auf das Helmdisplay. »Meine Herde hat bereits aufgeholt. In einer Stunde wird sie auf dem Stand der Quote …«
    »Davon rede ich nicht, Siukovich! Sieh genau hin! Wo sind deine Tiere?«
    »In unserem Operationsgebiet natürlich, Sir …« Melvin sagte es, noch bevor er die Statusdaten auf das Display geholt hatte. Einen Augenblick lang leuchteten 248 Punkte auf. Seine Herde. Die meisten Punkte standen in Haufen - Arbeitsgruppen -, ungefähr drei Dutzend bildeten eine lange Kette. Es waren Smarties, die Hydrat zum Aufzug transportierten. »Sie arbeiten hart, den Rückstand auf die Quote einzuholen.«
    »Siukovich, du hast noch viel zu lernen.« Die Lichtpunkte auf Melvins Display setzten sich in Bewegung, stürzten ihm entgegen. Reeve konnte sich von ihrem Kontrollcenter aus in die Rechner aller Anzüge einloggen. Wenn sie es wollte, konnte sie den Hirten den Sauerstoff abdrehen. Sie musste nicht einmal eine Blende dazu abnehmen. »Hier, das ist der Westrand eures Schürfquadrats. Was siehst du?«
    »Eine Gruppe Smarties, die Hydrat schürft, Sir.«
    »Was ist mit dem Tier, das abseits steht?«
    »Es ruht sich aus, Sir? Die Smarties sind angewiesen, regelmäßig Pausen …«
    »Check dein Herdenlog, Siukovich! Smartie 46310-59b hat seine Pause vor einer halben Stunde bereits genommen«, bellte Reeve. »Dieses Tier steht kurz vor

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