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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Bewahrer: »Wir sind Menschen. Wir kommen in Frieden. Wir wollen mit euch sprechen.«
    Rodrigo sagte ihn in Englisch und Portugiesisch, Hero in Englisch und Japanisch. Hero schaltete auf Endloswiederholung, und das war alles. Mehr gab es nicht zu sagen. Ihr Funkspruch mochte in der Masse der Sprüche, die von der Erde an die Seelenbewahrer gerichtet wurden, untergehen oder auch nicht. Die Bewahrer mochten darauf eingehen oder auch nicht. Sie mochten eine Vorstellung davon haben, was
»Frieden« war, oder auch nicht. Das Schicksal der Menschheit mochte sie kümmern oder auch nicht.
    Rodrigo und Hero würden es herausfinden.
    Die Seelenbewahrer antworteten nicht.
    Am zweiunddreißigsten Tag erreichten sie den Saturn, eine Scheibe mit verwaschenen Rändern, umgeben von einem Ring, der bei der Annäherung in eine Vielzahl von kleineren Ringen zerfaserte. Das Bild wirkte natürlich, als blickten sie aus einem einfachen Fenster, war aber vom Bordrechner der Ana aufwendig aufbereitet worden, damit der Gesichtssinn Heros, des Menschen, es erfassen konnte. Das Bild, das Rodrigo empfing, war weit komplexer: Er sah die Größe des Planeten, die Temperaturen seiner Oberfläche, ihre Zusammensetzung, jeden Einzelnen der Brocken, die in ihrer Gesamtheit den Ring des Saturns bildeten, kannte ihre exakten Bahnen und vieles mehr. Rodrigo sah die Monde des Saturn, die kein menschliches Auge zu erblicken vermochte, zu gering war die Stärke des Sonnenlichts. Er zählte hundertdreiundvierzig, die meisten waren Gesteins- oder Eisbrocken, mit einem Durchmesser von vielleicht einem Dutzend Kilometern und namenlos. Sieben von ihnen besaßen eine Größe, die ihnen Namen einbrachten: Mimas, Enceladus, Tethys, Dione, Rhea, Titan und Iapetus.
    Das alles nahm Rodrigo wahr, und doch war es nur nebensächlich, bildete es den Hintergrund zu dem, was sie eigentlich suchten: die Seelenbewahrer. Irgendwo in dem System der Saturnmonde hatten sich vor Jahren die Seelenspringer eingerichtet. Die Aliens hatten dort die Metalle gefördert, aus denen sie die Artefakte gefertigt hatten, die sie anschließend auf den Pazifik hatten hinabregnen lassen. Dann waren die Seelenbewahrer gekommen und mussten die Anlagen an sich gerissen haben - oder zerstört.
    Rodrigo lauschte. Seine Sinne, die Sinne der Ana , würden die Seelenbewahrer aufspüren. Und wenn schon nicht die Seelenbewahrer selbst, so doch Spuren ihrer Tätigkeit. Aber Rodrigo lauschte vergeblich.

    Nichts. Stille.
    »Was jetzt?«, fragte Hero nach einiger Zeit.
    »Wir warten«, antwortete Rodrigo.
    Sie mussten nicht lange warten.
    Schiffe brachen aus der Stille.
    »Was ist das? Wie …« Rodrigo unterbrach sich, als er merkte, dass er es war, der die Frage hinausschrie. Er war es nicht mehr gewohnt, überrascht zu werden.
    »Seelenbewahrer«, antwortete Hero knapp. »Wer sonst?« Er war ein Mensch. Überraschungen waren Teil seiner Existenz. »Was sollen wir tun?«
    Es waren zwei Dutzend Schiffe. In Patronenform wie die Ana , aber beinahe doppelt so groß. Rodrigo erfasste ihre Kursvektoren, die Werte ihrer Bremsfahrt, ihre Positionen. »Wir bleiben, wo wir sind. Wir können ihnen nicht entkommen.«
    »In Ordnung.« Hero nickte. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Rodrigo fragte sich, ob der Japaner Angst hatte. Und er fragte sich, ob er selbst Angst hatte.
    Hero räusperte sich. Er unterbrach ihren automatischen Funkspruch, räusperte sich und sagte: »Seelenbewahrer! Wir sind Menschen. Wir kommen in Frieden! Wir suchen Freundschaft …«
    Die Schiffe antworteten nicht. Sie rasten der Ana mit einer Geschwindigkeit entgegen, die Rodrigo Angst machte. Wollten die Seelenbewahrer die ungebetenen Besucher, die in einem Schiff ihres Feindes kamen, durch einen Rammstoß pulverisieren? Rodrigo dachte an Wilbur, den sie im Orbit um die Erde zurückgelassen hatten, an seine Vorwürfe. »Ihr seid verrückt!«, hatte er sie angeschrien …
    Kurz bevor die Seelenbewahrer-Schiffe die Ana erreichten, bremsten sie ihre Fahrt ab und glichen sie an die des Patronenschiffs an. Schläge dröhnten durch die Ana , als zwei der Schiffe aus dem Verband ausscherten und andockten. Rodrigo studierte mit den Sinnen des Schiffs die Rümpfe. Würde sich gleich eine Schleuse öffnen? Würden sie endlich einen Seelenbewahrer zu Gesicht bekommen?

    Die fremden Schiffe nahmen Fahrt auf. Sie zogen die Ana mit sich. Hero ächzte, als die Beschleunigung ihn tief in den Sessel drückte. Ihr Ziel war Titan, eine milchige gelbe Scheibe.

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