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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Zaun geschlichen.«
    »Und? Bist du zufrieden mit dem, was du siehst?«
    »Ja.«
    »Ich bin kein Tier. Weißt du das?«
    Ekin nickte.
    »Aber Carmel hält uns wie Tiere. Er meint es gut mit uns, er will uns schützen, aber er ist ungerecht. Eingesperrt zu sein ist beinahe so schlimm, wie zu sterben. Manchmal fühlt es sich sogar schlimmer an. Sterben hat ein Ende, das hier nicht. Verstehst du?«
    Ekin verstand. Auf Sigma V war sie Hunderte von Leben lang eingesperrt gewesen. In einer Zelle, die eine ganze Welt ausgemacht hatte, aber das hatte nichts daran geändert, dass es eine Zelle gewesen war.
    »Ich sehe, du verstehst. Ich will nicht länger eingesperrt sein. Ich will mein Leben selbst in die Hand nehmen. Hol mich hier raus!«
    Unmöglich. Ekin konnte es nicht. Sie durfte es nicht. Sie hätte sich verraten. Und außerdem durfte der Smartie nicht entkommen.
    »Das geht nicht«, sagte sie. »Ich habe keinen Schlüssel für deinen Käfig.« Sie streckte dem Smartie die weit geöffneten Hände entgegen. Sieh her!
    »Du brauchst keinen Schlüssel. Am Tor ist ein Terminal. Du musst nur den Code eingeben.«
    »Ich kenne den Code nicht.«
    »Ich schon.«
    »Woher?«

    »Carmel schätzt uns, deshalb lässt er uns am Leben. Aber er unterschätzt uns auch. Weil er uns wie Tiere einsperrt, glaubt er, wir wären ebenso dumm. Er ist nachlässig. Der Code ist nur vierstellig. Ich habe beobachtet, wie er ihn eingegeben hat. Er lautet 4-9-9-0.«
    Ekin rührte sich nicht.
    »Worauf wartest du?«, fragte der Smartie. »Mach schon!«
    »Ich kann nicht. Wenn Carmel merkt, dass …«
    »Das ist egal. Ehe er merkt, was los ist, sind wir auf und davon. Ich bin stark, ich kann dich tragen!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann nicht weg hier.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil es nicht geht.«
    »Dann lass wenigstens mich frei, ich bitte dich!«
    »Nein!« Ekin wich rasch einen Schritt zurück. Es genügte um eine Handbreit. Der GenMod warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Gitterstäbe. Der Käfig neigte sich quietschend und ächzend nach vorne, ein Arm schnellte vor, viel länger, als Ekin für möglich gehalten hätte. Eine Pranke verfehlte sie.
    Ekin rannte los.
    »Bleib hier!«, brüllte der Smartie. »Renn nicht weg! Lass mich nicht allein! Bitte!«
    Ekin erreichte das Rolltor, schob es zur Seite und rannte weiter.
    »Wieso tust du mir das an?«, hörte sie den Smartie noch rufen. »Wieso hilfst du mir nicht?«
    Ekin antwortete nicht. Sie hätte dem Smartie nicht mehr als Lügen zu bieten gehabt. Die Wahrheit war: Der Smartie würde sterben müssen, damit die Menschheit lebte.
    Ekin öffnete das Rolltor eines zweiten Gewächshauses, rannte den Betongang entlang, durchquerte ein drittes und viertes. Sie roch den herben Duft der Smarties, sah aus dem Augenwinkel ihre Fleischberge. Zwei oder drei von ihnen waren schnell genug, um auf ihr überraschendes Erscheinen zu reagieren, und riefen ihr nach. Ekin rannte weiter. Der
Smartie, auf den sie zuerst gestoßen war, war kein Einzelfall. Mehr musste sie nicht wissen.
    Sie trat in ein weiteres Gewächshaus, das letzte, bevor sie zu dem Kanal unter dem Stacheldraht zurückkehrte. Zur Sicherheit. Sie blieb stehen, als ihr ein Geruch in die Nase drang. Er war anders, kein Smartie-Geruch. Er war weniger herb. Langsam ging sie den Gang entlang. Gab es hier noch andere GenMods? Die linke Seite des Gewächshauses war verlassen, die Käfige waren leer und gesäubert. Auf der rechten Seite gab es keine Käfige. Ein Maschendraht trennte die gesamte Länge des Gewächshauses ab. Hier konnten keine Smarties gefangen gehalten werden. Keine Ausgewachsenen wenigstens, sie hätten den Zaun mit einem Hieb ihrer Pranken zerstört.
    Hielt Carmel hier junge Smarties? Kaum. Junge Smarties waren zu nichts nutze.
    Stroh lag in Haufen auf dem Boden, dazwischen war Erde. Ekin ging an dem Maschendraht entlang und lauschte. Nach einigen Schritten glaubte sie ein Japsen zu hören. Sie blieb stehen. Etwas hechelte. Ihr Blick fiel auf einen der Strohhaufen. Er war niedriger als die übrigen und breiter. In seiner Mitte drängten sich kleine Fellbündel aneinander.
    Eines von ihnen löste sich aus dem Knäuel und hüpfte neugierig auf sie zu. Sein Körper war lang und schlank. Ein Hund? Ekin ging in die Knie. Nein, der Körper des Wesens - es war vielleicht etwas länger als ihr Unterarm, wenn es sich streckte - war zwar mit einem flauschigen Fell bedeckt, aber es war nicht der eines Hundes. Der Körper

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