Alien Earth - Phase 3
vonstatten gegangen war. Der Hero, den Rodrigo auf der Strawberry Bitch gekannt hatte, war ernst gewesen, in sich gekehrt. Ein Mann ohne Gefühle oder einer, hatte Rodrigo geglaubt, der seine Gefühle so tief begraben hatte, dass sie nie wieder das Licht der Welt erblicken würden. Er hatte sich geirrt. Manchmal ging Rodrigo die Aufnahmen durch, die die Superhero von Hero in den vergangenen Wochen gemacht hatte. Hero war mit jedem Tag mehr aufgeblüht, schien immer jünger und zupackender geworden zu sein.
»Aber was macht das schon, ob du ein Mensch bist oder nicht?«, fuhr Hero fort. »Was immer du und ich vielleicht bei den Seelenbewahrern erreichen werden, die Erde wird nicht mehr länger die Welt der Menschen sein, sollten sie überhaupt noch existieren. Sie wird für viele verschiedene Wesen eine Heimat darstellen.«
»Mag sein. Aber was sollte ich dort?«
»Nach deiner Familie sehen. Du hast ihr jahrelang deinen Company-Sold geschickt. Nach Ana, deiner Schwester, nach der wir unser Schiff genannt haben.«
»Ich weiß nicht, ob Ana überhaupt existiert oder ich sie mir nur eingebildet habe, um mich nicht unter den Seelenspringern
zu verlieren. Und von meiner Familie habe ich nie eine Antwort erhalten. Für sie bin ich in dem Moment gestorben, als ich davongerannt bin und mich der Human Company angeschlossen habe. Wieso sollte sie mich jetzt als etwas zurücknehmen, das in ihrer Vorstellung ein Geist sein muss?«
»Kaum«, stimmte Hero zu.
»Und was ist mit dir, Hero? Mit deiner Familie? Du kannst zurück. Du bist noch ein Mensch.«
Hero zuckte die Achseln. »Das ist wahr. Meine Familie ist sehr stolz auf mich. Sie würde mich wie einen Helden empfangen.«
»Du sagst das, als wäre es eine Strafe für dich. Das ist doch etwas, auf das du dich freuen kannst, nicht?«
»Vielleicht. Aber ich wäre nur Held für einen Tag. Dann wäre ich wieder wie jeder andere. Ich müsste wieder meinen alten Namen tragen.«
»Was wäre daran so schlimm?«
»Dass ich mich im Kreis gedreht hätte. Die Jahre auf der Strawberry Bitch , unsere Zeit unter den Seelenspringern, das hier … alles wäre wie ausgelöscht. Als wäre es nie geschehen. Ich müsste wie alle anderen Tag und Nacht für das Überleben unserer Nation arbeiten. Damit eines Tages die Kinder unserer Kinder es nicht mehr tun müssen. Damit Monju vergessen ist. Aber ich würde es nicht erleben. Es wird Jahrhunderte dauern, bis die Strahlung so weit abgeklungen ist, dass dort wieder Menschen leben können.«
Monju. Die Reaktorkernschmelze in Japan. Wann war das gewesen? Irgendwann in den Zwanzigern. Rodrigo wusste es nicht genauer zu sagen, und der Zugriff auf die Rechnernetze der Erde hätte angesichts der Entfernung, die sie zurückgelegt hatten, unendlich lange Minuten gedauert. Monju war eine Katastrophe gewesen, aber Rodrigo war sie immer wie ein Ereignis aus der Vorvergangenheit erschienen. Nichts, was ihn selbst betraf oder irgendjemanden, den er kannte. »Deshalb bist du von zu Hause weg?«, fragte er.
Hero nickte. »Ja.«
»Ich verstehe«, sagte Rodrigo. »Aber wenn du nicht zurückwillst, wohin willst du dann? An einen anderen Ort der Erde?«
»Ich glaube nicht. Ich wäre dort genauso wenig zu Hause.«
»Wohin dann?«
»Nun … vielleicht findet sich eine Möglichkeit, hier draußen zu bleiben.« Hero sagte es zögernd und leise, als schäme er sich, einen so weit hergeholten Gedanken zu äußern.
Rodrigo überlegte einen Moment, dann sagte er vorsichtig: »Wer weiß? Wir werden sehen …« Er wollte Hero nicht verletzen. Im Weltraum war kein Platz für Menschen. Und Rodrigo bezweifelte, dass es bei den Seelenbewahrern einen für sie geben würde.
Die Ana flog weiter Richtung Saturn. Hero hing seinen Gedanken nach, Rodrigo lauschte den schwächer werdenden Stimmen der Erde. Von Zeit zu Zeit richtete er seine Sinne auf die Buchten, in denen sich die Stasisbänke der Ana befanden. Zwei von ihnen waren leer. Sie hatten die Bänke zusammen mit den beiden Seelenspringern in den Raum gestoßen. Ein glatter Mord, der Rodrigo auf der Seele lastete, aber sie hatten keine Wahl gehabt. Was immer die Seelenbewahrer ausmachen mochte, Rodrigo bezweifelte, dass sie ihn und Hero anhören würden, wenn sie zwei der Wesen mitbrachten, die sie in ihrer Gesamtheit auszulöschen trachteten.
Nach sechzehn Tagen hatten sie die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Hero schwenkte die Ana herum und begann die lange Bremsfahrt. Sie sendeten ihren Funkspruch an die
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