Alien Earth - Phase 3
der Suche, seid dabei über die Erde gestolpert und dachtet euch: »Wow, schicke Hütte! Ist gekauft!« So war es doch, oder nicht? Verständlich, aber hoffnungslos daneben, Jungs!
Wieso? Weil der Schein trügt, deshalb. Klar, unser Planet ist blau und macht was her.’ne Perle, denkt man von Weitem. Aber mal ehrlich, ist nicht so prall hier. Ist ganz schön heruntergelebt hier, und wir Vormieter sind - nüchtern betrachtet - ziemlich widerliche Zeitgenossen, mit dem Hang, Aliens am nächsten Laternenpfahl aufzuknüpfen. Wer will sich schon mit unsereins abgeben? Ich verrate euch was: ich nicht. Ich wär hier schneller weg, als ihr »Hände hoch, Ihr Planet ist erobert!« brüllen könntet.
Und wisst ihr, wohin? Nö, nicht nach Sigma V. Da gehen alle hin.
Und wenn alle hingehen, kann man genauso gut zu Hause bleiben. Ist doch so.
Nein, geht zum Titan.
Zum was?, fragt ihr. Okay, ich helfe euch auf die Sprünge. Titan, der größte Mond des Saturns. Dort, wo sich seit Jahren schon eure Robotschiffe rumtreiben und Erz aus dem Boden saugen.
Titan, das ist ein Planet zum Träumen. Temperatur bei minus 180 Grad (gute 100 Grad Spiel zum absoluten Nullpunkt), leckerer, reiner Stickstoff (reinigt die Lungen), ein Siebtel der Erdschwerkraft
(gut für die Gelenke), Eis, wohin man schaut (für die Cocktails), Methanseen (fürs Planschen zwischen den Cocktails), umgekehrter Treibhauseffekt (die Wolken sind so dicht, dass kaum Sonnenlicht durchkommt - Sonnenbrand ade!), großartige Wetterschauspiele (Methangewitter!), praktische Lage (nur ein Katzensprung zum Saturn).
Und das Beste: garantiert nirgends auch nur der kleine Finger eines Menschen.
Na prima, höre ich euch jetzt meckern. Was sollen wir auf diesem Titan?
Mensch, sage ich nur. Nichts wie weg von hier! Merkt ihr nicht, dass euch unsere Miesepeterei längst angesteckt hat? Kenn ich nicht, ess ich nicht!, oder was?
Ihr seid die tollen Aliens. Ihr springt von Körper zu Körper, wie wir unser Hemd wechseln. Also los: springt! Im Anhang findet ihr den Bauplan für Super-Smarties, die euch Schlösser auf dem Titan bauen und schon mal die Heizung für euch anwerfen. In einem Monat habt ihr die erste Generation gezüchtet, in drei Monaten habt ihr eure Super-Smarties auf den Titan verfrachtet (einfach an Fallschirmen abwerfen, die halten das aus), und - ffffft! - weg seid ihr von diesem Misthaufen.
Mensch, worauf wartet ihr eigentlich noch?
- AlienNet Unterforum AlienWatch/Humor/ und /Lebenshilfe und /Perspektiven
Stand: 22. Oktober 2066
70,1 % der User bewerteten den Text als lachhaft, 86,4 % stimmten dafür, dass die Aliens zum Titan verschwinden, 43,8 % wollten sich lieber selbst auf dem Titan ansiedeln.
KAPITEL 10
»Beobachte!«, fordert es ihn auf, ein dürres Mädchen mit halblangen Haaren und Augen, die viel zu erwachsen und viel zu verbittert sind, um einem Kind zu gehören. Er ist allein mit ihm in einem Keller in San Francisco, ein Häftling von Homeworld Security. Melvin will davonrennen oder wenigstens die Hände vor das Gesicht heben, aber er kann es nicht. Ketten fesseln seine Glieder an den harten Stuhl.
»Beobachte!«, fordert es ihn wieder auf. Es kommt auf ihn zu, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Was verbirgt es vor ihm?
Melvin wimmert.
Es bleibt vor ihm stehen. »Höre. Verstehe. Und dann handle.« Es streckt ihm eine Hand entgegen, in den Fingern ein mit Buntstiften gemaltes Bild.
»Diane?«, schluchzt Melvin.
Das Mädchen nickt. »Du kannst sie finden. Vielleicht. Wenn du tust, was ich sage.«
»Ich tue alles, was du willst!« Er nimmt das Bild, das es ihm entgegenhält. Die Fesseln, die ihn festgehalten haben, sind verschwunden. Er sieht Diane an, und plötzlich wird aus der Zeichnung ein Foto und aus dem Foto ein Fenster in die Welt, und Diane lächelt, als sie »Melvin, du bist es!« ruft, und Melvin ruft ihren Namen, und noch während er ihn sagt, beult sich Dianes Gesicht aus, beginnt es zu brennen. Eine Explosion zerreißt es, und aus seinen Händen steigt ein Atompilz auf und …
… und Melvin erwachte, schweißgebadet - und enttäuscht.
Doch er würde durchhalten. Melvin war Enttäuschungen gewöhnt. Seit er als halbes Kind aus dem großen Gefängnis
ausgebrochen war, in das sich der amerikanische Mittelwesten verwandelt hatte, wusste er, dass am Ende jeder Hoffnung die Enttäuschung wartete. Wollte man leben, überleben, musste man sich eine neue Hoffnung suchen, immer
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