Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
Leben kurz und qualvoll ist. Tote Welten, auf denen vielleicht niemals wieder Leben möglich sein wird.«
    Pasong widersprach nicht. Atsatun sagte, was er selbst gelernt hatte. Die Frage war nur: Welche Schlüsse hatte Atsatun daraus gezogen?
    »Wir Seelenspringer sind nicht Teil dieser Welle«, sagte Atsatun. »Wieso? Wir achten den Einzelnen. Gewöhnliche Brüder und Schwestern stellen nicht mehr als einen Übergang dar, einen Zustand von scheinbarem Leben, der lediglich dazu dient, dass ihre Seelen eines Tages zersplittern und in ihrer Brut aufgehen. Die Brut wiederum dient demselben Zweck. Vor langer Zeit, als unsere Art auf unsere Ursprungswelt beschränkt war, sicherte dieser Mechanismus das Überleben unserer Art. Unsere Fähigkeit, unsere Erfahrungen weiterzugeben, ließ uns unsere Heimat dominieren und erlaubte es uns schließlich, sie hinter uns zu lassen und uns neue Welten untertan zu machen.«
    Atsatun schwieg einen Augenblick. Pasong verstand, dass nun der Punkt kam, an dem seine und Atsatuns Sicht der Dinge auseinanderstreben würden.
    »Unsere Brüder und Schwestern eroberten die neuen Welten, die sie fanden, auf dieselbe Weise, wie sie unsere Heimat erobert haben: durch den unablässigen Ansturm Unzähliger. Der Einzelne zählt nichts, die vielen alles. Es war nicht schwer zu verstehen, dass diese Haltung nicht länger unser Gedeihen, sondern unseren Untergang bedeutet. Das Reservoir lebender Welten im Universum ist unbegrenzt, aber die Entfernungen
sind so groß, und unsere technischen Mittel sind trotz aller Bemühungen so beschränkt, dass wir nur einen winzigen Bruchteil davon nutzen können. Die Reisen von Stern zu Stern benötigen Jahrtausende. Zu lange, als dass sie den Bevölkerungsdruck mildern könnten. Die Lösung, erkannten kluge Brüder und Schwestern, musste deshalb nicht im All, sondern in uns selbst zu finden sein.«
    »Ich habe einen Bruder getroffen, der das versucht hat«, sagte Pasong. Er dachte an Meron, der in ihm aufgegangen war.
    »Er ist gescheitert?«
    »Er selbst … nein. Aber seine Versuche sind es.«
    »Alles andere hätte mich verwundert«, sagte Atsatun vielstimmig. »Ich habe zu viele kluge Brüder und Schwestern scheitern sehen, auf zu vielen Welten. Es gab nichts, was sie nicht versucht hätten. Sie versuchten unseren Drang zu unterdrücken, Erfahrungen weiterzugeben. Oder, wenn ihnen das nicht gelang, ihn wenigstens hinauszuzögern. Sie scheiterten ohne Ausnahme. Die manipulierten Körper starben innerhalb von Tagen. Es gab nichts mehr, für das sie lebten.«
    Was Atsatun sagte, galt nicht für Meron. Er hatte eine Aufgabe für sich gefunden. Aber Pasong behielt den Gedanken für sich. Meron war eine Ausnahme, wenn auch eine bemerkenswerte. Er änderte nichts daran, dass das Bild, das Atsatun malte, zutraf.
    »Andere setzten bei unseren Seelen an und scheiterten genauso«, fuhr Atsatun fort. »Die Manipulierten starben. Es gab Welten, auf denen man versuchte, die Zahl der Nachkommen zu begrenzen. Zwei, auf manchen Welten sogar nur einer der Brut durften überleben. Auch diese Versuche scheiterten. Brut will leben. Brut ist zäh, ist erfinderisch. Früher oder später fand die Brut Wege, der Limitierung zu trotzen. Im besten Fall wurde der Planet zu einer grauen Welt, in der Regel zu einer Kriegswelt, oft zu einer toten Welt.«
    Pasong dachte an die Welt der fünf Zonen, auf der er Meron getroffen hatte. Was wohl aus ihr geworden war? Welche
Zone hatte schließlich die Oberhand gewonnen und den gesamten Planeten überschwemmt? Pasong wünschte sich, er könnte anders denken, aber ihm gelang es nicht, sie sich anders als eine tote Welt vorzustellen.
    »Aber diese Brüder und Schwestern übersahen etwas«, fuhr Atsatun fort. »Nämlich, dass bereits eine Antwort auf die Bevölkerungsexplosion existierte: wir Seelenspringer. Wir haben uns von den Fesseln des Fortpflanzungstriebs befreit. Unser Streben gilt nicht mehr nur einzig dem Drang, unsere Seelen aufzusplittern und unsere Erfahrungen an die Nachkommen weiterzugeben. Mehr noch: Wir haben uns von den Gefängnissen unserer Körper befreit. Wir sind nicht wählerisch, wir können in fast jeder Art von Körper existieren. Wir brauchen wenig zum Leben. Eine Welt, die Seelenspringern gehört, ist eine Welt, die unendlich Leben beherbergen kann.«
    »Wieso seid ihr dann hierhergekommen, anstatt auf irgendeiner Welt eure Leben zu leben? Wenn ihr so wenig zum Leben braucht, müsste es euch doch gelingen, irgendwo einen

Weitere Kostenlose Bücher