Alien Earth - Phase 3
irgendwer. Das macht allein schon deutlich, wie wir kommen.«
»Klar. In einem Schiff ihrer Erzfeinde. Sie werden euch abschießen, bevor ihr ›Hallo, wir sind die örtlichen Eingeborenen und bitten untertänigst um eine Audienz‹ buchstabieren könnt! Und wenn sie euch zu Wort kommen lassen sollten, seid ihr erst recht erledigt. Ihr seid die Typen, die ihren schönen Angriff in die Hose haben gehen lassen - prima! Wieso steigt ihr nicht einfach ohne Raumanzug aus der Schleuse der Superhero ? Das geht schneller und bringt euch genauso todsicher um!«
»An ihrer Stelle würde ich mir diese Wesen, die mich besuchen kommen, erst einmal ansehen, bevor ich sie umbringe«, hielt Rodrigo dagegen. »Du nicht, Wilbur?«
»Das ist reine Spekulation!«
»Was du sagst, ebenfalls. Es gibt nur einen Weg herauszufinden, wer von uns beiden recht hat: indem wir zu den Seelenbewahrern fliegen.«
»Natürlich. Ein Flug zum Saturn, wie lange dauert er? Monate, vielleicht sogar Jahre. Wer passt hier so lange auf das Abwehrnetz auf?«
»Sechs Wochen sollten uns genügen«, schaltete sich Hero wieder in das Gespräch ein. »Ich habe mich mit dem Patronenschiff gründlich vertraut gemacht. Vielleicht schaffen wir es auch in fünf.«
»Sechs Wochen oder fünf - das macht keinen Unterschied!«, rief Wilbur. »Wir können auf Rodrigo keine fünf Minuten verzichten! Was hindert Pasong daran, das Abwehrnetz wieder in seine Gewalt zu bringen, sobald Rodrigo weg ist? Habt ihr Wahnsinnigen schon einmal daran gedacht?«
»Ja, das haben wir.« Rodrigo fixierte Wilbur mit einem Blick, in dem Härte lag. Und noch etwas. Ein Flehen? Die Bitte um Verzeihung?
Hero wandte sich ab. Schweigend schwebte er in den hinteren Teil der Superhero , öffnete einen Stauraum, der unmittelbar neben der Schleuse lag. Als er wieder zurück zum Cockpit schwebte, hielt er in einer Hand einen alten Fliegerhelm. An einer Seite war das Plastik der Außenverkleidung weggeschnitten,
und ein Bündel Kabel quoll heraus. So als hätte jemand vergeblich versucht, sie in den Helm zu quetschen.
»Was willst du mit dem alten Ding?«, fragte Wilbur. Er hatte nicht gewusst, dass sie irgendeinen Gegenstand von der Bitch in die Superhero gerettet hatten.
»Er ist eine Hilfe«, sagte Hero. Er hielt sich an der Lehne von Wilburs Sitz fest.
Wilbur rutschte weg von seinem Kameraden. Die Bordwand hielt ihn auf. »Eine Hilfe wofür?«
»Für dich. Damit du deine Aufgabe erfüllen kannst. Eine Stütze.«
Hero stieß sich mit aller Kraft ab. Er schoss auf Wilbur zu und stülpte ihm den Helm über den Kopf.
»Es tut mir leid, Wilbur«, sagte Rodrigo. »Uns bleibt keine andere Wahl.«
»Was …?!«
Wilbur wollte sich den Helm wieder vom Kopf reißen, aber noch bevor er ihn zu fassen bekam, explodierte weißes Licht in seinem Schädel, um ein Vielfaches greller als bei der Vernichtung des Alien-Schiffs. Wilbur bäumte sich auf. Er presste die Lider zusammen, hielt die Hände vor die Augen, aber es nützte nichts. Das Licht kam nicht von außen, es explodierte in seinem Innern.
»W-was tut ihr mir an?!«, brüllte er. Sein Brüllen klang hohl. Das Licht raubte ihm die Kraft. Was geschah mit ihm? Was taten ihm seine Kameraden an? Was …
Das Licht überflutete ihn, löschte seine Gedanken aus. Es verzehrte seine Wahrnehmung, es verzehrte ihn.
Als das Licht wieder wich, war Wilbur nicht mehr, der er einmal gewesen war.
Statt zweier Hände besaß er Tausende. Die Patronenschiffe gehorchten ihm, als wären sie Teile seines Körpers, Glieder, derer er sich jederzeit nach Gutdünken bedienen konnte.
Seine neuen Augen reichten in beinahe jeden Winkel der Erde, seine Ohren hörten es, wenn auf der Erde ein Grassamen barst.
Wilbur war Millionen.
Und er war allein.
Am Rande seiner Wahrnehmung bewegte sich ein Patronenschiff. Es beschleunigte. Weg von der Erde, hin zum Saturn.
Wilbur konzentrierte seine neuen Sinne auf das sich entfernende Schiff. Er rief nach seinen Kameraden.
Sie antworteten nicht.
Zu seinen Füßen, auf der Erde, deren Wächter er nun war, blühte eine neue Staubwolke auf und schickte sich an, den Süden Portugals in Dunkelheit zu hüllen.
Was ist ein »Luftfisch«?
Mit »Luftfische« bezeichnet man im Allgemeinen ein Fluggerät der auf der Erde befindlichen Seelenspringer-Aliens.
Wieso heißen sie »Luftfisch«?
Weil sie wie Fische aussehen, auch wenn sie (nach bisherigem Stand) technische Produkte sind. Ihre Rümpfe sind leicht geschwungen, ihre
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