Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch

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hatten.
    59b lag auf einem Haufen Uniformen, als Melvin in die Kabine trat. Der Smartie hatte den Inhalt des Kleiderschranks als Polster über den Boden verstreut - und damit seiner Vorstellung von Möblierung genüge getan. 59b sah zur Decke. Sein Blick war abwesend und zugleich wach. Der Blick machte Melvin Hoffnung. 59b war ein außergewöhnlicher Smartie. Weder bemalte er sich, noch sammelte er Trophäen oder Gewehre. Vielleicht würde er verstehen … Wenn es einen Smartie gab, der dazu in der Lage war, dann war es er.
    »59b?«, fragte Melvin leise.
    »Ja?« Die Stimme des Smarties war noch leiser als Melvins.
    »Ich muss mit dir sprechen.«
    »Kann das nicht warten? Ich fühle mich nicht gut.«

    Es war ein unerhörter Satz für einen Smartie. Smarties fühlten sich immer gut, so hatten ihre Designer sie erschaffen. War dies etwa ein erstes Symptom des rapiden Zerfalls, den Eric vorhersagte? Oder machte er sich zu viele Gedanken? Neurobeschleuniger waren eine Strapaze, die die Designer der GenMods unmöglich hatten vollständig kompensieren können. Es war nur natürlich, dass die Smarties Nachwirkungen spürten.
    »Es ist wichtig, 59b.«
    Der Smartie holte tief Luft, seufzte. »Also gut.« Er wälzte sich auf die Seite, winkte Melvin herein. »Was willst du reden?«
    Melvin ließ sich im Schneidersitz vor dem Smartie nieder. Der Boden war kalt und schmutzig. 59b bot ihm keine der Uniformen als Unterlage an.
    »Über unsere letzte Befreiung. Und andere Dinge.«
    »Was ist mit der Befreiung? Sie ist gut verlaufen. Wir haben alle Seelenspringer gerettet, die wir retten wollten. Du und ich und meine Brüder und Schwestern sind beinahe unversehrt nach Feuerland zurückgekehrt.«
    »Das schon …«
    »Aber?«
    »Diese Explosion. Es war eine Atombombe, nicht?«
    Der Smartie wedelte mit einer Flosse seine Zustimmung. »Was ist damit?«
    »Wieso habt ihr sie abgeworfen? Sie muss Tausende von Unschuldigen getötet haben. Viele Tausende.«
    »Ich bezweifle, dass so etwas wie ein unschuldiger Mensch existiert.«
    Die Kaltschnäuzigkeit des Smarties verblüffte Melvin, ließ ihn einige Augenblicke lang schweigen. Manchmal war ihm, als existierten zwei Wesen in 59b: eines feinfühlig und intelligent und ein zweites, düsteres, das kein Mitleid kannte. Melvin fühlte sich an Eric Pinero erinnert. War das der eigentliche Grund, weshalb der Arzt so sehr an den Smarties hing? Spürte er in ihnen, ohne sich dessen bewusst zu sein, verwandte Seelen?

    Melvin räusperte sich. »Und was ist mit mir? Ich bin ein Mensch. Ich habe dir Zugang zur Sea Power verschafft. Ohne mich wäre euch die Flucht nach Feuerland niemals gelungen. Was ist mit Eric Pinero? Er ist ein Mensch. Er flickt euch zusammen.«
    »Ihr beide seid anders.«
    »Wir sind gewöhnliche Menschen.«
    59b entgegnete nichts. Seine Flossen wischten wie Besen über den Boden. Melvin kannte die Smarties wie kaum ein anderer. Er wusste, dass dies eine Verlegenheitsgeste war. Also hatte er eine Chance. 59b gab sich trotzig, weil er seiner Sache nicht so sicher war, wie er ihn glauben machen wollte. Der Smartie hatte sich an das Töten von Menschen gewöhnt, aber es war ein Unterschied, ob er Wächter tötete, die sich ihm bei einer Befreiung in den Weg stellten, oder ob er mit einer Atombombe Zehntausende, vielleicht Hunderttausende umbrachte. Möglicherweise hasste 59b die Menschheit für das, was sie ihm und seinen Artgenossen angetan hatte. Aber er hasste nicht jeden einzelnen Menschen. Es waren einzelne Menschen, die die Smarties erschaffen hatten. Es war ein einzelner Mensch, Pinero, der die Smarties flickte. Es war er, Melvin, gewesen, der ihnen die Flucht ermöglicht hatte. Der Abwurf der Bombe musste 59b beschäftigen. Vielleicht quälte er ihn, und deshalb reagierte er so heftig.
    »Fangen wir noch einmal von vorn an. Einverstanden?« Melvin beugte sich dem GenMod entgegen. »59b, ich bin nicht gekommen, um dir Vorwürfe zu machen. Alles, was ich will, ist zu hören und zu verstehen. Also sag mir bitte: Wieso habt ihr die Bombe abgeworfen?«
    »Die Seelenspringer wollten es so.«
    »Wieso? Die Befreiung war gelungen. Wir waren längst in der Luft. Niemand am Boden wäre in der Lage gewesen, unsere Luftfische aufzuhalten. Das ist doch so, oder?«
    »Ja.«
    »Wieso dann diese Bombe? Aus Rache?«
    »Nein, es war notwendig.«

    »Das musst du mir erklären.«
    Der Smartie stemmte sich hoch, bis er wie ein Mensch auf seinem Hintern saß - und Melvin dabei um einen guten