Alien Earth - Phase 3
Welt und unsere Brüder und Schwestern.«
Der erste Kontinent, den sie erreichten, war grau. Eine Fläche aus Beton, die selbst aus ihrer erhöhten Perspektive nach allen Seiten bis zum Horizont reichte.
»Die natürliche Zone«, erklärte der Zwerg. »Unsere Brüder und Schwestern vermehren sich dort, wie es ihrer Natur entspricht.«
»Ich sehe niemanden, nur den Beton«, sagte Pasong.
»Sie leben unter der Oberfläche. Sie haben ihren Kontinent unterhöhlt, um Platz für alle Brüder und Schwestern zu schaffen. Noch reicht der Platz aus, aber in wenigen Jahren schon …« Meron beendete den Satz nicht. Er beschleunigte die Fähre, um ihn zur nächsten Zone zu bringen. Sie war ein Schlachtfeld.
»Die Kriegszone.«
»Und bald die tote Zone?«, fragte Pasong.
»Vielleicht nicht. Ihre Bewohner führen keinen totalen Krieg. Es ist nur die neue Brut, die dort unten kämpft. Sind die
Schlüpflinge bis auf zwei einer Brut gestorben, erhalten sie Einlass in die friedliche Höhlenwelt unter den Schlachtfeldern.«
»Das ist grausam.«
»Die Bewohner der Kriegszone halten sie für folgerichtig«, entgegnete der Zwerg. »Der Kampf um das Überleben hat von jeher die Selektion der Brut übernommen. Wir haben auf dieser Welt keine natürlichen Feinde. Also müssen wir den Kampf um das Überleben in die eigenen Hände nehmen.«
Der nächste Kontinent glich einer Stadt. Sie war im Niedergang. Ihre Gebäude waren Ruinen, überwuchert von Bäumen und Sträuchern.
»Was geschieht hier?«, fragte Pasong.
»Du siehst die Zone des Glücks«, antwortete der Zwerg. »Das Los bestimmt, wer von einer Brut überlebt. Doch das Los ist blind. Lebenswichtige Erfahrungen gehen von Generation zu Generation verloren. Anfangs ist der Prozess schleichend, aber mit der Zeit nimmt er an Geschwindigkeit zu …«
Die Zone des Glücks blieb hinter ihnen zurück.
»Was ist mit den Meeren?«, fragte Pasong, als um sie herum nur Wasser zu sehen war.
»Dort gibt es keine Brüder und Schwestern. Der Planer verbietet es, um die Ökosphäre zu schützen. Täte er es nicht, hätte sich unsere Welt längst in eine tote Welt verwandelt.«
Sie erreichten die vierte Zone. Sie war ein einziger Urwald.
»Lebt hier niemand?«, fragte Pasong.
»Man nennt den Kontinent die Zone des Lebens«, kam die Antwort.
»Wieso?«
»Man gestattet es dort den Eltern zu leben, nachdem sie ihre Brut gezeugt haben. Die Brut muss ohne ihre Erfahrungen überleben. Es gelingt nur wenigen. Die Zeit wird erweisen, ob unsere Art so bestehen kann.«
Der Zwerg beschleunigte auf das offene Meer. Bald kam eine Insel in Sicht. Ein Vulkan, der aus dem Wasser ragte. Am Fuß des Bergs lag eine einsame Piste. Der Zwerg landete.
»Was ist das für ein Ort? Die fünfte Zone?«
»In gewisser Weise. Ich nenne sie die traurige Zone. Komm!«
Sie verließen die Fähre. Draußen wurden sie erwartet. Hunderte von Tieren hatten sich versammelt. Sie erinnerten an Vögel, die ihre Flügel beliebig verbiegen konnten. Die vorderen Seiten ihrer Körper waren verdickt. Augen und Münder zogen sich dort entlang, abwechselnd aufgereiht. Sie piepsten vielstimmig, als Pasong und der Zwerg auf die Piste traten. Manche sprangen senkrecht in die Höhe und glitten sich überschlagend wieder dem Boden entgegen.
»Du brauchst keine Angst vor ihnen haben«, flüsterte Meron, dem Pasongs Zögern nicht entging. »Die Nurflügler werden uns nichts antun. Sie freuen sich, uns zu sehen.«
»Was wollen wir bei diesen Tieren?«, fragte Pasong.
»Es sind keine Tiere. Es sind die Ureinwohner dieses Planeten. Die Letzten, die noch verblieben sind. Der Planer hat sie von überallher auf diese Insel bringen lassen, um ihnen eine Chance zu geben.«
»Wieso das?«
»Er konnte ihr Sterben nicht mit ansehen. Es rührte ihn an. Er hatte die Mittel, sie zu retten. Also tat er es.«
»Und wieso bringst du mich zu ihnen?«
»Weil dem Planer klar geworden ist, dass er die Nurflügler nicht retten kann, wenn sie auf unserer Welt bleiben. Früher oder später werden unsere Brüder und Schwestern sich auch diese Insel zu eigen machen. Dann werden die Nurflügler sterben.« Meron sagte es in demselben lapidaren Ton, in dem er jeden Satz sagte.
»Was hat das mit mir zu tun?«
»Du kannst sie retten. Du kannst sie mit auf euer Schiff nehmen.«
»Wieso sollte ich das tun?«
»Vielleicht, weil ihr Schicksal auch dich anrührt. Oder weil du es kannst. Oder weil auch die Nurflügler Leben sind.« Der Zwerg machte eine
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