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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Die Ana kreischte und schüttelte sich, als sie in die dichte Atmosphäre des Mondes eindrang, doch die Belastung blieb weit unter dem, was ihr Schiff aushielt. Das Schütteln brach ab, als die Ana auf die Geschwindigkeit eines gewöhnlichen Flugzeugs abgebremst war. Sie durchstießen die Wolken des Titans und fanden sich in einer Welt wieder, die wie eine verfremdete Ansicht einer irdischen Landschaft erschien, komponiert vom Bordrechner der Ana . Sie war öde, unberührt und ehrfurchtgebietend. Ihre Atmosphäre bestand aus Stickstoff, Methan und Argon, die Temperaturen lagen unter minus 150 Grand Celsius. Es war eine Welt, die in einer ewigen Dämmerung existierte. Die Wolken des Titans brachen nie auf, sie hingen über ihm mit der Unveränderlichkeit einer geologischen Schicht. Gebirge aus Eis, Seen aus Methan und von Stürmen gepeitschte Dünen zogen unter der Ana dahin - und schließlich erblickten sie das Schloss.
    Es erhob sich aus einer Ebene aus makellosem Eis, die sich bis zum Horizont erstreckte und dort mit dem Grau des Himmels verschmolz, und erinnerte an eine Orgel. Turm an Turm ragten ihre Pfeifen aus dem Eis, und zusammen bildeten sie eine künstliche Landschaft, so gewaltig, dass sie ihre eigenen Täler und Berge bildete, deren höchste Spitzen bis in die Wolken ragten.
    Hero fand das passende Wort. »Xanadu!« Er flüsterte es.
    Rodrigo nickte. Ja, Xanadu, das größte geschlossene Eisvorkommen auf Titan. Die Seelenbewahrer hatten es um das Schloss ergänzt, das ihm gefehlt hatte, um den Namen zu rechtfertigen.
    Die Schiffe der Seelenbewahrer setzten die Ana in einem der Täler Xanadus ab und stoben davon. Einige Augenblicke später hatten die Wolken des Titans sie so vollkommen verschluckt, dass sie aus Rodrigos Wahrnehmung verschwunden waren, als hätten sie zu existieren aufgehört. Die Ana hatte
kaum den Boden berührt, als dieser sich absenkte. Das Schiff glitt in das Schloss, und der Ausschnitt des grauen Himmels über ihnen verschwand, als das Tor wieder zuging.
    Sie wurden erwartet. Ein Wesen stand in der leeren Halle. Es war größer als ein Mensch und erinnerte an eine Kreuzung zwischen Fisch und Krokodil. Es hatte Hände wie Flossen und Flossen wie Füße, einen langen Schwanz, glänzende Schuppen und ein Maul, das ein Schnabel war - mit Zähnen.
    »Kommt!«, rief das Wesen. Es sprach Englisch. »Ich habe viele Fragen.«
    Das Wesen hatte den Satz noch nicht beendet, als sich die Schleuse der Ana öffnete - gegen Rodrigos Willen. Kühle, metallisch schmeckende Luft strömte in das Schiff.
    »Hast du …?«, blickte er Hero fragend an.
    Der Japaner schüttelte den Kopf. »Nein. Er da muss es getan haben.« Der Japaner erhob sich mit einer fließenden Bewegung. Die Schwerkraft Titans besaß lediglich ein Siebtel der Kraft der irdischen. »Fragen wir ihn.«
    Hero verließ die Ana , und Rodrigo schickte dem Japaner seine Projektion hinterher, während er versuchte, in die Datennetze Xanadus einzudringen. Er scheiterte. Es war, als stünde er vor einer hohen, glatten Mauer, an der seine Finger und Zehen abrutschten. Und von jenseits der Mauer drang ein fernes Stimmengewirr zu ihm herüber.
    »Bist du ein Seelenbewahrer?«, fragte Hero, als sie das Wesen erreicht hatten.
    »Nein, der Oberste Bewahrer des Bewahrers.« Er wandte sich ab. »Kommt jetzt. Seine Stunde naht.«
    Sie folgten dem Obersten Bewahrer. Aus der Nähe betrachtet, war die Natur des Wesens unschwer zu erraten: Es war ein Roboter. Ein Gebilde aus Metall, aller Wahrscheinlichkeit den Seelenbewahrern nachgebildet. Oder zumindest in eine Form gebracht, die den Bewahrern gefiel. Oder waren die Bewahrer selbst nichts anderes als - wenn auch perfekte - Maschinen?
    Sie betraten den ersten Turm und blieben stehen. Hero legte den Kopf tief in den Nacken, um das Dach zu sehen, und
Rodrigo tat es ihm gleich. Die Seelenbewahrer hatten den Bordrechner der Ana an die Leine genommen. Sie erlaubten ihm, in Betrieb zu bleiben, gewährten Rodrigo weiterhin eine Heimat, aber seine Wahrnehmung war auf das geschrumpft, was ein gewöhnlicher Mensch erfuhr.
    Das Dach des Turms war ein Himmel, wolkenlos und von einem Blau, wie es Rodrigo noch nie zuvor erblickt hatte. Es fiel schwer, den Blick von ihm abzuwenden. Rodrigo fühlte sich angezogen, spürte, wie der Boden unter seinen Füßen die Substanz verlor und … und … und er stürzte. Heros überraschter Aufschrei holte ihn wieder zurück auf den Boden. Rodrigo fixierte mit seinem Blick die

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