Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
getreten. Atsatun trug jetzt den Körper eines Raubtiers. Es besaß acht Arme, die in Pranken mündeten, und der Hieb einer dieser Pranken hätte bereits genügt, um Pasongs Körper - den eines gewöhnlichen Bruders - in der Mitte zu durchtrennen. Der Körper
schien Pasong wie geschaffen für Atsatun. Atsatun hatte eine Vorliebe für Stärke.
    »Natürlich. Ich sterbe mit jedem Kundschafter, der aufbricht. Ich sterbe tausendfach.«
    »Versuch es nicht als Tod zu sehen, sondern als einen Abschied auf Zeit, einen neuen Anfang.«
    »Das tue ich.« Aber es half, wenn überhaupt, nur wenig. Mit jedem Splitter, den er von seiner Seele abhieb, verminderte sich Pasong. Manchmal musste er an Meron denken, der sein langes Leben damit erkauft hatte, dass sein Körper immer weiter zusammenschrumpfte, bis er schließlich nicht mehr weiter schrumpfen konnte und starb. Wann, fragte sich Pasong, würde bei ihm der Punkt kommen, jenseits dessen er nicht mehr existieren konnte? Kein Tag verging, an dem Pasong nicht die Seele eines Sterbenden in sich aufnahm. Aber ebenso wenig verging ein Tag, ohne dass er sich von Hunderten Splittern seines Selbst trennen musste.
    »Überleg doch, was ihnen bevorsteht!« Atsatun sprach von Pasongs Seelensplittern. »Sie stoßen ins Unerfahrene vor! Sie werden Dinge erblicken, von denen selbst wir nur träumen können. Ihre Kundschafterschiffe müssen keine aufwendige Biosphäre aufrechterhalten wie die Weltenschiffe, die Stasis macht es unnötig. Sie können Millionen von Leben im Weltraum überdauern, das Flutgebiet der Welle weit hinter sich lassen. Sie werden unberührte Welten finden. Welten, die nicht von unseren Brüdern und Schwestern oder den Seelenbewahrern zu Grunde gerichtet sind. Und du wirst sie auch erblicken! Die Splitter bleiben mit dir über die Abgründe zwischen den Planeten hinweg verbunden. Ich wünschte, ich könnte an deiner Stelle sein, besäße deine Gabe.«
    Pasong verfolgte, wie die Kundschafterschiffe im Meer der Sterne verschwanden. Er spürte ein Ziehen, eine Melancholie, die erst wieder von ihm weichen würde, wenn er sich zu einer neuen Runde über die Weltenschiffe zwingen konnte, er dort die Seelen von Sterbenden aufnehmen und durch sie neuen Lebensmut gewinnen konnte.

    »Das wünschte ich auch«, antwortete Pasong knapp.
    Das Weltenschiff sank langsam zurück in die Umlaufbahn des Planeten. Fähren würden neue Rohstoffe aus der Wüste unter ihnen hinauftragen. Das Weltenschiff würde neue Kundschafterschiffe herstellen, Pasong würde neue Splitter seiner Seele aufgeben, und schließlich würde das Schiff sie von sich schleudern, als handle es sich um Brut. Was sie gewissermaßen war: Die Seelensplitter trugen die Erfahrungen mit sich, die Pasong in Tausenden von Leben gemacht hatte. Sie würden auf sich allein gestellt sein. Ein Bruchteil von ihnen würde überleben. Vielleicht. Und dieser Bruchteil würde ihm, Pasong, und den Milliarden von Seelenspringern, die sich zur Seestern geflüchtet hatten, eines Tages ein neues Leben schenken. Ein Leben ohne den Schatten, den die Seelenbewahrer über ihre Existenz legten. Wenn der Plan gelang, den Atsatun stets »ihren« nannte. Es war eine Hoffnung, die Pasong mit Millionen kleiner Tode erkaufte.
    Er riss sich von dem Anblick los, zwang den Blick auf Atsatuns Raubtierrachen. »Wieso bist du hier?«, fragte er. Es war selten, dass Atsatun ihn aufsuchte. Pasong mochte die unentbehrlichen Seelensplitter für ihren Plan stellen, aber Atsatun war die Seele des Plans. Ohne seinen Willen, der sich nie beugte, wäre der Plan eine Fantasie geblieben. Seit einem Dutzend Leben gab Atsatun alles, was er zu geben hatte, um ihn wahr werden zu lassen. Es war Atsatun gewesen, der dieses Sonnensystem mit seinen Dutzenden Planeten, von denen sie Rohstoffe schöpfen konnten, für sie gefunden hatte. Der sie anspornte, der nie müde wurde, nie zufrieden war, der dafür sorgte, dass jede neue Generation von Kundschafterschiffen der vorherigen überlegen war, bessere Aussichten besaß zu bestehen, der sie nie vergessen ließ, dass sie nur auf Zeit lebten. Früher oder später würden die Seelenbewahrer sie finden, predigte Atsatun unermüdlich. Ihre Zeit war begrenzt, sie mussten jeden Augenblick dieser Zeit nutzen.

    Atsatun war nur eine einzige Seele in einem einzigen Körper, aber es schien, als wäre Atsatun überall zugleich auf den Weltenschiffen.
    Auch Pasong wechselte von Weltenschiff zu Weltenschiff. Unter den Seelenspringern, die

Weitere Kostenlose Bücher