Alien Earth - Phase 3
Hüter dieser Welt. Aber zerbrich dir nicht den Kopf über ihn. Er ist momentan nicht von Belang.« Meron zeigte
mit seinen unmöglich kurzen Flossenhänden auf die Wände der Hütte. »Alles, was du sagst, wird aufgezeichnet. Zur Dokumentation und Auswertung. Ich werde dir viele Fragen stellen. Antwortest du mir offen, werden wir euer Weltenschiff mit dem Wasser und allem weiteren versorgen, das es zum Erhalt seiner Ökosphäre benötigt. Verstehen wir uns?«
»Ja.«
»Gut. Erste Frage: Wie viele Welten hat euer Schiff besucht?«
»… siebenunddreißig.« Pasong ließ sich Zeit mit der Antwort, als müsse er erst in Gedanken zählen.
»Wieso seid ihr auf keiner geblieben?«
»Sie waren besiedelt. Man wollte uns dort nicht. Manche Welten waren nicht geeignet.«
»Ich verstehe. Wie viele graue Welten waren darunter? Wie viele tote Welten, wie viele Kriegswelten?«
Dieses Mal musste Pasong überlegen. »Vierzehn … es waren vierzehn graue Welten. Sieben waren tot. Und fünfzehn waren Kriegswelten.«
»Das macht sechsunddreißig. Eine Welt fehlt. Was war mit ihr?«
»Sie existierte nicht mehr. Sie war zerbrochen.«
»Wodurch?«
»Einen Krieg.«
Der Zwerg ließ sich nicht anmerken, was er von Pasongs Antworten hielt. Er fragte weitere Einzelheiten ab, Entfernungen und Flugzeiten, stand schließlich auf und ging in der Hütte auf und ab. Als er wieder saß, sagte er: »Ihr wisst, dass ihr der letzte Ausläufer der Welle seid?«
»Ich verstehe nicht. Von was für einer Welle sprichst du?«
»Der Welle der Weltenschiffe, derjenigen unserer zahlreichen Brüder und Schwestern, die sich vermehren und vermehren und immer weiter ausbreiten. Wir nennen diesen Vorgang die Welle, obwohl das Bild nicht korrekt ist. Es handelt sich dabei eher um eine Kugel, die immer größer wird,
eine Explosion. Ihr Kern ist die Alte Welt, von der wir stammen.«
»Wie kommst du darauf, dass unser Schiff der letzte Ausläufer der Welle ist?«
»Euer Schiff ist das älteste, das je unsere Welt erreicht hat. Es ist eines der ältesten überhaupt. Deshalb.«
Deshalb … es erklärte vieles, vielleicht alles. Deshalb war es ihnen nicht gelungen, eine Welt für sich zu finden. Sie hinkten der Welle hoffnungslos hinterher. Alles, was für die Seestern blieb, waren von der Welle überschwemmte und verwüstete Planeten. Sie würden …
Der Zwerg gab Pasong keine Gelegenheit zum Nachdenken. Er fragte nach der Seestern . »Wie überlebt ihr?«
»Unser Schiff ist alt, aber weitgehend autark«, antwortete Pasong. »Über die Jahrtausende …«
»Die Technik ist zweitrangig. Wie überlebt ihr als Gesellschaft? Wie haltet ihr die Bevölkerung in den Grenzen, die euer Schiff euch setzt?«
»Wir …« Pasong zögerte. Er kannte die Sitten auf dieser Welt nicht. Wie viel von der Wahrheit konnte er Meron zumuten? »Wir wählen aus«, sagte er schließlich. Es war die Wahrheit. Ein Schlüpfling von hundert, um neue Schlüpflinge zu zeugen, ein weiterer manchmal, der die Gabe des Seelenspringens in sich trug.
»Das habe ich vermutet. Wie gelingt es euch, die Auswahl durchzusetzen?«
Es war nicht weiter schwer. Pasong, die Seelenspringer wollten leben. Also brauchten sie Körper, allerdings nur so viele, wie für ihre Zwecke nötig war. In dieser überlebenswichtigen Angelegenheit kannten sie keine Apathie.
»Die Brüder und Schwestern wissen, was auf dem Spiel steht«, antwortete er. »Sie verhalten sich entsprechend.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
»Du musst mir bei Gelegenheit mehr darüber erzählen.« Der Zwerg stand auf. »Aber jetzt komm. Ich will dir etwas zeigen.«
Sie bestiegen wieder die Fähre. Meron startete, aber er kehrte nicht zurück in den Weltraum, sondern blieb im Atmosphärenflug.
»Du hast gemerkt, dass unsere Welt anders ist?«, fragte er.
»Ja.«
»Ich will dir zeigen, wie anders.«
Sie ließen die Wüste hinter sich zurück, flogen über das offene Meer. »Unsere Welt besitzt fünf Kontinente«, sagte Meron. »Jeder Kontinent ist eine Zone, ein Entwurf.«
»Wie kommt das?« Meron musste sich eingestehen, dass er den Zwerg mochte, seine knappe, trockene Art, die Tatsache, dass er im Gegensatz zu den meisten Seelenspringern nicht nur mit sich selbst beschäftigt war.
»Wir versuchen zu überleben. Indem wir nach verschiedenen Entwürfen leben, erhöhen wir unsere Chancen, dass wenigstens einer von ihnen sich als tragfähig erweist.«
»Und wer bestimmt über die Entwürfe?«
»Der Planer. Er wacht über unsere
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