Alien Earth - Phase 3
überstrahlte Melvins Stern. Diane wollte vor ihm fliehen, aber es war merkwürdig, irgendwie gelang es ihr nicht. Der Anzug reagierte nicht, als spüre er, dass sie tatsächlich gar nicht vor dem Licht fliehen wollte.
Das Licht kam näher und näher - und entpuppte sich als ein Mensch, eingehüllt in eine leuchtende, durchsichtige Hülle. Ein Mädchen.
»Hallo!«, rief es und lächelte. Ihr Gesicht war mit Sommersprossen übersät. »Du glaubst nicht, wie sehr ich mich freue, endlich eine Menschenseele zu sehen! Es ist so einsam hier im Meer.« Die Stimme des Mädchens drang aus Dianes Helmlautsprechern.
»Wer bist du?«, fragte Diane. »Was tust du hier? Was ist das für ein leuchtendes Ding?«
»Ach das! Der Kokon ist Alien-Tech. Er schützt mich hier unten, machte eine Luftblase um mich herum, wärmt mich. Und der Kokon lässt mich verstehen, was du sagst. Cool, was? Ich habe ihn geklaut, als ich abgehauen bin.« Das Mädchen legte die Finger zusammen und ließ die Hand wie eine startende Rakete nach vorne schießen. »Wuuuuuusch! Und weg war ich!« Ihre Zöpfe hüpften auf und ab, als sie es sagte.
»Abgehauen?«
»Aus einem Lager am Hydrate Ridge. Vor der Küste von Oregon. Homeworld Security hat mich dort nach Methanhydrat graben lassen. Auf dem Meeresboden. Wegen der Energie, du weißt schon.«
Diane wusste nichts. Sie konnte sich nur ausrechnen, wie gering die Chancen waren, dass zwei Menschen einander nicht nur in, sondern auch unter der Weite des Pazifiks begegneten, geschützt von Alien-Technologie.
»Homeworld Security, sagst du … wie kommst du dann zu diesem Leuchtding? Homeworld Security hasst alle Aliens.«
»Kokon. Ich habe es dir doch gesagt, es heißt Kokon. Und was Homeworld Security angeht … sie sind Scheißlügner wie alle anderen. Tun so, als ob sie uns vor den Seelenspringern schützen würden, aber in Wirklichkeit machen sie gemeinsame Sache mit ihnen. Dafür lassen die Aliens Brösel ihrer Technologie springen.« Der Kokon leuchtete auf, als hätte er auf seinen Einsatz gewartet. »Aber ich hatte genug von den Lügen und der Schufterei, also bin ich abgehauen. Nur weg, dachte ich mir, bevor ich draufgehe. Am besten nach Westen, wo dich keiner vermutet. Sie suchen bestimmt an Land, aber nicht auf offener See.«
»Und wohin willst du jetzt?«
»Ich … ich weiß nicht. Nach Hause kann ich nicht mehr.« Die Frechheit fiel von dem Mädchen ab, darunter kam Furcht zum Vorschein. »Und außerdem … um ehrlich zu sein, habe ich mich verirrt. Die blöden Wächter haben mich eine Weile
verfolgt und dabei … du kannst es dir ja denken, habe die Nerven verloren.«
Diane nickte.
»Was ist mit dir?«, fragte das Mädchen. »Weißt du, wohin?«
»Ich glaube schon.«
»Kann ich mit dir kommen?«
Die Bitte überraschte Diane beinahe noch mehr als das plötzliche Erscheinen des Mädchens. Sie wollte sie zurückweisen, aus einer Gewohnheit, die ihr über die Jahre schon beinahe zum Reflex geworden war. Diane gab viel darauf, auf niemanden angewiesen zu sein, darauf, Abstand zu halten. Aber dann dachte sie an den brennenden Himmel und die rasenden Schemen und daran, wie allein sie war. Wieso eigentlich nicht? Was hatte sie schon zu verlieren?
»Ja, du kannst mich begleiten.«
Diane und das Mädchen brachen auf. Nebeneinander schwebten sie durch das Zwielicht. Melvins Stern führte sie.
»Wie heißt du eigentlich?«, fragte das Mädchen.
»Diane. Und du?«
»Atsatun.«
Meine Damen und Herren des Jahrgangs 99,
wenn ich Ihnen einen Tipp für die Zukunft geben darf, dann ist es
Sonnencreme. Die positive Langzeitwirkung von Sonnencreme ist
von Wissenschaftlern nachgewiesen, wogegen meine übrigen Ratschläge
lediglich auf meinen eigenen, wechselhaften Erfahrungen
beruhen … hier sind meine Ratschläge:
- Auszug aus Baz Luhrmann: »Everybody’s Free (To Wear Sunscreen)«
Höchste Chart-Platzierungen: USA 1, UK 1, D 1
Christen des Jahres 66,
sorgt euch nicht um die Zukunft, denn es wird keine geben. ER hat
es so verfügt. Der Letzte Sommer neigt sich seinem Ende zu. Deshalb
greift zu den Waffen, die ER uns in seiner Gnade im Überfluss
hat zukommen lassen. Aber: Schützt euch vor der Sonne! Sie verbrennt
die Haut und verwirrt den Geist. Hier SEINE weiteren Ratschläge:
- Auszug aus »Everybody’s a Hunter for the Lord«, gepostet von User »HIM himself« im AlienNet-Subforum /Sing-Sing-Sing am 2. Oktober 2066
KAPITEL 5
»Komm mit!«
»Eustace!« François
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