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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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erinnerte Ekin vielmehr an den eines Menschen - auf groteske Weise zusammengeschrumpft, mit Haaren versehen und in diesen Käfig gesperrt.
    Das Wesen hatte den Maschendraht erreicht. Es richtete sich auf, stützte sich mit seinen Pranken, behaarten Menschenhänden, die in langen Krallen endeten, gegen die Absperrung. Es heulte kläglich und sah sie an. Ekin blickte in das Gesicht eines Wolfs - und das eines Menschen. Sie schienen
übereinander gelegt, wie die Schichten eines alten Trickbildes für Kinder. Man blickte das Wesen an und sah einen Wolf. Dann blinzelte man, drehte das Bild ein wenig und sah einen Menschen, ein Kind.
    Das Wesen heulte ein zweites Mal, lauter, und sprang auf den Hinterbeinen auf und ab, als freue es sich, Ekin zu sehen. War das das Heulen, von dem David ihr erzählt hatte?
    Ekin blieb in der Hocke. Carmel hielt also neben den Smarties andere GenMods, eine Kreuzung aus Wolf und Mensch. Aber wozu? Sie …
    Ein Arm legte sich von hinten um Ekins Hals. Er war behaart und mündete in eine Hand, deren Finger wiederum in Krallen mündeten - und er war unwiderstehlich stark. Der Arm zog sie nach hinten, drückte ihr die Luft ab. Sie spürte einen kräftigen Körper und Fell, das ihr im Nacken kitzelte. Warmer Atem strich ihr über das Ohr, als eine Stimme keuchte: »Du tust, was ich dir sage, oder ich fresse dich!«
    »J-ja«, keuchte Ekin zurück. Nicht aus Absicht, der Griff ließ ihr nicht mehr Luft.
    »Gut.«
    Der Arm gab ihren Hals frei. Nach Luft hechelnd, ging sie in die Knie und hustete. Sie wollte davonrennen, aber es ging nicht. Zu wenig Luft. Aber da war noch etwas, was sie zurückhielt: Das Mädchen in ihr hatte keine Angst. Es freute sich.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Ekin, wie das Wesen, das sie angegriffen hatte, sich zum Zaun beugte, seine lange Zunge durch die Maschen steckte und den vor Freude aufheulenden Jungen über den Kopf schleckte. Es war ein Wolfsmensch, nackt und am ganzen Körper behaart. Und Blitz jubelte bei seinem Anblick, als wäre ihr ein Retter aus dem Nichts erschienen. Was war los?
    Der Wolfsmensch wandte sich von seinem Jungen ab, sah zu ihr herunter: »Kannst du gehen?«
    Sie nickte.
    »Dann los!«

    Ekin kämpfte sich auf die Beine. Sie brauchte mehrere Anläufe, ihr dürrer Mädchenkörper hielt nicht viel aus. Der Wolfsmensch wartete geduldig, bis sie wieder stand, dann zeigte er auf den gegenüberliegenden Ausgang. »Dort entlang.«
    »Was willst du von mir? Wohin gehen wir?«
    Der Wolfsmensch gab die Antwort auf seine Weise: Er öffnete die Schnauze, ließ seine Wolfszähne blitzen und brummte. Ekin verstand und setzte sich in Bewegung. Der Wolfsmensch ließ sie vor sich hergehen. Er dirigierte sie mit Knurren und Gesten nach draußen, wo sie ihren Weg zwischen den Gewächshäusern fortsetzten. Es herrschte das übliche Dunkel der Nacht, hin und wieder unterbrochen von kleineren Trümmerstücken, Nachzüglern, die wie Sternschnuppen ihre Bahn über den Himmel zogen.
    Der Wolfsmensch brachte sie zum Farmhaus. Er dirigierte sie zur Rückseite, zur Veranda. Michael Carmel hatte es sich dort in einem der Liegestühle bequem gemacht, in der Rechten ein Glas, und sah in den Himmel. Als wäre er ein Tourist, der von seinem Platz am Pool aus dem Ende der Welt zusieht und dabei einen Cocktail schlürft.
    »Michael?« Der Wolfsmensch flüsterte.
    »Was ist, Wolf?« Carmel wandte den Blick nicht vom Himmel ab.
    »Sieh mal, was ich gefangen habe.«
    Carmel wandte den Kopf. »Na, wen haben wir denn da? Unser Mädchen, das ein Alien sein will …« Carmel wuchtete sich aus dem Liegestuhl. Er schwankte. Um den Liegestuhl verstreut lagen Flaschen. Ekin hatte mit ihrer Beobachtung nur unwesentlich danebengelegen: Carmel hatte das Ende der Welt verfolgt, aber er hatte es nicht mit einem Cocktail getan, sondern mit vier Flaschen Jim Beam als Gesellschaft. Die Frage war nur, ob er es feierte oder ob er sich mit dem Alkohol tröstete. Er schien es selbst nicht zu wissen.
    »Sie war bei den Smarties«, sagte Wolf. »Ich habe sie überrascht, als sie sich meine Kleinen angesehen hat.«

    Carmel seufzte. »Ich hatte gehofft, dass du klüger bist, Mädchen.« Er ging vor Ekin in die Knie, damit sein Kopf auf gleicher Höhe war. Seine Augen glänzten glasig. »Also, raus damit: Wie hat Homeworld Security dich dazu gebracht, hier herumzuspionieren? Haben sie dir Geld versprochen?«
    »Ich bin keine Schnüfflerin!«
    »Tut mir leid, ich kann dir nicht glauben.« Carmel zog eine

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