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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Stunden zurückgebracht, von Männern in Geländewagen vor sich her getrieben. Die Männer trugen spiegelnde Datenbrillen und Gewehre und machten sich einen Spaß daraus, David oder einen der anderen Dummköpfe mit ihren Kolben dafür zu verprügeln, dass sie eine Kuh hatten entwischen lassen. Der Junge ließ es mit sich machen. Er hatte nicht aufgepasst, also bekam er seine Strafe. Es schien ihm so selbstverständlich wie die Tatsache, dass jeden Morgen die Sonne aufging. Diese Einsicht unterschied ihn von den Kühen. Die Kühe konnten sich, wenn schon kein besseres Leben vorstellen, dann doch zumindest einen Akt der Rebellion. Die Dummköpfe nicht.
    Sie glaubten daran, dass sie hierhergehörten. Früher, so David, hatte New Providence den Amischen gehört, wie alle
Höfe in der Gegend. Aber dann hatte die Regierung die Amischen umgesiedelt, nach Kanada, um dort die Landstriche urbar zu machen, die der abtauende Permafrost freigab. David und etwa zwei Dutzend weitere Kinder waren zurückgeblieben, weil ihre Eltern fürchteten, dass sie den Strapazen der Northern Frontier - wie sie die Regierung getauft hatte - nicht gewachsen sein würden.
    Michael Carmel hatte sich ihrer angenommen, und es verging kein Tag, an dem David seinem Erretter nicht gedankt hätte, als handele es sich bei ihm um den lieben Gott persönlich.
    Und wer diese abstruse Geschichte glaubte, wurde selig, dachte Ekin.
    Gegen Mittag hatten sie immerhin ein Drittel des Feldes zur Zufriedenheit des pingeligen Davids umgepflügt, und der Augenblick kam, auf den Ekin stets wartete: die Mittagspause, die Gelegenheit, mit David zu reden, mehr von dem Dummkopf über New Providence zu erfahren. Vergeudete sie hier ihre Zeit, während Erde und Menschheit zum Teufel gingen, ohne dass sie es in der Abgeschiedenheit der Farm bemerkte? Oder wurde hier über das Schicksal der Menschheit entschieden?
    Auf einer Wiese lehnten sie sich gegen einen Apfelbaum und genossen die zaghafte Wärme der Novembersonne. Die Kuh Alice graste einige Schritte entfernt, gerade so weit, dass sie nicht zu penetrant stank und Ekin rechtzeitig zu ihr sprinten konnte, sollte Alice einen wertvollen Schiss machen.
    Es gab Brot und Käse und natürlich Äpfel. Das Getreide stammte von den Feldern, die sie pflügten, der Käse aus der Milch von Kühen wie Alice, und die Äpfel von einem der zahllosen Bäume, die die Amischen gepflanzt hatten. David schnitt das Brot und den Käse, gab Ekin jeweils die Hälfte. Äpfel gab es so viele, wie die Verdauung vertrug. Es war eine gute Ernte gewesen in diesem Jahr, die Lager von New Providence waren voll davon.

    »Iss!«, forderte David sie kauend auf. Er lehnte sich gegen den Baum und blickte hinunter in das Tal, in dem New Providence lag.
    Innerhalb von einer Minute hatte der Junge seinen Anteil heruntergeschlungen. Das Pflügen war harte Arbeit, kein Vergleich zu der Ekins, und David mochte spielend das Doppelte ihres Mädchenkörpers wiegen. Er musste buchstäblich am Verhungern sein. Trotzdem teilte David das Essen immer mit ihr. Anfangs hatte Ekin geglaubt, dass Michael Carmel es ihm vorgeschrieben hatte. Doch als David nicht aufhören wollte, Äpfel, die er nicht teilen musste, in sich hineinzuschlingen, war ihr der wahre Grund aufgegangen: David zeigte ihr damit seine Zuneigung, wenn auch auf seine eigene, unbeholfene Weise.
    Ekin biss ein paar Brocken von ihrem Brot und dem Käse ab. Sie zwang sich, langsam zu kauen. David war nicht der Einzige, der am Verhungern war. Ekin konnte anstellen, was sie wollte: Ihr Körper schien nie genug bekommen zu können. Aber wenn das so war - was machte es für einen Unterschied, wann sie aufhörte?
    Sie schob das angeknabberte Brot und den Käse von sich weg. Sie brauchte das Essen für Wichtigeres als für ihren knurrenden Magen. Sie brauchte einen Einstieg, einen Zugang zu dem Dummkopf.
    David hatte bereits darauf gelauert. »Schmeckt es dir nicht?«, fragte er.
    »Schon«, antwortete sie. Es schmeckte sogar wunderbar. Ihr Mädchenkörper war nicht wählerisch. Wenn er Hunger hatte, mochte er alles. Und er hatte ja immer Hunger. »Aber … ich weiß nicht so recht. Ich habe keinen Hunger«, log sie.
    »Kann ich …?«
    »Klar.«
    David schnappte sich das Essen und schlang es in großen Bissen herunter. Ekin sah ihm zu, merkwürdig aufgewühlt. Sie wusste, dass sie ihm mehr als Essen gab. Mit dem Teilen zeigte ihr David, dass er sie mochte, und sie erwiderte die
Geste, indem sie ihm das meiste davon

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