Alien Earth - Phase 3
Offiziersfamilie, deren Mitglieder sich Generation für Generation in den Dienst dessen gestellt hatten, was sie für eine gute Sache hielten: aufseiten der Konföderierten während des amerikanischen Bürgerkriegs; in den Indianerfeldzügen im Westen des Kontinents; beim Griff der Vereinigten Staaten nach Kuba und den Philippinen; gegen die Hunnen im Ersten Weltkrieg; als das nicht genügte, gegen die Nazis und Japsen im Zweiten Weltkrieg; in Korea und Vietnam und im Irak; bei der Annexion Kanadas und des Irans; bei den zahllosen Kleinkriegen, die der Etablierung der USAA folgten; schließlich bei der Annexion strategisch wichtiger Gebiete zur Komplettierung und zum Schutz der Arterie.
Der ein oder andere von Wilburs Vorfahren bezahlte mit dem Leben für seinen Einsatz, aber es war ein geringer Preis für das, was ihnen das Vaterland im Gegenzug bot: Status, einen überdurchschnittlichen Lebensstandard und nicht zuletzt die Gewissheit, auf der richtigen Seite zu stehen. Der des Vaterlandes. Vielleicht sogar der Gottes.
Wilburs Vater hatte seinen Teil vor einem halben Jahrhundert im Iran getan. Als Jägerpilot hatte er die ersten Angriffswellen mitgeflogen. Dann, nachdem sie die iranische Luftwaffe am Boden zerstört hatten und den Piloten die Aufgaben ausgingen, hatte er sich freiwillig für den Bodenkampf gemeldet. Die Revolutionsgarden hatten Teheran Haus für Haus verteidigt - unter Einsatz ihres Lebens und Tausender Kinder,
denen die Garde das Paradies versprochen hatte, während man ihnen Sprengstoffgürtel umgeschnallt hatte. Die Army hatte jeden Mann am Boden gebraucht, den sie bekommen konnte.
Die Kinder hatten in den Häusern auf die amerikanisch-arabischen Marines gewartet, um sich und die Soldaten im passenden Augenblick in die Luft zu sprengen. Wilburs Vater war einem dieser Kinder begegnet. Ein Mädchen - vielleicht sieben, vielleicht elf? Schwer zu sagen, nach Jahren des Embargos hatten sie alle gleich schmutzig und gleich verhungert ausgesehen. Das Mädchen hatte Wilburs Vater angesehen, die linke Hand um die Schnur geklammert, die ihren Sprengstoffgürtel auslösen würde.
Sie hatte ihn nicht ausgelöst. Sie hatte Wilburs Vater einfach nur aus großen, verwunderten Augen angesehen.
»Tu es nicht«, hatte Wilburs Vater geflüstert. »Bitte tu es nicht!« In Englisch, die Brocken von Persisch, die man ihnen vor dem Feldzug beigebracht hatte, waren nicht greifbar gewesen.
Das Mädchen musste ihn nicht verstanden haben: Es hatte den Gürtel gezündet.
Wilburs Vater war in einem Lazarett in Basra wieder zu sich gekommen, gespickt mit Hunderten von Splittern, die ihm eine Unverträglichkeit für feuchtes Wetter, die Disqualifikation als Pilot, einen Bürojob bei der wuchernden Verwaltung des Ost-Hauptquartiers der US Army eingebracht hatten und nicht zuletzt das Mitgefühl und die Liebe einer Krankenschwester. Gemeinsam waren sie nach Dubai gezogen, wo das neue und eigentliche Leben von Wilburs Vater begonnen hatte. Sein erster Sohn, Wilbur, wurde innerhalb eines Jahres geboren.
Wilburs Vater arbeitete sich mit der beharrlichen Stetigkeit, die ihn auszeichnete, in der Militärverwaltung hoch, zeugte weitere Kinder und erfreute sich des Respekts, der ihm als Veteran des Iran-Feldzugs entgegengebracht wurde. Er schien ein gemachter Mann, dazu bestimmt, ein erfülltes und glückliches
Leben zu Ende zu führen. Im Kreis der Kameraden fühlte er sich verstanden, und dort erfuhr er auch, dass er in Teheran nicht einem Kind begegnet war, sondern einem Klon, der nur dem Anschein nach ein Mädchen gewesen war. Die Albträume, die Wilburs Vater gequält hatten, verschwanden.
Doch dann beging er einen Fehler: Er beschloss, dass Wilbur derjenige seiner Nachkommen sein würde, der die Familientradition weiterführen sollte.
Wilbur erinnerte sich, wie sein Vater ihn als Kind mit zur Jagd nahm. Mit einem Geländewagen brachen sie für lange Wochenenden auf - unerträglich lange, wie Wilbur fand. Sein Vater war ein schweigsamer Mann, und die Wüste war leer, heiß und trocken und bot weder Abwechslung noch Gesprächsanlässe. Sie schossen Antilopen. Die Tiere wurden regelmäßig für die Jäger aus Afrika eingeflogen. Dort gab es einen Überschuss an Tieren und einen Mangel an Menschen, die die Transporte hätten behindern können.
Wilburs Vater war ein guter Jäger. Er versetzte den Tieren so ungerührt den Gnadenschuss, wie er allen anderen Anforderungen des Lebens nachkam. Anschließend weidete er die Tiere
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